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Deshalb ist Biofleisch nicht besser

Fleischproduktion
Fleischproduktion Bild: K/Vegpool

Manch ein Verbraucher möchte den groben Umgang mit Tieren in der industriellen Fleischerzeugung nicht mehr unterstützen.
Die Biofleisch-Angebote in Biomärkten (und zunehmend auch Discountern und Supermärkten) zeigen, dass immer mehr Verbraucher Fleisch aus so genannter „artgerechter Haltung“ bevorzugen.
Doch ist Biofleisch wirklich besser?

Die EG-Ökoverordnung regelt die grundsätzliche Erzeugung von Bio-Produkten. Darauf aufbauend gibt es Öko-Verbände wie „Demeter“, „Bioland“ oder „Naturland“, die in vielen Bereichen strengere Vorgaben machen, zum Beispiel, was die Futterauswahl oder die Lebenszeit der Tiere angeht.

Der mit Abstand wichtigste, qualitative Vorteil von Bio-Fleisch, ist die langsamere Aufzucht der Tiere und ein entsprechend aromatischeres Produkt, das bei der Zubereitung weniger Wasser verliert. Dieser Vorteil betrifft allein das Endprodukt Fleisch. Wer aus ökologischen, gesundheitlichen oder ethischen Gründen Fleisch aus Massentierhaltung ablehnt, wird auch in Bio-Fleisch keine adäquate Alternative finden. Tierschützer werfen Biobetrieben sogar eine bewusste Idyllisierung der Fleischerzeugung vor (die allerdings auch im konventionellen Bereich stattfindet). Hier würde das gute Image von „Bio“ genutzt, um ein umstrittenes Produkt wieder in ein positiveres Licht zu rücken.

Wer Tierquälerei ablehnt, die Umwelt schützen und sich selbst etwas Gutes tun möchte, sollte – das betonen Tier- und Naturschützer – besser Fleisch meiden und Vegetarier oder Veganer werden.

Ist Biofleisch ökologischer?

Da Biobetriebe den Tieren mehr Zeit lassen, um ihr Schlachtgewicht zu erreichen, leben die Tiere länger - und verbrauchen mehr Futtermittel. Rinder stoßen bei längerer Lebenszeit entsprechend mehr klimaschädigendes Methangas aus. So zynisch es klingt: Biofleisch ist hier sogar unökologischer als konventionelles Fleisch, für das die Tiere nur wenige Monate alt werden.

„Bio-Fleisch aus der Rindermast etwa kann bis zu 60 Prozent mehr CO2 verursachen als konventionell hergestelltes.“
Quelle: Institut für ökologische Wirtschaftsforschung

Der Anbau von Futtermitteln ohne den Einsatz von Pestiziden belastet die Umwelt weniger, als die Verwendung konventioneller Futtermittel wie importierter Soja (inklusive gentechnisch veränderter Pflanzen) – doch auch hier gilt: Die direkte Nutzung der Flächen für den Anbau von Lebensmitteln (wo möglich) ist die umweltfreundlichere Alternative. Der Anbau von Getreide als Futtermittel ist denkbar ineffizient – statt 10 Kilo Brot bekommt man nur ein Kilo Fleisch. Bei manchen Tierarten ist der Effizienzgrad sogar noch ungünstiger.

Bio-Fleisch: Tierhaltung, Bewegung und Auslauf

In vielen Fällen wird den Bio-Tieren tatsächlich mehr Auslauf gewährt, als den Artgenossen in der konventionellen Haltung. Zudem wird der Stall oft mit Stroh ausgestreut, so dass die Tiere nicht auf Spaltenböden stehen müssen. Allerdings: Auch Bio-Tiere werden kastriert (z. B. Bullenkälber und Eber) und in Gehegen gehalten, die nicht annähernd eine Bewegung wie in der freien Natur ermöglichen. Es gibt sogar streng-kontrollierte Demeter-Betriebe, die ihren Tieren den Weidegang verwehren.

Bio steht übrigens auch nicht im Widerspruch zu Massentierhaltung. Auch Bio-Betriebe dürfen große Zahlen von Tieren halten. In vielen Bio-Betrieben werden immer noch „konventionelle“ Qualzüchtungen genutzt.

