vegan53 PostsweiblichHamburgLevel 2
01.02.2017Hallo Pummelchen, interessantes Thema.
Das Problem ist, finde ich, dass es überhaupt dieses "Dafür" und "Dagegen" geben soll. Wenn ich mich respektvoll verhalte, werde ich meine Sprache sorgfältig wählen, sicher, aber wenn ich mich nur großtun will als Minderheitenversteherin, dann ist meine Sprache eine einzige Lüge, so korrekt sie auch klingen mag.
Schwule und Lesben haben entsprechend die Bezeichnungen mit Hilfe einer positiven Einstellung zu ihnen umgedeutet. Das wäre nicht möglich gewesen, hätte irgendeine Instanz die Worte einfach verbieten können, weil sie als Schimpfworte gebraucht wurden (und noch werden!). Ein inneres "Darf man das so sagen?" sollte vielmehr sein wie ein Zeichen: "Achtung, bitte nachdenken, was ich ausdrücken möchte, könnte jemanden verletzen". Wenn man die Frage statt dessen einfach mit Ja oder Nein beantwortet, konstruiert man eine Instanz, die allein über Ja und Nein entscheiden darf (meistens das eigene Gutdünken) - und das ist in der Tat fragwürdig.
Ich las über einige Indianervölker (Achtung: indigene Stämme - indigen = "eingeboren" - also "Eingeborene"? Ich meine Menschen, deren Vorfahren etwas länger auf dem amerikanischen Kontinent gelebt haben als 500 Jahre), dass die Figur eines Clowns oder Tricksters zu ihrer Religion dazugehört. Er stellt die Formen in Frage und erhält damit ihren Sinn am Leben. Das halte ich für eine gute Idee. Wir brauchen beides, das Bemühen um anständige Sprache und den spielerischen Umgang damit.
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vegan2.851 PostsweiblichLinzLevel 4Supporter
01.02.2017Ich würde mich der Meinung in dem Artikel anschließen und den Begriff (nicht die damit verbundenen Inhalte) einfach streichen. Wenn jemand andere diskriminiert, dann soll man das direkt und konkret auf den Fall bezogen sagen, und nicht: das war jetzt aber politisch nicht korrekt. Nach meinem Empfinden wird der Begriff (politisch korrekt/nicht politisch korrekt) oft als Strohpuppe verwendet, die man attackieren kann, statt sich mit den eigentlichen Argumenten zu beschäftigen.
Ich bin überzeugt, dass Sprache und Handeln oder auch Sprache und Denken (als Vorstufe zum Handeln) sehr eng miteinander verknüpft sind. Ich bin aber auch überzeugt davon, dass nicht jeder der "Neger" sagt einfach weil er damit aufgewachsen ist und diesen Begriff in relativer Unschuld (man müsste natürlich die Diskussionen darüber verpasst haben, um von der Wandlung der Bedeutung dieses Wortes von neutral zu negativ nichts zu wissen) benutzt, deswegen gleich ein Rassist ist. Und wenn er eigentlich ein Argument in einer Diskussion zu einem anderen Thema gebracht hatte, sollte man lieber auf das Argument eingehen statt eine Diskussion über richtigen Sprachgebrauch zu beginnen.
Unabhängig davon können auch echte Rassisten zu manchen Themen richtige Argumente haben und dies abzustreiten oder zu ignorieren, nur weil es von einem Rassisten kommt, führt dazu, dass man selbst zu Recht als unglaubwürdig wahrgenommen wird (ein aktuelles politisches Problem im Umgang mit Aussagen von Populisten).
Themen-Starter1.266 PostsweiblichS' LändleLevel 2
03.02.2017Was ja ein großes Problem daran ist: was ist überhaupt inkorrekt? Ich finde, das wurde alles viel zu viel umgedeutet. Wie will man unterscheiden, ob einer "Neger" als Beleidigung oder einfach als Bezeichnung meint? Wenn das jemand einfach verwenden will, auch als Beleidigung, dann kann er sich einfach den Mantel von politisch inkorrekt umlegen und auf einmal wird er dafür gefeiert, umgekehrt kann eine alte Dame ihr angestammtes Wort für Schwarze nicht mehr nutzen, weil sie sonst als rassistisch gilt.
Ich denke, das dafür und dagegen hat sich daraus entwickelt - irgendwie aus einer Bestrebung raus, das weiter so verwenden zu können, wie man einfach will und wie man es nicht schlimm findet. Das wächst aber inzwischen dahingehend aus, dass jeglicher Bullshit auf einmal wieder sagbar ist: Frauen an den Herd ist zwar die Wahrheit und natürliche Ordnung, aber man darf das ja wegen politischer Korrektheit nicht mehr sagen. Und so langsam rollt doch auch die Welle auf die Veganer zu, wie mir das scheint :oo
Man wird als der wahrgenommen, der irgendwie was vorschreiben will und wenn man dagegen ist, ist man automatisch inkorrekt und auf der richtigen Seite. Kommt euch das auch so vor?