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Tötung und Essen sind zweierlei

Erstellt 12.06.2018, von Mokiscrofa. Kategorie: Tierschutz & Tierrechte. 32 Antworten.

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Mokiscrofa
12.06.2018
@Hallingen Ich scheine mich noch nicht verständlich ausgedrückt zu haben.
Ich und Nefasu haben zunächst identische Ansichten über die Vertretbarkeit der Jagd. Wir finden sie beide unmoralisch. Das steht außer Frage. Ich konstruiere hier auch kein unrealistisches Jagdbild und relativiere nichts. Ich verstehe mich als Tierrechtler und würde das Jagen niemals verteidigen oder rechtfertigen.

Das Thema ist aber ein anderes. Es geht darum ob der Kauf von Wildfleisch Einfluss auf die Jagd hat oder nicht.

Bisher haben ich und Nefasu feststellen können, dass Fleischessen und Tierleid verursachen zwei zunächst unabhängige Dinge sind. Meistens besteht zwar eine direkte Beziehung, manchmal aber nicht. Ich denke der Kauf von Wildfleisch ist so ein Fall.

@Nefasu

zunächst: Einig sind wir uns, dass die Zahl der Tiertötungen und die Abschussliste dasselbe sind. Wie kommt diese jetzt zustande?

Es gibt 3 handelnde Parteien in diesem Szenario. Jäger, Förster und der Fleischkäufer. Der einzige der direkt Einfluss auf die Tiertötung nimmt ist der Förster. Würde der Jäger mehr oder weniger schießen, würde er kurzfristig Bußgelder zahlen und langfristig seine Jagdpacht verlieren. Es müsste also eine indirekte Beziehung des Jägers zur Abschussliste geben, die nicht offiziell ist.

Du behauptest, es gäbe eine Verschwörung zwischen Förster und Jadgvereine, die den Jägern ermöglicht Einfluss auf die Abschussliste zu nehmen. Wenn das stimmt, könnte der Jäger auf die Idee kommen die Abschussliste zu erhöhen um mehr verkaufen zu können.

Hier steige ich mal aus der theoretischen Debatte aus und schaue in die Praxis nach ein paar Tatsachen. Es gibt viel zu viel Wild und viel zu wenige Jäger. Deutschlandweit gibt es das Problem, dass die Abschusslisten selten erfüllt werden können und der Forderungen der Förster die Möglichkeiten der Jäger übersteigen. (vgl. Wildschweinplage 2015 & Jagdberichte der Bundesländer). Es ist also unwahrscheinlich, dass Jäger die Abschusszahlen erhöhen würden, selbst wenn man davon ausgeht, dass die Forstbeamten alle korrupt sind.

Jetzt wäre folgender Einwand denkbar: Jäger sind daran Schuld und erhöhen die Wildpopulation durch Fütterung.
Daran sind zwei Annahmen falsch. Zunächst ist das extrem selten (vgl. Jagdberichte: warum sollte man noch füttern, wenn man schon Strafe zahlen muss, weil man nicht genug erschießen kann?) und es ist illegal. Selbst wenn es in bestimmten Regionen getan wird, liegt die wahre Ursache der hohen Population wo anders. Durch das Fehlen der Räuber und durch den energiehaltigen Futteranbau (insbesondere Mais) in der Landwirtschaft. (vgl. Ursachen Wildschweinschweinplage 2015) Schuld das soviele Tiere getötet werden müssen sind also nicht die Jäger, sondern die Landwirte. Niemand wird bestreiten, dass riesige Maismonokulturen dem Wildschwein mehr Futter bieten als ein einzelner Jäger der im Winter etwas Futter verstreut.
Und damit sind wir bei der zweiten Annahme; Jäger würden Wild das ganze Jahr füttern. Das ist ja nicht der Fall, wenn, dann wird nur im Winter vereinzelt gefüttert. Dabei bleibt erstmal die Reproduktionsrate gleich. Es sterben nur weniger Tiere. Die Mortalitätsrate sinkt also. Der Jäger hilft nur den Tieren die sonst im Winter verhungern (!) würden um sie im Frühjahr zu schießen. Die illegale Fütterung würde Tierleid also verringern. So haben die Tiere einen kürzeren Sterbeprozess und ein längeres Leben. Und der Jäger Fleisch. (müsste das einem Utilitaristen nicht gefallen?)

