Hallo Robert,
Zitat robert:
Im Mittelalter muss es doch sicher auch Kleidung gegeben haben, wo kein Leder dabei war.
Lederfrei geht (zumindest im 13. Jahrhundert über das ich mich informiert habe) durchaus, wenn man in der Darstellung barfuß gehen kann.
Leider haben selbst die Holzschuhe einen Lederriemen, sodass selbst die "mittlere" Gesellschaftsschicht kaum in Frage kommt.
Ansonsten gibt es allerdings ein Problem: Wolle
Die einzelnen Bekleidungsschichten im Überblick (~1300 bis ~1335, Region Mainz) für Männer von niederem Stand:
Bruche = gebleichtes
Leinen
Hemd = gebleichtes
Leinen
Beinlinge* = meistens pflanzengefärbte
Wolle, keine belegten Nachweise für Leinen
Cotte (Tunica) = pflanzengefärbte
Wolle, nur äußerst wenig
Leinen belegt
Bundhaube = gebleichtes
Leinen
Gugel / Cappa* = pflanzengefärbte
Wolle, keine belegten Nachweise für Leinen
Gürtel =
Leder, Borte, Metall*
Schuhwerk =
Leder*, Holz*, Barfuß
Pilgerbeutel =
Leinen mit
Wollapplikationen* und
Bommeln
Nierentasche =
Leder*
- kann bei ärmeren Darstellungen weggelassen werden
Eine Darstellung im Stile der Jahre 1400 - 1450 dürfte sicherlich einfacher sein, da dort bereits die ersten Baumwoll-Mischstoffe (Barchent) den Markt eroberten. Mit diesem Zeitraum kenne ich mich aber leider nicht genügend aus, da die allermeisten Mittelaltermärkte auf denen ich LH betrieb zwischen 1250 - 1350 datiert waren (was modisch schon ein riesen Sprung war!)
Zitat robert:
Schuhe sind tatsächlich kaum ein Problem, da ich ohnehin im Alltag und natürlich dann auch auf Mittelaltermärkten Barfuß gehe.
Wenn es nicht historisch korrekt sein muss, dann ist barfuß durchaus eine Option. Zumindest vom 13. Jahrhundert weiß ich, dass allerdings nur Randgruppen oder besonders ärmliche Leute barfuß gelaufen sind (zumal ja praktisch alle Gehwege mit Exkrementen übersäht waren) und ihnen dadurch zumeist nur ein recht kurzes Leben vergönnt war.
Zitat robert:
Meine Zehenschuhe sind für den Mittelaltermärkten allerdings eher unpassend.
Das ist sicherlich korrekt
Allerdings sei gesagt, dass ich vergangenes Wochenende meine, unpassenden, Vibram trug, da ich derzeit offene Blasen am Fuß habe.
Sah skurril aus, aber es haben sich weniger Gruppen daran gestört als gedacht
Zitat robert:
Aber da gibt es doch sicher auch aus der Zeit des Mittelalters Lederfreie Lösungen? Leder war doch sicher teuer?
Leder nicht so teuer wie man denken mag (da weniger und sparsamer verwendet), aber extrem langlebig, sodass selbst die ärmeren Bauern meist Ledergürtel und -schuhe trugen (alleine schon aus dem Grund nicht ärmlich zu wirken).
Recht hast du insoweit, dass es sicherlich keine (auf Mittelaltermärkten zuhauf anzutreffenden) Ledermieder oder Lederhosen im Hoch- bzw. Spätmittelalter gab, da Leder hier ein Zeichen der arbeitenden, ärmeren, Klassen war und diese den überwiegenden Teil ihrer Kleidung (schon aus Kostengründen) eher aus Leinen und Wolle denn aus Leder fertigten.
Ein paar weiterführende Links:
http://www.gewandung.de/gewandung_gewandformen_2_1.shtml
http://www.ig-historisches-handwerk.de/kleidungmaenner.html
http://www.dragal.de/XIII.html
http://www.mittelalterforum.com/index.php/Thread/19412-Tunika-Cotta-in-der-ersten-H%C3%A4lfte-13-Jahrhundert-aus-Wolle-oder-Leinen/
Grüße,
Falk