Hallo Flo,
dass die GLS-Bank zu Jahresbeginn den GLS-Beitrag einführte, ist sicherlich finanziell durchaus eine Hausnummer. Dass der GLS-Beitrag "plötzlich" kam, kann man nun allerdings wirklich nicht behaupten. Diese neue Art der Bankenfinanzierung wurde in einem Prozess von 2 Jahren von Mitarbeitern, Kunden und Mitgliedern erarbeitet und auf der GLS-Sonderversammlung im Dezember 2016 von den anwesenden Mitgliedern beschlossen.
Hintergrund sind die seit Jahren sinkenden Zinsens durch die Politik der Europäischen Zentralbank. Von diesen Zinsen haben sich Geldinstitute bisher immer finanzieren können, durch die aktuellen Entwicklungen sind die Banken nun gezwungen, sich neu aufzustellen. Die meisten Banken versuchen dies durch Entlassungen, Filialschließungen, weniger Zinsens zahlen, Erhöhung der Gebühren usw. Die GLS-Bank möchte hier einen neuen Weg gehen und sagen: wir haben ein gewisses "mehr" für unsere Kunden: nämlich die Garantie, nicht in jeden (ich sags mal direkt) Scheißdreck zu intestieren, damit im Nachgang möglichst viele Zinsen dabei herausspringen - egal was es (Umwelt, Natur, Mensch) kostet. Dieses "mehr" muss natürlich auch irgendwie finanziert werden - und über das "wie" hat man in den letzten 2 Jahren versucht, sich einig zu werden.
Von der ganzen Bankenbranche wird das sehr genau beobachtet. Schließlich ist das konzept denkbar einfach wie umstritten: Ähnlich wie bei meinem Stromanbieter zahle ich nun auch bei meiner Bank einen Monats-Pauschal-Betrag für die "Kernleistungen" (wie es in der GLS-Bank genannt wird). Dazu kommen dann die Kosten, die ich "verursache", also beim Stromanbieter die Stromkosten nach Verbrauch und bei der Bank die Kontoführungsgebühren je Konto.
Der GLS-Beitrag beträgt 60 Euro im Jahr, heruntergerechnet also 5 Euro im Monat.
Andere Banken ziehen nach: Die Ethikbank wird nun auch einen solchen Beitrag (höhe noch unklar) einführen.
Soweit mal zur Erklärung für die Menschen, die damit nichts bis wenig zu tun haben. Nun zu meiner Meinung:
Ich habe als Mitglied und Kunde der Bank in den letzten beiden Jahren auch eifrig mitdiskutiert und meine Ideen und Vorschläge eingebracht. Das Ergebnis spiegelt nicht das wieder, was ich mir vorgestellt hatte. Fühlt sich für mich ähnlich an wie bei jeder Bundestagswahl
Ich finde den Gedanken vernünftig, die Bank auf nachhaltige (von der EZB unabhängige) Füße zu stellen. Dabei neue Wege zu gehen ist für mich eine logische Konsequenz, wenn ich mir aktuell ansehe, wie die Finanzwelt aufgestellt ist. Dabei auf eine "Kopfpauschale" zu setzen, ist ein einfacher wie genialer oder völlig wahnsinniger Gedanke. Die Zukunft wird uns zeigen, welches der genannten Gedanken eintrifft.
Was ich mir gewünscht hätte: eine sozial verträglichere Verteilung der Kosten, eine Unterscheidung zwischen "großen" und "kleinen" Kunden und eine breitere Abstimmung darüber (leider rechtlich nicht möglich).*
* Unter "breitere Abstimmung" verstehe ich, dass ALLE Genossenschaftsmitglieder hätten darüber abstimmen dürfen. Es konnten jedoch nur die Anwesenden der Mitgliederversammlung abstimmen; somit lediglich 1.200 von 41.000 Mitgliedern. Leider ist dies vom Gesetzgeber her so geregelt, hier kann die Bank also nichts dafür.