Ein weiter erwähnswerter Gedanke: Ein Jäger ist eine Privatperson der sein Fleisch i.d.R. "unter der Hand" verkauft. D.h. was er mit diesem Geld anstellt ist dem Käufer unbekannt. Das schließt eine Kausalbeziehung schonmal von vorneherein aus. Was der Jäger dann mit Geld macht, liegt nicht mehr in der wirklich Verantwortung des Käufers. Zumindest nicht mehr als der Autofahrer Schuld daran trägt, wenn der Tankstellenbetreiber sein Geld dafür verwendet Fleisch zu kaufen.

17x bearbeitet

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Nefasu
12.06.2018
Hallo Mokiscrofa,

Zitat Mokiscrofa:
Würde der Jäger mehr oder weniger schießen, würde er kurzfristig Bußgelder zahlen und langfristig seine Jagdpacht verlieren. [...]
Es ist also unwahrscheinlich, dass Jäger die Abschusszahlen erhöhen würden, selbst wenn man davon ausgeht, dass die Forstbeamten alle korrupt sind.

Es geht wenig um Korruption und Forstbeamte gibt es kaum noch.
Die meisten Forstgebiete (zumindest in meinen bisherigen Wohnorten) sind überwiegend in privater Hand - und hier zählt meist nur der Umsatz.

Mehr zu schießen ist selten möglich, da sich der Bestand durch gängige Praktiken (siehe unten) recht genau, den Bedürfnissen der Jagdgemeinschaften entsprechend, regulieren lässt.


Zitat Mokiscrofa:
Du behauptest, es gäbe eine Verschwörung zwischen Förster und Jadgvereine, die den Jägern ermöglicht Einfluss auf die Abschussliste zu nehmen. Wenn das stimmt, könnte der Jäger auf die Idee kommen die Abschussliste zu erhöhen um mehr verkaufen zu können.

Ich würde hier nicht von einer Verschwörung reden, sondern lediglich von dem Interesse eines Vereinsleiters die Bedürfnisse des Vereins zu decken.
Wenn die Mitglieder eines Tennisvereins sich regelmäßig beschweren, dass es zu wenig Plätze gibt, dann wird der Vereinsleiter auf lange Sicht dafür Sorge tragen, dass die Mitglieder ausreichend Plätze zur Verfügung haben.

Überigens rede ich hier nicht von der großen Anzahl an weitläufigen, unterbesetzten, Jagdgebieten mit wenigen Berufsförstern, welche in erster Linie das Ökosystem des Waldes nutzen, um die Populationsdichte zu regulieren und ausschließlich kranke Wildtiere von ihrem Leid erlösen, sondern von den Jagdgebieten, in welchen eine Vielzahl an Hobbyjäger ihr Unwesen treiben und sich "Abschüsse" von überwiegend gesunden Tieren erkaufen.

Zitat Mokiscrofa:
durch den energiehaltigen Futteranbau (insbesondere Mais) in der Landwirtschaft. (vgl. Ursachen Wildschweinschweinplage 2015) Schuld das soviele Tiere getötet werden müssen sind also nicht die Jäger, sondern die Landwirte. Niemand wird bestreiten, dass riesige Maismonokulturen dem Wildschwein mehr Futter bieten als ein einzelner Jäger der im Winter etwas Futter verstreut.

Jäger würden Wild das ganze Jahr füttern. Das ist ja nicht der Fall, wenn, dann wird nur im Winter vereinzelt gefüttert. Dabei bleibt erstmal die Reproduktionsrate gleich.

