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Auf dem Weg zum veganen Leben

Erstellt 14.12.2018, von Himbeerkekz. Kategorie: Neu hier. 6 Antworten.

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Themen-Startervegetarisch6 PostsweiblichHamburgLevel 1
Auf dem Weg zum veganen Leben
14.12.2018
Moin,

ich bin Nadine, 31, bald Mama von zwei Söhnen und wohne in Hamburg Barmbek-Nord. Ich bin über die Beschäftigung mit FairFashion auf ZeroWaste gestoßen und darüber dann auf nachhaltige Ernährung. Nach SEHR viel Recherche und Videos zum Thema gucken, kommt für mich nur eine vegane Lebensform in frage. Ich habe mir aber erst mal nur eine vegetarische Ernährung als Ziel gesetzt, da mein zweiter Sohn bald geboren wird und ich einfach weiß, dass zusätzlicher Stress im Wochenbett keine gute Idee ist. Wenn nach der ersten stressigen Zeit die Routine etwas eingekehrt ist, werde ich dann komplett auf vegan umstellen. Jetzt gerade wo es noch ruhig ist, kaufe ich aber schon komplett vegan ein und auf Kuhmlich in Reinform und Eier z.B. kann so leicht verzichtet werden, dass ich das auch direkt mache.

Mein größtes "Problem" ist momentan die (sehr sachliche und NICHT beleidigende!) Diskussion mit meinem Mann, der ein großer Fleisch (Grill)-Fan ist. Er glaubt nicht, dass die Haltungsbedingen der Nutztiere in Deutschland so schlimm sind, wie die Bilder aus anderen Ländern zeigen, sofern es da keine Beweise für gibt. Das beste wäre so eine Doku wie Dominion, gefilmt in deutschen Betrieben - dann würde er auch zumindest etwas umdenken (glaube ich). Und da Deutschland eher exportiert, als importiert meint er damit kein Fleisch aus solch schlimmen Zuständen zu verzehren. Bei den Kühen glaubt er nicht, dass diese eine große Bindung zu den Kälbern herstellen, so lange es da keine Beweise für gibt. Und bei den männlichen Kücken hat er mir dann berichtet, dass die ja hier "nur" vergast werden und diese eh für Zoos etc. gebraucht werden. Also er liest sich aus Interesse Dinge an, aber eben die Gegenseite, die die Haltung von Nutztieren (in Deutschland!) verharmlost. Ich glaube schon dass ich ihn soweit habe zumindest den Verzehr von totalen Discounter-Billigfleisch zu verringern, aber das wars auch schon. Ich würde ihm so gerne von mehr als das überzeugen :(

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Nefasu
14.12.2018
Hallo Himbeerkekz,

willkommen im Forum :star:

Zitat Himbeerkekz:
Also er liest sich aus Interesse Dinge an, aber eben die Gegenseite, die die Haltung von Nutztieren (in Deutschland!) verharmlost. [...] Ich würde ihm so gerne von mehr als das überzeugen :(

Jeder Mensch findet stets wonach er sucht ;) Das ist die grundlegende Funktionsweise unseres Gehirns.
Solange man also die prägenden Glaubenssätze (meist über viele Jahre von den Eltern eingestampft) nicht hinterfragt, kann man zwar ein gewisses Verhalten, aber niemals eine Überzeugung verankern.

Dazu kommt noch, dass es gewisse Persönlichkeitsstrukturen gibt, welche sich auf zunehmen Druck oder Gegenwind immer weiter in die eigenen Überzeugungen hineinsteigern.


Speziezismus ist in unserer Gesellschaft nicht nur allgemein akzeptiert, sondern wird sogar aktiv durch diverse Kanäle gefördert.
Ein hinterfragen der eigenen Glaubenssätze ist somit nicht nur per se schwierig, sondern wird noch durch den Umstand erschwert, dass eben jenes Hinterfragen nicht nur das eigene bisherige Leben (denn man müsste ja zugeben, dass man bisher "mist" gebaut hat), sondern auch das Leben und die übernommenen Überzeugungen von Eltern, Freunden und Vorbildern in Frage gestellt werden.
- Das ist harte Arbeit und, abhängig vom jeweiligen Selbst- und Weltbild, sehr unangenehm.


