Hallo Forum,
nach meinem letztjährigen Dilemma betreffend einem gerissenen Ledergürtel und dessen Ersatz hat das Schicksal dieses Jahr für ein frühzeitiges dahinscheiden meines Wollmantels für mittelalterliche Darstellungen gesorgt.
Getreu der Devise "Neugekauft wird nur Vegan" und in Ermangelung eines authentischen Wollmantels für meine historisch korrekte Darstellung war ich bis vor Kurzem in einem neuen Dilemma gefangen.
Living History (oder auch Reenactment) funktioniert ohne wetterfesten Wollmantel nicht..
Zudem gibt es keine, unsichtbare und vor allem funktionale, Alternative zu Wolle:
Wer bei 35° im Schatten schonmal anderen Menschen beim schwitzen zugeschaut hat, während man unter einem, wohl klimatisierten, Wollumhang steckte, weiß wovon ich rede.
Die Suche nach gebrauchten, authentischen, Mänteln lief, wie schon beim Gürtel, ausgesprochen Erfolglos ab.
Da ich meine Gewandung zudem prinzipiell selbst schneidere (bzw. teilw. auch spinne und webe), schien mein einzier Ausweg darin Schurwolle aus bekannten (und wie wir alle wissen nicht sonderlich tierfreundlichen) Quellen zu beziehen, an dessen Ende (mögen die Tiere auch noch so sorgsam behandelt worden sein) die Schafe schlussendlich doch auf der Schlachtbank landen.
Letztendlich bin ich dann auf besagte "vegane Wolle" gestoßen:
Alle Lebenshöfe mit Schafen (oder Menschen die Schafe als Haustiere halten) müssen diese einmal jährlich scheren, damit die Tiere nicht in ihrem hochgezüchteten Fell eingehen.
Solche Höfe oder Personen haben sowohl ein hohes Interesse an einer verletzungsfreien Schur, als auch an einem natürlichen Ableben der Tiere.
Ob man tierleidfreie Wolle als "vegan" bezeichnen könnte ist sicherlich ebenso diskutable wie bei (auto-replikativem) in-vitro-Fleisch, da dies stark auf die eigene Interpretation des Begriffs (entweder als tierprodukt- oder tierleidfrei) ankommt.
Wer in einer ähnlichen Situation stecken wie ich (wir), kann sich z.B. einmal die folgenden Lebenshöfe mit jährlicher Wollabgabe anschauen:
http://www.lebenshof-am-muehlenbach.de/
www.eulhof.de
(Waschen, kämmen,) verspinnen und weben, müsste natürlich noch selbst gemacht werden
Der Preis pro kg liegt natürlich ebenfalls weit (teilw. bis zu 10x) über "normaler" Schurwolle, dafür unterstützt man aber gleichzeitig auch den Fortbestand dieser Lebenshöfe
Grüße,
Falk