Die Zentralstelle der Forstverwaltung Rheinland-Pfalz hat eine umfassende Analyse des Feldmais- und Kirrmaiskonsums von Schwarzwild aufgestellt[*1] und ist dabei eindeutig zu der Schlussfolgerung gekommen, dass

1. Schwarzwild in Fehlmastjahren meist gleichviel (in privaten Gebieten sogar erheblich mehr) Kirrmais (Futtermais von Jägern) wie Feldmais von Schwarzwild konsumiert wird

2. Die Kirrjagd die natürliche Geburtenkontrolle von Schwarzwild durch Fütterung in Fehlmastjahren anulliert sowie zu einem künstlich und unverhältnismäßig hohen Betsand an Schwarzwild führt

3. Die gängige Fütterung von Schwarzwild in der der für das Reproduktionsgeschehen wichtigen Rauschzeit von November bis Januar zu einer erheblich erhöhten Geburtenrate führt

Zitat Mokiscrofa:
(müsste das einem Utilitaristen nicht gefallen?)

Ich möchte ungerne für alle Utilitaristen sprechen, aber zumindest für Utilitaristen nach Singer und dem omnipräsenten leidfreien Lebensinteresse gibt es mMn. nur wenige Fälle in welchen eine Nutzbarmachung zu irgendeinem Zweck geringer dem unmittelbaren Lebensinteresse eines anderen Lebewesens legitim ist.
(durch eben diese grundlegende Interessenabwägung demontiert Singer den Utilitarismus quasi von innen heraus)

Zitat Mokiscrofa:
Ein Jäger ist eine Privatperson der sein Fleisch i.d.R. "unter der Hand" verkauft. D.h. was er mit diesem Geld anstellt ist dem Käufer unbekannt. Das schließt eine Kausalbeziehung schonmal von vorneherein aus.

Die Kausalbeziehung besteht auch nicht nach der Transaktion (wie bei dem Tankstellenbetreiber), sondern ist in diesem Fall eine vorgelagerte Handlung.

Von daher stehen Tierleid und Transaktion hier in einem bekannten, vorgelagerten und dadruch beeinflussbaren Verhältnis.

Als Einzelperson kann man zwar nicht entscheiden, wofür ein Dritter erworbenes Geld ausgibt, wohl aber wofür dieser es von mir als Individuum erhält ;)

Liebe Grüße,
Falk

[*1] https://www.google.com/url?sa=t&rct=j&q=&esrc=s&source=web&cd=1&ved=0ahUKEwiGpKyl787bAhWq0qYKHW1rA6MQFggnMAA&url=http%3A%2F%2Fdownload.maisfakten.de%2FFeldmais_Kirrmais.pdf&usg=AOvVaw3CgICnGWoXL-G4UtphG_N3

4x bearbeitet

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Mokiscrofa
12.06.2018
@Nefasu
Es geht wenig um Korruption und Forstbeamte gibt es kaum noch.
Die meisten Forstgebiete (zumindest in meinen bisherigen Wohnorten) sind überwiegend in privater Hand - und hier zählt meist nur der Umsatz.


Im §21 Abs. BJagdG ist geregelt, dass kein Wild, welches nicht durch einen vom Staat definierte Abschussliste benannt ist, geschossen werden darf. Dabei spielt es keine Rolle wem der Wald gehört. (Man darf ja auch nicht ein Reh erschießen nur weil im eigenen Garten steht.)
Das Forstamt ist eine staatliche Einrichtung. Wenn ein Beamter auf die illegalen Wünsche der Jagdvereine eingeht, ist das Korruption. Wenn die Jagdvereine regelmäßig Einfluss auf die Abschussliste nehmen, ist das eine Verschwörung.

Einigen wir uns darauf, dass ich nur das von rechtlich einwandfreien Jagdbezirken spreche.

Die Kausalbeziehung besteht auch nicht nach der Transaktion (wie bei dem Tankstellenbetreiber), sondern ist in diesem Fall eine vorgelagerte Handlung.

Von daher stehen Tierleid und Transaktion hier in einem bekannten, vorgelagerten und dadruch beeinflussbaren Verhältnis
.

Kausalität ist eine Beziehung zwischen Ursache und Wirkung. Dass die Wirkung (Tiertötung) der Ursache (Fleischkauf) vorangeht ist undenkbar. (Jetzt komm mir nicht mit Superposition und Quantenmechanik :lol: )

Kausalität bedeutet ja, vereinfacht gesagt, dass das Eine immer das Andere erzeugt. Ein klarer Wirkungszusammenhang.
Bei einer Parabel f(x)=x², verhalten sich x und y kausal.

