Ich fang mal an, Franz, und wenn du magst, ergänzt du dann?
Na, das ist ja auch wieder so ein Bauernverband, der glaubt (und damit vielleicht Recht hat) die Verbraucher verarschen zu können. Da wird jetzt der höchste Standard tierischer Produkte (wie häufig wird der in Österreich erfüllt?) mit dem niedrigsten Standard veganer Produkte verglichen, dabei alle zusätzlichen Faktoren unterschlagen (z.b. Methanausstoß, Transportwege des Futters), die die Bilanz unweigerlich zugunsten der veganen Produkte ändern würden, und dann noch die Palmölkeule geschwungen, ohne zu berücksichtigen, dass Palmöl erstens auch in vielen nichtveganen Lebensmitteln enthalten ist und zweitens Palmöl nicht nur in Lebensmitteln sondern auch in vielen weiteren Produkten des täglichen Lebens, die ebenfalls von Nichtveganern verbraucht werden, enthalten ist (weiß nicht, ob in Österreich auch die Kälber mit Milchaustauscher, der oft Palmöl enthält, aufgezogen werden, oder ob dort auch Palmöl im Tank landet - ich geh aber davon aus, dass beides der Fall ist).
Vom Flächenverbrauch, der ja auch Einfluss auf die Ökobilanz eines Produkts hat, und der durch die ineffiziente Umwandlung pflanzlicher Kalorien in tierische Kalorien bei tierischen Produkten zwangsläufig größer ist, wollen wir gar nicht reden.
Zum Beispiel
Unter die Lupe genommen wurden der Preis, die Herkunft der Zutaten und die zurückgelegten Transportkilometer.
Naja, der Preis ist natürlich höher, aber das hat bekanntermaßen verschiedene Gründe (auch in Österreich?) wie ungleiche Besteuerung, ungleiche Subventionierung, höhere Produktionskosten bei geringeren Mengen etc. Wenn man bei der Herkunft der Zutaten nur die direkten Zutaten, statt wie bei Tieren auch die indirekten, nämlich Futtermittel, Supplemente etc. berücksichtigt, könnte die Berechnung der Transportkilometer sogar stimmen, aber auch da stellt sich die Frage, warum man bei den veganen Produkten nicht auch heimisch angebaute nimmt. Gibt es keine Gemüse- und Getreidebauern in Oberösterreich? Oder sind die so klein und unbedeutend, dass die vom Bauernverband gern mal richtig in den Dreck getreten werden, zugunsten der Tierausbeuter?
Milch: Im Faktencheck wurde heimische Kuhmilch, die in Österreich ausschließlich mit gentechnikfreier Fütterung produziert wird, mit einem Mandeldrink verglichen.
Welchen Anteil in Prozent hat denn diese konkrete MIlch an der Gesamtmenge der in Österreich produzierten Milch? Und warum Mandelmilch? Weil Soja und Hafer besser abschneiden würden und auch in Österreich angebaut werden?
Käse: Beim Käse wurde ein in Scheiben abgepackter Gouda aus einer österreichischen Molkerei mit einem sogenannten Analogkäse, also einem veganen Käse, der als Hauptbestandteil Kokosöl enthält, näher betrachtet.
Bin mir nicht sicher, ob veganer Käse und Analogkäse wirklich gleichzusetzen ist, aber das ist auch nicht so wichtig. Was hier in diesem Fall wieder wichtig ist: Wieviel Treibhausgase insgesamt, also eben nicht nur die Transportkilometer, verursacht das Produkt? Oatly z.B. nutzt mittlerweile E-LKW, d.h. dort ist die Entfernung weniger schlimm, als wenn der Transport mit Verbrenner-LKW erfolgt. Der Methanausstoß der Tiere wird wieder völlig unter den Tisch fallen gelassen. Dass Käse, dadurch dass mehrere Liter Milch für ein Kilo Käse nötig sind, zu den klimaschädlichsten Lebensmitteln überhaupt gehört, wird hier bewusst ignoriert, verschwiegen und die Tatsachen verdreht und zurechtgebogen.
Faschiertes: Bei der Produktgruppe Fleisch fiel die Wahl auf ein gemischtes Faschiertes aus Schweine- und Rindfleisch sowie ein veganes, welches aus Erbsenprotein hergestellt wurde.
Baut man in Österreich keine Erbsen an? Falls nicht, wäre es die Aufgabe des Bauernverbands, seine Mitglieder zu informieren, dass vegane Proteinquellen (Hülsenfrüchte) die Ackerpflanzen der Zukunft sind. Ansonsten fehlt wieder die Berücksichtigung des Methanausstoßes und des höheren Flächenverbrauchs durch Futtermittel. Bei Kühen könnte man eventuell noch behaupten, dass die ausschließlich mit Gras und Heu gefüttert werden (was bezweifelt werden darf), aber dass die Schweine ausschließlich mit für Menschen nicht verwertbare Abfällen gefüttern werden, hätten die vom Bauernverband schon erwähnt, wenn es so wäre - insofern ist davon auszugehen, dass das Futter für die Schweine auch direkt für menschliche Ernährung, ohne Umweg und Umwandlung in Gülle, geeignet wäre.
Mandeldrinks bestehen in der Regel zu 90 bis 95 Prozent aus Wasser.
Ja, sonst könnte man das Zeug nicht trinken oder Müsli darin einweichen
Milch besteht übrigens auch überwiegend aus Wasser
Gibt noch weitere Dinge, die in dem Artikel zu kritisieren sind, aber eigentlich ist ja eh schon offensichtlich, dass das hier einfach übelste Lobbyarbeit für Tierhaltung ist, und ein kräftiges Drauftreten auf Bauern, die weder Tiere halten, noch ausschließlich Tierfutter produzieren.