Zu bedenken ist an dieser Stelle auch noch, auch wenn man besonders anfangs kaum all das Tierleid ertragen kann, welches man bis dato ignoriert hat, dass man jedem andere die selben Freiheiten geben sollte wie man selbst:
Wenn ich selbst in Ruhe mit meiner Ernährungsform leben und darüber nicht diskutieren möchte, dann darf ich dies auch anderen zugestehen.
Wenn ich hingegen mein Gegenüber von meinen Ansichten überzeugen möchte, dann darf der Andere das wiederum ebenfalls.
Wichtig ist hierbei, dass niemand von beiden Recht hat, oder "die Wahrheit" sagt, sondern dass beide Ansichten und Überzeugungen, in ihrem jeweiligen Kontext, richtig und wahr sind. :heart:

Mit solch einer Einstellung wird aus dem "Deine Meinung Gegen Meine Meinung"-Duell ein "Wir Beide Gegen Unsere Differenzen"-Koop-Spiel ;)


Ich habe die Erfahrung gemacht, dass man durch vorleben, das Unterlassen von Missionierungsversuchen, einer gemäßigten wie zwanglosen Ideologie, sowie Verständnis, Offenheit und Mitgefühl sein Gegenüber im persönlichen Gespräch am besten erreichen und zum Nachdenken bringen kann :D :thumbup:

Liebe Grüße,
Falk

7x bearbeitet

Benutzerbild von Himbeerkekz
Themen-Startervegetarisch6 PostsweiblichHamburgLevel 1
14.12.2018
Was du schreibst ist natürlich richtig und ich hätte das Thema auch gar nicht so sehr ausgebreitet, wenn er nicht selbst mit Fragen kommen würde wie "Vermissen Kälber ihre Mutter denn wirklich?" " Sind die Zustände in Deutschland nicht sehr viel besser?". Er ist ein sehr ausgeglichener Mensch mit dem man gut reden kann, aber er besteht eben auf Fakten und ich würde mich eben freuen, wenn ich ihn doch überzeugen könnte - wir streiten ja nicht deswegen sondern diskutieren das seit einigen Tagen sachlich und recherchieren beide.


Und wir müssen auch kommunizieren, da es auch darum geht, was meine Kinder denn essen dürfen. Ich habe ihn zumindest dazu bekommen, kein Fleisch aktiv anzubieten (z.B das Würstchen, wenn er was beim Schlachter holt), aber wenn mein Sohn essen will, was auf Papas Teller liegt, will er das eben nicht verbieten. Alleine um sich da nicht irgendwann in die Haare zu bekommen ist es besser jetzt darüber zu reden (btw: mein erster Sohn ist gerade zwei). Einig sind wir uns darüber, dass ich ihm altersgerecht definitiv sagen darf, was er da isst. Aber z.B. dürfte ich jetzt nicht sagen: "Die Kühe, die die Milch geben haben kein gutes Leben", solange er selbst davon nicht überzeugt ist.

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Nefasu
14.12.2018
Hallo Himbeerkekz,

Ich hoffe sehr, dass ihr für euch eine Lösung findet, mit der ihr beide glücklich werden könnt :heart:

Zitat Himbeerkekz:
er besteht eben auf Fakten und ich würde mich eben freuen, wenn ich ihn doch überzeugen könnte - wir streiten ja nicht deswegen sondern diskutieren das seit einigen Tagen sachlich und recherchieren beide

Solange ihr nicht auf einem ethisch hoch-abstrakten Niveau diskutiert wird es immer irgendwo irgendein, vermeintliches, Gegenargument gegen das Gesagte geben (und selbst bei abstrakter Ethik ist das nicht immer gegeben) ;)
Welche Version dann bevorzugt wird, hängt wiederum von den eigenen Überzeugungen ab, und so beißt sich der Hunde in den Schwanz :D

Für mich klingt es so, als würdest du versuchen ihn in seiner logischen Welt davon zu überzeugen.
Wie wäre es, wenn du ihn bei der nächsten Diskussion einmal aus seiner Welt herausholst und ihn mit in deine emotionale Welt nimmst?
Ihm beschreibst, was du fühlst und wieso du emotional diesen Weg gegangen bist?

Evtl. wäre es auch hilfreich einen Familienausflug zu einem Lebenshof zu machen (z.B. Hof Butenland), wo dann selbst dem ekpathischsten Karnist bewusst werden sollte, dass auch nichtmenschliche Tiere über Sozialstruktuen, Familienverbände und Emotionen verfügen, welche denen des Menschen in vielen Punkten gleichen und in nichts nachstehen.