Genauso ist es beim Fleisch aus dem Supermarkt. Die Kaufmenge (x) bezweckt immer einen Wert (y) der immer und vollständig als Finanzierung der Tierindustrie wirkt. x und y verhalten sich kausal.

Der Kauf von Fleisch bedeutet Geld (x) für den Jäger, wozu der Jäger das Geld jetzt ausgibt bleibt offen. Aus x folgt nicht zwangsläufig die Finanzierung seines Hobbys (y). Es gibt hier keine Kausalität zwischen x und y.

Es ist dasselbe Prinzip wie beim Tankstellenbesitzer der gerne Steak isst. Durch seine Einnahmen (x) bekommt er Geld, was er in irgendetwas Beliebiges investieren kann. Mal kauft er Fleisch (y) und manchmal kauft er Salat (z). Es besteht hier, wie beim Jäger, keine Kausalität. Selbst wenn auf x nur in einem von tausend Fällen z folgt, kann man nicht mehr von Kausalität sprechen.

Als Einzelperson kann man zwar nicht entscheiden, wofür ein Dritter erworbenes Geld ausgibt, wohl aber wofür dieser es von mir als Individuum erhält ;)

Hier ist der "springende Punkt" meiner Überlegung. Wenn man es genau nimmt bezahlt man nicht für die Tötung, man bezahlt das Fleisch. Und auch der Kauf steht nicht in Kausalbeziehung (wie ich ja eben sicher klarmachen konnte) mit der Tötung. Natürlich ist das äußerst philosophisch, aber es ist eben auch eine philosophische Frage.

Mir gehts jetzt nicht darum, Wildfleisch zu bewerben. Niemand muss das essen oder gut finden. Es geht mir eher darum zu zeigen, dass man in diesem speziellen Fall vor der gleichen Situation steht wie bei z.B. cultured meat oder dem Fleisch eines natürlich verstorbenen Tieres. Nicht jedes Fleischessen bedingt die Einflussnahme auf den Tötungsprozess. Deswegen ist, um die Überschrift des Threads zu zitieren: "Tötung und Essen [...] zweierlei"

PS: Vielleicht fällt es dir leichter mir zuzustimmen, wenn ich dir sage, dass mir Wildschein nicht schmeckt. Das ist also nur eine hypothetische Überlegung ohne Konsequenz :D :lol:

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Nefasu
13.06.2018
Hallo Mokiscrofa,

Zitat Mokiscrofa:
Das Forstamt ist eine staatliche Einrichtung. Wenn ein Beamter auf die illegalen Wünsche der Jagdvereine eingeht, ist das Korruption. Wenn die Jagdvereine regelmäßig Einfluss auf die Abschussliste nehmen, ist das eine Verschwörung.

Die Ironie in diesem Fall ist ja, dass die Wünsche der Jagdgesellschaften nicht illegal sind.

So wird z.B. u.a. mit dem oben gnenannten Kirren ein Bestand geschaffen, welcher sowohl der Jagdgesellschaft ausreicht, als auch der aktuellen Gesetzteslage entspricht und somit kein Korruptionsvorwurf .
Für eine Verschwörung fehlt hier meistens der Zusammenschluss von Personen (evtl. mit Ausnahme von eingesetzten Vereinsgremien), aber immer der Wunsch des Sturzes eines Herrschenden.

Wenn allein der Wunsch nach Gewinnmaximierung als Verschwörungskriterium ausreicht, so wäre auch jedes ökonomisch handelnde Unternehmen.

Ein Praxisbeispiel ,welches genau so stattgefunden hat:
Der Jagdverein meines Familienmitglieds (berufl. Förster) erhält Zuwachs und manche Mitglieder (vornehmluch Hobbyjjäger) beschwern sich über die geringe Anzahl an freigegebenen Schwarzwild auf den vergangenen Drückjagden sowie Einzelabschüssen (erhöhte Nachfrage).

