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Vegan beim Metzger: „Logischer Schritt“

Metzger Rainer Breuer
Metzger Rainer Breuer Bild: Metzgerei Bakenhus

Als Veganer zum Metzger gehen? Warum nicht!
Immer mehr Metzgereien und Fleischereien entdecken Vegetarier und Veganer als Zielgruppe. Hier und da tritt mit der Entwicklung eines veganen Sortiments auch ein Bewusstseinswandel ein.

Rainer Breuer betreibt die Metzgerei Bakenhus in Großenkneten (Landkreis Oldenburg). Mit seinen Mitarbeitern produziert er dort mittlerweile auch mehrere vegane Fleischalternativen. Und das kommt richtig gut an! Die vegane Pinkel (eine in Norddeutschland verbreitete Grützwurst-Sorte) wird häufiger verkauft, als die Variante mit Fleisch. Langfristig soll der Anteil veganer Produkte auf 30% wachsen.
Lesen Sie das Interview!


Vegane Griller
Vegane Griller Bild: Metzgerei Bakenhus

Vegpool: Hallo Herr Breuer, Sie sind Metzger und stellen inzwischen auch vegane Produkte her. Was bekommen denn Veganer bei Ihnen?

Rainer Breuer: Wir stellen ca. 8-10 vegane Spezialitäten her, das sind zum Teil herzhafte Pfannengerichte, die sich auch als Grundlage zur Weiterverarbeitung eignen, wie z.B. der Bauerschmaus als Nudelsoße. Aber auch vegane Cevapcici und Grillwürste auf Kichererbsenmehl-Basis gehören zum Sortiment.

„Mir geht es darum, Menschen zu bewegen“

Vegpool: Was war der Grund, vegane Produkte herzustellen? Worum geht es Ihnen?

Rainer Breuer: Grund war ein Praxisprojekt der Uni Oldenburg [siehe nordwest2050.de, Anm. d. Red.]. Mir geht es in erster Linie darum, Menschen zu bewegen sich mehr mit Ihrer Ernährung im Allgemeinen und dem Fleischkonsum zu befassen. Meine Devise lautet: weniger Fleisch und wenn, dann aus Artgerechter Haltung.
Um diesen Wandel zu erleichtern, stellen wir vegane Produkte her, die im Mundgefühl an Fleisch erinnern und sehr gut schmecken.

Vegpool: Wird man als Metzger, der auch vegane Produkte produziert, nicht schnell als „Spinner“ bezeichnet?

Rainer Breuer: Na ja, anfänglich hatten meine Mitarbeiter sicher schon diesen Verdacht, haben aber sehr schnell erkannt, das dieser Weg doch Sinn macht. Ein großes Lob kam aus dem Mund eines langjährigen Veganers, der meinte es wäre eigentlich logisch das ein Fleischer solche Produkte herstellt, da dieser gut mit Gewürzen umgehen kann.

Sehr viel positives Feedback

Bild: Metzgerei Bakenhus

Vegpool: Was sagen die Kunden zu Ihren veganen Produkten?

Rainer Breuer: Viele Kunden sind begeistert von unseren Veganen Spezialitäten, wir bekommen sehr viel positives Feedback. Unsere Vegane Pinkel Bremer Art war in der letzten Grünkohlsaison stärker nachgefragt als die Varianten mit Fleisch.

Vegpool: Und was halten Ihre Mitarbeiter und Berufskollegen von dem veganen Angebot?

Rainer Breuer: Meine Mitarbeiter stehen voll hinter dem Sortiment und beteiligen sich aktiv an der Neuentwicklung von neuen Spezialitäten. Aktuell arbeiten wir an einer Asia Pfanne mit Roggensprossen.
Bei den Berufskollegen ist die Akzeptanz eher zwiespältig, sie reicht von totaler Zustimmung bis zu völliger Ablehnung.

Zurück zu den Wurzeln?

Vegpool: Was denken Sie: Werden Menschen in 100 Jahren noch Fleisch essen?

Rainer Breuer: Das vermag ich nicht zu beurteilen, das liegt mir zu weit in der Zukunft. Vielleicht geht es wieder "Back to the Roots". In meiner Kindheit gab es überwiegend 2-mal in der Woche Fleisch, da dieses recht teuer war.

Vegpool: Haben Sie schon mal überlegt, Ihr gesamtes Sortiment auf vegan umzustellen?

Reiner Breuer: Dieser Gedanke ist mit noch nicht gekommen, da gerade die Bio Landwirtschaft einen ganzheitlichen Anspruch hat. Die Tiere sind schon als Produzenten für den Dünger wichtig, ohne den es auch kein Pflanzenwachstum gibt. Ich fühle mich da der Landwirtschaft und meinem Berufsbild verpflichtet. Wir streben langfristig 30% Sortimentsanteil an.


Vegane Produkte der Metzgerei Bakenhus können in deren Onlineshop bestellt werden.

Einige Initiativen und Netzwerke setzen sich für die Entwicklung veganer Landwirtschafts-Methoden ein.
Mehr Informationen finden Sie hier:

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4,1/5 Sterne (9 Bew.)
AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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