Ich finde das Format zu oberflächlich (zu kurz, die beiden wollten im Anschluss ja auch noch weiterreden) - da geht es wohl weniger um Inhalt als um den persönlichen Eindruck.
Zur Gesprächsführung: Robert Habeck ist Philosoph und ein erfahrener Politiker. Natürlich ist er diskussionserfahren und öffentliche Auftritte gewohnt. Dass da ein junger Landwirt nicht ganz mithalten kann, ist natürlich und zu erwarten. Wichtiger ist ja, dass er was von seinem Job versteht, und er macht den Eindruck, dass er das tut.
Nach den Infos, die wir bekommen haben, scheint Tierhaltung kein wichtiger Grundpfeiler der Arbeit von Herrn Hansen zu sein. Das ist ja schon mal positiv. Weiterhin scheint er, obwohl er sich für konventionelle Landwirtschaft entschieden hat, seinen Beitrag zu Naturschutz und zum Erhalt der Biodiversiät leisten zu wollen (hier stellt sich die Frage: "Wie?"). Er erwähnt "integriert wirtschaftende Landwirte" (vermutlich ist das sein Ansatz). Ich konnte mit dem Begriff nicht unmittelbar etwas anfangen und ergänz mal hier die Info:
https://de.wikipedia.org/wiki/Integrierte_Landwirtschaft
Eine wichtige Frage, die eigentlich einen Faktencheck benötigt: wie hoch sind die Anteile der Subventionen an den Einnahmen der Landwirte. Das müsste man eigentlich auch noch aufschlüsseln in direkte (Zahlung an Landwirt) und indirekte (steuerliche Begünstigungen, die das Produkt marktfähig machen und dadurch wiederum den Landwirten Einnahmen ermöglichen). Ob das 50%, 40% oder 60% Prozent sind, ist zwar jetzt nicht die relevanteste Frage, aber wie sich die Subventionen zusammensetzen, wofür man sie bekommt und wie man sie zur besser zur Steuerung (gezielt für nachhaltige Landwirtschaft) einsetzen kann, ist eine spannende Frage, zu der die Grünen offensichtlich einen Vorschlag gemacht haben und Herr Hansen mit diesem Vorschlag scheinbar recht einverstanden ist.
Warum Herr Habeck am Ende noch meint "nicht alles soll öko werden", versteh ich nicht. Dass das nicht kurzfristig geht, ist ja klar, aber langfristig? Klar, er will moderat rüberkommen, aber entweder ist es nicht ehrlich, oder nicht konsequent genug.
Auf jeden Fall haben sie hier Herrn Habeck nicht den durchschnittlichen konventionellen Landwirt vor die Nase gesetzt, sondern durchaus einen, der sich schon intensiv mit den Konzepten nachhaltiger Landwirtschaft und Biolandwirtschaft auseinandergesetzt hat und dafür auch grundsätzlich offen ist, und nur noch Bedenken in Bezug auf die Wirtschaftlichkeit hat. Beim Klientel "streikende Bauern" entsteht ja ein vollkommen anderer Eindruck. (hier noch ein Artikel über Magnus Hansen und seinen Bruder, zur genaueren Einordnung:
https://text-salon.de/veroeffentlichungen/zwei-brueder-zwei-bauern/ )
Vielleicht muss man wirklich nicht so eine harte Grenze ziehen, zwischen Bio und konventionell. Vielleicht ist ein "integriert wirtschaftender" Landwirt am Ende sogar nachhaltiger als der echte Biolandwirt, einfach weil er es länger durchhält (wirtschaftlich, physisch, psychisch). Entscheidend sind aber dennoch die Fragen: wieviel Pestizide (Artenvielfalt), wieviel Kunstdünger (Lachgas, Klimawandel), wieviele Tiere (Methan, Klimawandel, Flächenverschwendung, Boden- und Wasserbelastung), Humusabbau oder -aufbau (Humus = CO2, bedeutet dass Landwirtschaft Teil des Problems oder Teil der Problemlösung sein kann, außerdem bedeutet Humusabbau, dass der Boden irgendwann nicht mehr für die Landwirtschaft geeignet ist, bei der klassisch konventionellen Landwirtschaft wurden uns vor ein paar Jahren noch 60 Jahre prognostiziert, wobei allerdings Extremwetter die Erosion beschleunigt und Überschwemmungen außerdem Gifte auf die Äcker bringen, die Lebensmittelerzeugung auf diesen Böden für viele Jahrzehnte verhindern können).
Fazit: schön, dass das Thema mal kam, aber man hätte dazu gern auch einen zweistündigen Beitrag machen können.