Durch gezieltes zufüttern in der Paarungszeit, sowie anlegen mehrerer Kirrungen wird der Bestand aufgestockt.
Der erhöhte Bestand rechtfertigt, vollkommen legal, eine höhere Abschussmenge und wird entsprechend den Regularien des Forstamtes genehmigt (erhöhtes Agebot).


Zitat Mokiscrofa:
Kausalität ist eine Beziehung zwischen Ursache und Wirkung. Dass die Wirkung (Tiertötung) der Ursache (Fleischkauf) vorangeht ist undenkbar.

Das ist korrekt, aber nicht Aussge der beschrieben Kausalität.
Was du beschreibst ist eine Monokausalität, welche in der Realität nur ausgesprochen selten vorkommt.
Der eigentlich Ablauf einer Kausalität wird als Kausalkette bezeichnet und beschreibt:
Aus Ursache x folgt Wirkung y, fgolgt Wirkung z, folg Wirkung ...

Jede Wirkung is prinzipiell die die Ursache (U) für eine folgende Wirkung (W) [*1].
Dieses System wird als eine Kausalkette bezeichnet.
In diesem Fall:
W(z) = Verkauf von Wildfleisch
U(y) = Verfügbarkeit von Wildfleisch

W(y) = Verfügbarkeit von Wildfleisch
U(x) = Tötung eines Lebewesens

Von daher steht der Verkauf von Wildfleisch zwangsläufig in einem Kausalzusammenhang zu der Tötung eines Lebewesens.

Erweitern wir diese Kausalkette um die
W(a) = Verzehr von Fleisch
U(z) = Kauf von Wildfleisch

stehen auch "essen" und "töten" in einem Kausalzusammenhang.

Wie schon festgestellt ist Wirkung a nicht zwangsläufig die Urasache für Wirkung x, wohl aber ist die Tötung eines Lebewesens vorgelagerte Ursache für den Konsum von Wildfleisch (was wie Sunjo bereits erklärt hat nicht zwangsläufig unethisch sein muss).

Es ist also in der Tat zweierlei, aber als Teil einer Kausalkette nicht getrennt voneinander betrachtbar.

Somit zählt für die ethische Betrachtungsweise die Motivation für die Tötung des Lebewesens.
Ist diese Altruistisch (Tötung von kranken und verletzten Tieren), egoistisch (künstlich erhöhter Bestand), pseudo-sozial (Schutz von landwirtschaftlichen Nutzflächen), o.a.

Zitat Mokiscrofa:
Der Kauf von Fleisch bedeutet Geld (x) für den Jäger, wozu der Jäger das Geld jetzt ausgibt bleibt offen. Aus x folgt nicht zwangsläufig die Finanzierung seines Hobbys (y). Es gibt hier keine Kausalität zwischen x und y.

Der Jäger erhält, wie in obriger Kausalkette festgestellt, in diesem Fall Geld für die Tötung eines Tieres, wodurch eine Kausalbeziehung zwischen seinem Hobby und dem Gelderhalt besteht.

Liebe Grüße,
Falk

[*1] nehmen wir der Einfachheit halber den Urknall und einen evtl. Zusammensturz des Universums aus der Gleichung

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Mokiscrofa
13.06.2018
Der Jagdverein meines Familienmitglieds (berufl. Förster) erhält Zuwachs und manche Mitglieder (vornehmluch Hobbyjjäger) beschwern sich über die geringe Anzahl an freigegebenen Schwarzwild auf den vergangenen Drückjagden sowie Einzelabschüssen (erhöhte Nachfrage).


Der Forstbeamte nutzt hier sein Amt aus um damit sein Privatleben als Jagdvereinsmitglied zu bevorteiligen. Die Vermischung der Sphären "Privatleben" und "Berufsleben" gilt in der westlichen Welt als Korruption. Es ist zwar so, dass dies in östlichen Kulturen nicht gilt, aber ich rede ja auch vom deutschen Wildfleisch.
Bsp: Ein Polizist der sein Amt nutzt um für seinen Fahrradverein die Straße zu sperren, tut das Gleiche.
Ein Sanitäter, der mit dem Krankenwagen einen Wochenendseinkauf macht ist auch korrupt, wenn auch in geringerem Grad.

