Hallo PuschelQueen
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ich glaube, dass es ein Geschenk ist, wenn man empathisch ist und mit anderen Wesen mitfühlen kann. Die andere Seite der Medaille ist allerdings, dass man auch den Schmerz der anderen mitfühlt und oftmals hilflos ist.
Ich schließe mich meinen Vorrednern an, dass es sicher besser ist, wenn Du nicht ständig Bilder oder Filme über Tierquälereien anschaust. Ich persönlich kann das gar nicht ertragen und Bilder von einem Schlachthoffilm, den ich vor über 30 Jahren sah, verfolgen mich manchmal heute noch, obwohl ich schon seit über 35 Jahren kein Fleisch mehr esse (und seit 3 Jahren vegan lebe).
Als ich begann, vegan zu leben, hatte ich mich mit all dem Tierleid auseinandergesetzt, das man auch als Vegetarier unterstützt und hatte auch mit Schuldgefühlen zu tun. Meine Strategie war: Ich habe mich in einer stillen "Meditation" innerlich verbunden mit all den Tieren, die durch mein (damals) unbewusstes Mitwirken gequält oder getötet wurden und sie um Verzeihung gebeten. Das hat mir sehr geholfen und ich konnte besser nach vorne sehen.
Ich glaube nicht, dass wir Menschen "böse" sind, wenn wir destruktiv und ausbeuterisch miteinander/unserer Welt umgehen, aber mehr oder weniger
unbewusst. Wenn wir bewusster werden, fällt uns die Unbewusstheit der anderen natürlich mehr auf als vorher. Ich meine aber, es ist auch wichtig, innerlich friedvoll zu werden und sich auszusöhnen damit, dass die Menschen auf völlig unterschiedlichen Bewusstseinsstufen stehen. Viele wollen (noch) nicht bewusster werden. Manche werden durch persönliches Leid bewusster. Mitgefühl mit den unbewussten Menschen halte ich für sinnvoller als Ankämpfen dagegen, man kann die Leute immer nur da abholen, wo sie gerade stehen. Kampf erzeugt meist Krampf und Gegnerschaft. Friedvoll und freudig vegan leben und z.B. die anderen die leckeren tierleidfreien Speisen probieren lassen kann den ein oder anderen schon einmal von festgebackenen Ansichten befreien wie "Veganer sind immer missionarisch und frustriert", "Veganes Essen kann ja nicht schmecken" usw.
Meine Familie hat sich trotz omnivorer Ernährung an das Vegansein meines Mannes und mir gewöhnt und viele Speisen, die ich zu Festen mitbringe, werden gerne verzehrt. Meine Familie will aber unbewusst bleiben und weiter Fleisch, Eier und Milch verzehren, wie es "normal" ist. Die Gewöhnung an immer mehr Veganer und an vegane (oft auch leckere) Produkte in den Supermarktregalen bringt aber zumindest mit sich, dass Vegansein immer weniger als "extrem" auffällt, sondern auch immer "normaler" wird.
(Die Massentierhaltung ist "extrem", wie Kilian einmal schrieb, was ich gerne als Argument anführe, wenn meine Ernährungsform als "extrem" bezeichnet wird.)
Ein kleiner Tipp noch für Tage, in denen Du den Weltschmerz so stark empfindet, dass er Dich lahmlegt: Es gibt eine Bachblüte namens Mustard (Apotheke), die holt Dich da ohne Nebenwirkungen wieder heraus - eine andere Bachblüte namens Aspen hilft, wenn man zu fein und dünnhäutig ist. Sie lässt Dich naturlich nicht zum "tumben Troll" werden, hilft aber, Deine Energien nicht zu verlieren durch inneres "Zerfließen".
Ganz herzliche Grüße und toll, dass Du vegan geworden bist!
Lindchen