Oder regelmäßig neben den Höfen von Milchbauern spatzieren gehen:
Mir blutet heute noch das Herz, wenn ich mich an die Rufe der Kühe auf meiner ehem. Laufrunde denke, welche nach ihren weggesperrten Jungen rufen :-/

(Meine Mutter und mein Stiefvater hatten im Urlaub in den österreichischen Alpen ein ähnliches Erlebnis - und wir seitdem keine Diskussionen mehr über Milch oder Käse)


Zitat Himbeerkekz:
aber wenn mein Sohn essen will, was auf Papas Teller liegt, will er das eben nicht verbieten

Das ist auch prinzipiell keine schlechte Idee ;)
Anderen Menschen etwas zu verbieten (auch wenn es sich um Kinder handelt) sorgt prinzipiell nur für eine extrinsische, nicht aber für eine intrinsische Motivation.
Zumal die eigentliche Erklärung und Begründung ja auch aus- und somit meist nur Unverständnis zurück bleibt ;)

Liebe Grüße,
Falk

5x bearbeitet

Benutzerbild von Sunjo
vegan2.830 PostsweiblichLinzLevel 4Supporter
14.12.2018
Hallo Nadine,
herzlich Willkommen hier und viel Erfolg auf deinem Weg zur veganen Lebensweise. Das klingt ja alles schon sehr gut. Auch dass eine sachliche Diskussion mit deinem Mann möglich ist, ist vielversprechend und vielleicht ist es einfach nur eine Frage der Zeit, bis er offener für deine neue Lebenseinstellung wird. Videoaufnahmen von leidenden deutschen Tieren (in der Haltung und erst recht in den Schlachthöfen) gibt es aus diversen Reportagen, die auch gar nicht mal sooooo selten bei den öffentlich-rechtlichen Sendern laufen, im Internet zu finden - ich denke, da wirst du schnell fündig. Und selbst wenn man das Tierleid komplett ignoriert und abstreitet oder nicht so schlimm findet, gibt es ja noch weitere Gründe für die vegane Lebensweise, was du aber sicher auch weißt.


Aber z.B. dürfte ich jetzt nicht sagen: "Die Kühe, die die Milch geben haben kein gutes Leben", solange er selbst davon nicht überzeugt ist.

Du darfst nicht sagen, wovon du überzeugt bist, wenn dein Mann nicht auch davon überzeugt ist? Das halte ich für keine gute Lösung und zeugt auch nicht unbedingt von Gleichberechtigung. Denn gerade wenn er weiterhin Fleisch isst, und damit den Kindern vorlebt, dass das in Ordnung ist, musst du das Recht haben, deinen Standpunkt dazu ebenfalls zu vertreten.

Benutzerbild von Himbeerkekz
Themen-Startervegetarisch6 PostsweiblichHamburgLevel 1
14.12.2018
Zitat Sunjo:
Hallo Nadine,
herzlich Willkommen hier und viel Erfolg auf deinem Weg zur veganen Lebensweise. Das klingt ja alles schon sehr gut. Auch dass eine sachliche Diskussion mit deinem Mann möglich ist, ist vielversprechend und vielleicht ist es einfach nur eine Frage der Zeit, bis er offener für deine neue Lebenseinstellung wird. Videoaufnahmen von leidenden deutschen Tieren (in der Haltung und erst recht in den Schlachthöfen) gibt es aus diversen Reportagen, die auch gar nicht mal sooooo selten bei den öffentlich-rechtlichen Sendern laufen, im Internet zu finden - ich denke, da wirst du schnell fündig. Und selbst wenn man das Tierleid komplett ignoriert und abstreitet oder nicht so schlimm findet, gibt es ja noch weitere Gründe für die vegane Lebensweise, was du aber sicher auch weißt.


Ich hatte bei meiner Suche gestern nicht wirklich was gefunden, aber ich werde mich noch mal dran setzen :) Und ja, die weiteren Gründe kenne ich natürlich auch und dagegen hat er bisher auch nicht so wirklich was gesagt, weil es sich eben auch schwerer weg diskutieren lässt. Vielleicht muss ich einfach ein wenig abwarten und ihm Zeit lassen - jeder kleine Schritt ist hilfreich. Und es wird auch hilfreich sein, wenn ich selbst länger dabei bin, ich glaube er traut einer so neuen Einstellung auch einfach noch nicht über den Weg.