Ich will mich jetzt aber nicht um die Begriffe Verschwörung und Korruption drehen. Wichtiger ist die Beziehung zwischen "Essen" und "Töten". Doch da scheinen wir uns momentan auch im Kreis zu drehen.

Von daher steht der Verkauf von Wildfleisch zwangsläufig in einem Kausalzusammenhang zu der Tötung eines Lebewesens.


Es gibt auch Kausalketten, ja. Das macht die Sache aber nur komplexer und nicht unwahr. Kausalketten sind nämlich, genauso wie Monokauslitäten, zwangsläufig. Aus A folgt B und dann C. Und zwar immer B und dann C, niemals umgedreht oder gar D. Es wäre auch kausal wenn aus
A, B&C folgt. Aber dann muss aus A immer B&C folgen. Niemals nur B oder nur C.

Soweit sind wir d'accord?

Aus Fleischkauf kann, Schrotkauf und Tiertötung folgen. Aber eben kann, nicht muss. Es gibt offensichtliche keine Zwangsläufigkeit. Der Tankstellenbetreiber kann auch vom Benzinverkauf Fleisch kaufen und daraus folgt dann wieder die Tiertötung. Wenn der Jäger nur einmal die 50€ seiner Enkelin schenkt, kannst du hier nicht mehr von Zwangsläufigkeiten (und dann auch nicht von Kausalitäten) reden. Einverstanden?

Falls nicht:
Ich will das mal weniger abstrakt erklären. Machen wir es mal sokratisch:

Wie kannst du dir sicher sein, dass der Jäger von dem Geld sein Hobby finanziert und sich keinen Salat kauft? (Zwangsläufigkeit)
Und wenn du es nicht sicher sagen kannst, es aber trotzdem nicht akzeptierst, wie kannst dann überhaupt Geschäfte mit einem Fleischesser machen? Schließlich kannst du dir auch nicht sicher sein, dass der Tankstellenbetreiber davon kein Fleisch kauft.

Wie gesagt das ist äußerst philosophisch, aber dennoch richtig. Aus alltäglicher Logik heraus betrachtet, ist es natürlich seltsam, die Jagd schlecht zu finden aber Wildfleisch zu essen. Ich kann das absolut verstehen, dass man das Gefühl hat man würde den Jäger unterstützen, wenn man von ihm Wildfleisch kauft. Der Jäger es ja schließlich geschossen.
Wissenschaftlich betrachtet sieht das aber etwas komplizierter aus. Denke hier daran, dass die Wirkung der Ursache folgen muss. Das erschossene Tier und der anschließende Fleischkauf können nicht kausal sein, weil die zeitliche Reihenfolge nicht passt. Es kann also nur um darauffolgende Tiertötungen gehen. Und hier folgt nicht zwangsläufig, dass der Jäger von dem Fleisch sein Hobby finanziert. Er kann das Geld auch für vegane Kuchbücher ausgeben. Das kann der Fleischkäufer nicht wissen. Er hat auch keinen Einfluss darauf was der Jäger mit dem Geld macht. Es besteht kein Unterschied ob man ein Gebrauchtwagen oder ein Stück Fleisch vom Jäger kauft. So gesehen ist der Gebrauchtwagenkauf noch viel schlimmer, weil der Jäger sein Hobby davon noch viel besser finanzieren könnte.

Lass uns den Begriff Kausalität mal bei Seite legen und uns nur mit der praktischen Situation beschäftigen. Ich habe das Gefühl, wenn es zu abstrakt wird, reden wir aneinander vorbei.
Ich stelle auch mal die Frage inwieweit der Jäger Interesse daran, hat die Abschussliste zu manipulieren und die Frage ob er die Möglichkeit dazu hat mal nach hinten. Genauso wie den Einwand, Jäger würden füttern und damit die Wildbabys und schwache Tiere retten um nachher mehr gesundes Wild zum schießen zu haben. Also nicht wundern, wenn ich Teile deiner Antwort ignoriere. Sonst wird das zu viel auf einmal.

