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Zeit-Artikel über Gänsemast16.12.2016Hallo ihr Lieben,
es ist mal wieder Zeit für ein Fundstück aus der Reihe "Schöne Welt der Tierhaltung" - heute: die Zeit erklärt die Gänsemast in süßen Bildern. [Kilian: Bilder davon darf ich wohl nicht posten?]
Der Artikel beschreibt, "Die Geschichte von der Weihnachtsgans", was sie "zuvor erlebt haben" (vor dem Teller).
Der Artikel ist eine Art Geschichte mit gezeichneten Bildern und kleinen Erzählungen darunter. Es beginnt natürlich beim Ei: die Muttergans legt ein Ei und das kommt dann in den Brüter. Mehr als wie so ein Ei künstlich bebrütet wird, wird nicht erzählt. Dann kommt die Aufzucht. Das Bild zeigt sehr viele kleine, gelbe Küken, die zwischen weihnachtlichem Holzspielzeug herumlaufen. An den Ecken stehen Wärmelampen. Die Erklärung dazu ist ähnlich minimalistisch wie zum Ei: Das Küken muss gewärmt werden, deswegen leben "20 Tiere pro Quadrameter" in einem Ring, der bestrahlt wird. Das nächste Bild zeigt Gänse, die auf einer Wiese leben und an Blumen zupfen, es ist überschrieben mit "Die Mast in Deutschland". Es wird erzählt, wie die Gans auf der Wiese gehalten wird und Gras und Kräuter frisst, aber auch Energiefutter bekommt. Darunter ist schon ein etwas dramatischeres Bild der Stopfmast: Die Gänse sitzen aufgedunsen auf dem Boden, die Hälse sind gerade nach oben gerichtet und sie haben einen Trichter im Mund, die Augen sind rot und leer und tränen. Die Mast selbst wird eher mechanisch beschrieben - dass die Gänse dabei große Schmerzen ertragen müssen und alle zwei Stunden gestopft werden, wird nicht erwähnt. Nur, dass es in Deutschland zwar verboten ist, aber immer noch eine Delikatesse.
Weiter gehts beim Rupfen, da lese ich den ersten, zaghaften Versuch von Kritik: Es wäre sehr lukrativ, Gänse mehrmals lebendig zu rupfen, da ihre Federn dann weicher nachwachsen. Das wäre "schmerzhaft" und verboten in der EU. Man dürfe nur das lose Gefider in der Mauser abnehmen, was eigentlich in Rupfen ausartet. Das Bild dazu ist eine nackte, zitternde Gans, die verwirrt auf den Leser blickt.
Die Schlachtung ist dann wieder ganz normal: sie werden mit Strom betäubt und dann ausgeblutet. Das Bild dazu zeigt Gänse, die an Fleischerhaken hängen und aus dem Mund zu bluten scheinen. Die Zahl der geschlachteten Gänse ist mit Blut beschmiert und wird von einem darüberhängendem Messer geziert, das ebenfalls blutig ist. Dabei ist ein Text über den Verbrauch, es würen in Deutschland an die 600 000 Gänse geschlachtet, der Verbrauch liege jedoch höher, sodass Gans im großen Stil importiert wird.
Weiter geht es mit dem Verkauf, man sieht eingepackte Gänse, gerupft und ohne Füße und Köpfe, umrahmt von Sternchen, die wohl die Kühlung symbolisieren sollen. Darunter findet sich der Hinweis, dass man als Verbraucher schlecht nachprüfen könne, ob die Gans aus einem Betrieb kommt, er lebend rupft und Stopfmast betreibt. Es wird auf die Listen von Tierschutzorganisationen verwiesen.
Es schließt mit einem Bild eines Bratens auf dem Tisch in einer weihnachtlichen Wohnung. Von draußen sehen lebende Gänse durch das Fenster hinein. Der Text darunter gibt eine Anleitung, wie man die Gans am besten brät, sodass sie zart wird.
Der Artikel bietet niedlich gezeichnete Bilder von Gänsen und scheint sich nicht zu trauen, auch Probleme anzusprechen. Nur beim Rupfen ist so ein wenig zart kritisierend, vielleicht. Ansonsten würde ich mir jetzt als Normalverbraucher denken: so ne Gans hat doch ein hübsches Leben, alles böse ist in der EU und Deutschland eh verboten, dann kaufe ich eben "die gute vom Metzger" und alles ist paletti. Was meint ihr dazu? Schaut vielleicht mal am Bahnhof rein, das ist im Wissenschaftsteil die letzte Seite, dazu muss man nicht mal die Zeitung auseinanernehmen und aufklappen.
Persönlich kommt es mir hart entdramatisiert und verharmlosend vor. Als ob es der Normalfall wäre, dass so eine Ganz draußen rumrennt und grast und dann schmerzfrei getötet wird. Naja, aber ich bin wohl doch nur ein militanter, überempfindlicher, kindischer Veganer.