Aber z.B. dürfte ich jetzt nicht sagen: "Die Kühe, die die Milch geben haben kein gutes Leben", solange er selbst davon nicht überzeugt ist.

Du darfst nicht sagen, wovon du überzeugt bist, wenn dein Mann nicht auch davon überzeugt ist? Das halte ich für keine gute Lösung und zeugt auch nicht unbedingt von Gleichberechtigung. Denn gerade wenn er weiterhin Fleisch isst, und damit den Kindern vorlebt, dass das in Ordnung ist, musst du das Recht haben, deinen Standpunkt dazu ebenfalls zu vertreten.


Das hat weniger mit Gleichberechtigung zu tun, als damit, dass man vor einem Kind ja eigentlich schon am gleichen Strang ziehen möchte. Das ist aber sicher etwas anderes, wenn ein Kind jetzt vielleicht fünf (kann ich jetzt noch nicht gut einschätzen) oder älter ist. Dann kann man sagen, dass ist meine Meinung, dass ist seine Meinung, deine musst du dir irgendwann selbst bilden (was auch ein gutes Vorbild für Toleranz wäre). Aber dafür ist er noch zu klein.

Meine Meinung zum Kind ist, dass man Kindern ja anfangs immer irgendwo eine Lebensweise "aufzwingt", weil es noch nicht selbst darüber entscheiden kann (also z.B. auch wie viel Süßes es essen darf). Und ich finde es weniger bevormundent das Fleisch weg zu lassen, als ein Kind etwas essen zu lassen, von dem es noch nicht begreifen kann, was es da isst. Welches Kind würde schon ohne vorherige Gewohnheit sagen: "Oh ja klar, her mit dem toten Tier!"? Und bei Getränken, die nichts für Kinder sind, kann man ja auch sagen, das dass nur für die Erwachsenen ist - warum beim Fleisch nicht? Da bin ich mir uneinig mit meinem Mann. Aber schlussendlich erziehen wir gleichberechtigt und müssen uns irgendwo in der Mitte treffen, wenn wir nicht aneinander geraten wollen. Zum Glück steht höchstens mal Fleisch zu Hause auf dem Tisch wenn mein Mann sich etwas gemacht hat (also nicht zum Frühstück z.B., das gab es hier nie). Und bisher mochte mein Sohn die Sachen ein Glück auch nicht (was wohl am ehesten an der Konsistenz liegt - nur Würstchen halt und da ist mein Mann ja etwas grummelig mit einverstanden, wenn ich nicht mit zum Schlachter rein komme und meinem Sohn dann lieber etwas leckeres von zu Hause mit nehme (Banane z.B.).

Benutzerbild von Sunjo
vegan2.830 PostsweiblichLinzLevel 4Supporter
14.12.2018
Das hat weniger mit Gleichberechtigung zu tun, als damit, dass man vor einem Kind ja eigentlich schon am gleichen Strang ziehen möchte.

Ist mir schon klar. Dass es dem Familienfrieden und dem Vertrauen der Kinder in die Eltern nicht förderlich ist, wenn die Mama den Papa als böse hinstellt, weil er Fleisch isst, ist auch klar. Und wenn ihr euch zum Thema Veganismus nicht einig werdet, muss eben einer von euch beiden zurückstecken. Aber vielleicht einigt ihr euch ja auch noch - ich drück euch die Daumen. :thumbup:

Bei den Schlachthofszenen muss ich heulen, deshalb such ich da jetzt keine raus (die Häufigkeit der Skandale lässt vermuten, dass unzureichende Betäubung vor der Schlachtung eher die Regel als die Ausnahme ist und davor sind auch Bio-Tiere nicht geschützt). Ansonsten war die betäubungslose Kastration von Ferkeln in letzter Zeit wieder aktuell in den Medien.
Hier mal was zum Thema Kühe: https://www.swr.de/report/billige-milch-kranke-kuehe-das-leiden-in-deutschlands-hochleistungsstaellen/-/id=233454/did=15036076/nid=233454/11ggja8/index.html
Die gegen Ende vorgestellte Lösung mag kuhfreundlicher sein, verhindert aber nicht, dass die männlichen Kälber trotzdem überflüssig sind und ist auch aus ökologischer Sicht sehr bedenklich.
https://www.youtube.com/watch?v=qJiTJimZ9QA (Der Artgenosse zum Thema Weidefleisch, Heumilch)

1x bearbeitet

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