7x bearbeitet

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Nefasu
13.06.2018
Hallo Mokiscrofa,

Zitat Mokiscrofa:
Der Forstbeamte nutzt hier sein Amt aus um damit sein Privatleben als Jagdvereinsmitglied zu bevorteiligen.

Ich habe darauf hingewiesen, dass ich von privaten Jagdgesellschaften mit Hobbyjägern spreche:
Diese werden nur in äußerst seltenen Fällen von verbeamteten Förstern geleitet.

Insbesondere im privaten Bereich (zu welchen vornehmlich die besagten Jagdgesellschaften und -vereine zählen), werden private, d.h. keine Beamten, ausgebildete Förster beauftragt.
Diese unterliegen keinem Amt,und haben ein berechtigtes finanzielles Eigeninteresse.

Zitat Mokiscrofa:
Aus Fleischkauf kann, Schrotkauf und Tiertötung folgen. Aber eben kann, nicht muss. Es gibt offensichtliche keine Zwangsläufigkeit. Der Tankstellenbetreiber kann auch vom Benzinverkauf Fleisch kaufen und daraus folgt dann wieder die Tiertötung.

Wie bereits beschrieben ist der weitere Weg des Geldes kein Bestandteil der Kausalkette.

Ein Kauf von Wildfleisch ist per se eine finanzielle Legitimierung und Unterstützung aller vorangegangenen Wirkungen eines Prozesses.

D = Kauf von Wildfleisch
C = Verkauf von Wildfleisch
B = Verfügbarkeit von Wildfleisch
A = Tötung eines Lebewesens

X = Überpopulation durch z.B. Kirrjagd
Z = Schwere Erkrankung eines Tieres

Im Fall von Z>A>B>C>D mag dies noch legitim sein, in Fällen wie X>A>B>C>D wiederum nicht mehr.

Die eigentliche Frage, welche unsere Ansichten scheinbar Differenziert ist, ob die vorangegangene Kausalkette einen Einfluss auf die ethische Betrachtungsweise einer Wirkung hat.

Du sagst, dass die Kausalkette irrelevant für zukünftige Käufe ist (worin ich theoretisch zustimme[*1]), dass es aber unter ethischen Gesichtspunkten ebenfalls irrelevant ist wie die Wirkung erzielt wurde (worin ich nicht zustimme).

Liebe Grüße,
Falk

[*1] Auch wenn die Praxis hier anders aussieht und es ausreichend Jäger gibt, welche ihr Hobby mit dem Verkauf re-finanzieren

10x bearbeitet

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Mokiscrofa
13.06.2018
X>A>B>C>D

Du sagst, dass die Kausalkette irrelevant für zukünftige Käufe ist (worin ich theoretisch zustimme[*1]), dass es aber unter ethischen Gesichtspunkten ebenfalls irrelevant ist wie die Wirkung erzielt wurde (worin ich nicht zustimme).

Jetzt verstehe ich dich, glaube ich. Du sagst also weil D die Folge einer unethischer Handlungen (A) ist, findest du diese auch unethisch?

Beispiel: wenn ein Drogenboss einem sozialen Verein Geld spendet, wäre dies abzulehnen weil dieses Geld die Folge von schlechten Handlungen ist?

4x bearbeitet

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Nefasu
13.06.2018
Hallo Mokiscrofa

Zitat Mokiscrofa:
X>A>B>C>D
[...]
die Folge einer unethischer Handlungen (A) ist, findest du diese auch unethisch?

Die unethische Handlung ist (mMn.) an dieser Stelle X, nicht A.

Zitat Mokiscrofa:
Also ein Beispiel: wenn ein Drogenboss einem sozialen Verein Geld spendet, wäre dies abzulehnen weil dieses Geld die Folge von schlechten Handlungen ist?

Wenn das Geld in einer schlüssigen Kausalkette aus einer unethischen Handlung stammt, befindet man sich in einer Situation, in welcher der Nutzen der Spende (mMn.) den schlechten Handlungen unter ethischen Gesichtspunkten gegenübergestellt und ggf. abgelehnt werden müsste.