Bio-Tierhaltung: Soziale Strukturen und natürliche Verhaltensweisen

Tiere sind soziale Wesen und haben Bedürfnisse, die nicht allein durch Versorgung mit Futter und der Abwesenheit von akutem Leid erfüllt werden. Eine natürliche, soziale Herdenstruktur aus alten und jungen, männlichen und weiblichen Tieren kann ein Wirtschaftsbetrieb in der Regel nicht bieten. Gerade Tiere in der Fleischproduktion werden in jungem Alter geschlachtet, damit das Fleisch noch zart und feinfaserig ist. In einer Rinderherde mit intakter Rangordnung führt diese „Auslese“ immer wieder zu neuen Rangkämpfen und Stress. Die herzzerreißenden Rufe der Muttertiere zeugen davon!

Biofleisch: Transport und Schlachtung

Auch Biotiere werden in der Regel in Tiertransporten zum Schlachthof transportiert. Zwar geben einige Bioverbände eine Maximal-Entfernung vor (z. B. 200 Km), doch selbst eine dreistündige Fahrt bedeutet schon enormen Stress für die Tiere, die das nicht gewohnt sind. Nicht ohne Grund werden die Tiere in Schlachthöfen zunächst in einen Ruhestall verbracht, damit die Adrenalinwerte sinken und die Fleischqualität nicht leidet.

Die Schlachtung erfolgt entsprechend der Tierschutz-Schlachtverordnung in normalen Schlachthöfen. Spezielle Bio-Anforderungen gibt es dabei nicht. In manchen Betrieben werden 50% der Tiere bei der Schlachtung nicht ausreichend betäubt.

Zwar gibt es bereits auf Bio-Fleisch spezialisierte Betriebe – doch auch hier herrscht selten wirkliche Transparenz für Verbraucher und Öffentlichkeit. Und auch hier ist es das Ziel, das Tier zu töten.

Fleisch aus Bio-Schlachtung?

Der Begriff „Schlachtung“ ist ein Euphemismus. Der Schlachthof hat den Zweck, das Tier zu töten, damit Verbraucher es verspeisen können. Es bedeutet, dem Tier das Leben zu nehmen, allein für den Zweck, es als Genussmittel aufzuessen. Eine biologische Notwendigkeit zum Verzehr von Fleisch besteht schon seit Jahrzehnten nicht mehr.

Die Tierrechtsorganisation PETA Deutschland e. V. hat erst vor Kurzem Aufnahmen aus einem Landschlachthof veröffentlicht, der auch Bioland-Tiere tötet. Die schockierenden Bilder zeigten, wie grob mit Tieren sogar in einem Schlachthof umgegangen wurde, der als Vorbildbetrieb galt.

Eine erschütternde Video-Sammlung zum Thema Biofleisch bietet der Verein Ariwa e. V. unter http://biowahrheit.de. Viele Aufnahmen wurden undercover erstellt – wohl die einzige Möglichkeit für Verbraucher, Einblick in die Realität der Bio-Fleischerzeugung zu bekommen. Diese Bilder sind hart, doch sie zeigen, was tagtäglich hinter dicken Schlachthofmauern geschieht.
Wohl nicht ohne Grund wollen die wenigsten Menschen wissen, wie Fleisch wirklich produziert wird.

Sowohl in konventionellen, als auch in biologisch wirtschaftenden Betrieben werden Tiere als gewinnbringender Wirtschaftsfaktor gehalten. Zwar gibt es gerade im Biobereich große Bemühungen, den Tieren ein (wenn auch kurzes) Leben ohne Qualen zu verschaffen, doch letztendlich geht es um ein Wirtschaftsprodukt, das heutzutage maßgeblich zu Zivilisationskrankheiten und Klimaerwärmung beigetragen hat – und heute nur noch ein Genussmittel ist, auf das man gut verzichten kann.

Ist Biofleisch besser? Im Vergleich zur konventionellen Mast regeln die Bio-Vorgaben eine oft weniger qualvolle Aufzucht und Haltung.
Doch auch Biobetriebe können die grundsätzliche Problematik der Fleischerzeugung nicht lösen.

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AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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