Liebe Grüße,
Falk

1x bearbeitet

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Mokiscrofa
13.06.2018
@Nefasu

Das ist dann eine Begründung die ich im Thread "Veganismus als Religion und Spiritualität" als "spirituell" bezeichne. Vielleicht hast du das ja auch gelesen und stimmts dem zu (?).

Auch wenn du natürlich Recht hast, dass der Kauf die Tötung in gewisser Weise "legitimieren" kann, sehe ich das nicht als Widerlegung. Diese Legitimation ist ja weniger materiell als spirituell. (Was auch kein Kriterium für ein Moralsystem sein muss)

Anders könnte man das auch so ähnlich begründen, in dem man sagt, das Fleisch wurde durch den Tötungsprozess moralisch verunreinigt und daher ist der Konsum verboten. (So würde ein Buddhist argumentieren)

Dagegen kann ich natürlich nichts einwenden. Ich konzentiere hier mich nur auf "materielle" Wirkungen und keine Wirkungen die im Bereich Symbolik, Bedeutung oder Spiritualität liegen.

Wenn das Geld in einer schlüssigen Kausalkette aus einer unethischen Handlung stammt, befindet man sich in einer Situation, in welcher der Nutzen der Spende (mMn.) den schlechten Handlungen unter ethischen Gesichtspunkten gegenübergestellt und ggf. abgelehnt werden müsste.


Interessante Kombination aus Utilitarismus und deiner späteren Idee der "Legitimation von unethischen Handlungen". Das gilt dann vmtl auch für das Jagdszenario? Also du stellst die unethische Handlung des Tötens dem späteren Nutzen des Fleischkonsums gegenüber?

1x bearbeitet

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Nefasu
13.06.2018
Hallo Mikoscrofa,

Zitat Mokiscrofa:
Das ist dann eine Begründung die ich im Thread "Veganismus als Religion und Spiritualität" als "spirituell" bezeichne. Vielleicht hast du das ja auch gelesen und stimmts dem zu (?).

Ich persönlich halte nicht viel von Spiritualität.

Auch im allgemeinen enthält die Behauptung, dass ein Resultat immer im Zusammenhang mit den vorangegangenen Ursachen betrachtet werden sollte, mMn. wenig Spiritualität, sondern stellt vielmehr eine ethische Hypothese dar, zu deren Ergründung ich allerdings nicht befähigt bin ;)

Zitat Mokiscrofa:
Auch wenn du natürlich Recht hast, dass der Kauf die Tötung in gewisser Weise "legitimieren" kann, sehe ich das nicht als Widerlegung. Diese Legitimation ist ja weniger materiell als spirituell.

Die Begründung kann in diesem Fall durch verschiedenen psychologische Paradigmen erfolgen und damit direkte oder indirekte Auswirkungen auf die materielle Welt haben:

Behavioral könnte die Reiz-Reaktionskopplung auf Grundlage des positiven Belohnungsreizes (Gelderhalt) eine Verstärkung des zukünftigen Verhaltens (Wildfleischbeschaffung) bewirken.

Kogintiv könnte die Kongruenz der Gedanken darin resultieren, dass die materielle Unterstützung gleichsam die Unterstützung des gesamten Beschaffungsprozesses beinhaltet (Legitimation) und sich somit in der Kognition des Jägers festigen und dessen zukünftiges Verhalten beeinflussen.

Was tatsächlich passiert ist aber natürlich abhängig vom Einzelfall und diversen Umwelteinflüssen.[*1]

Zitat Mokiscrofa:
Also du stellst die unethische Handlung des Tötens dem späteren Nutzen des Fleischkonsums gegenüber?

Genau, wobei prinzipiell die Interessen aller betroffenen Parteien einer Kausalkette ausschlaggebend sind.
Hier wiegt das Lebensinteresse des getöteten Lebewesens mehr als z.B. ein ökonomischer Wunsch des tötenden Lebewesens, nicht aber mehr als dessen eigenes Lebensinteresse.

Liebe Grüße,
Falk

[*1] u.a. https://www.buecher.de/shop/umweltpsychologie/warum-wir-hunde-lieben-schweine-essen-und-kuehe-anziehen/joy-melanie/products_products/detail/prod_id/37159610/

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