Wie haltet ihr es mit Insekten?02.11.2020Ganz ernstgemeinte Frage:
Als bisher (noch?) nicht wirklich Veganerin frage ich mich, wie weit die Rücksicht auf Tiere gehen muss, wenn man konsequent vegan leben will. Um das gleich klarzustellen, ich fange jede Wespe und jede unerwünschte Spinne im Haus ein und geleite sie freundlich nach draußen und werfe mich dazwischen, wenn sie jemand töten will. Bei Zecken, Flöhen und anderen Blutsaugern hört die Freundschaft allerdings auf. Auch gönne ich der Kohlfliege meine Kohlrabipflänzchen nicht und schütze diese mit Filzkragen, damit die Fliege ihre Eier darauf legt, wo sie dann leider vertrocknen müssen. Und dass die Nacktschnecken meinen Salat vernichten, kann ich auch nicht zulassen. Da denen mit sanften Maßnahmen kaum beizukommen ist, hilft nur die Bierfalle.
Blattläuse lasse ich in Ruhe, solange sie meine Pflanzen nicht offensichtlich überfordern. Schließlich sind sie wertvolles Futter für viele andere. Nehmen sie überhand, spüle ich sie einfach nur mit Wasser ab, was der Blattlaus aber sicher nicht gefällt.
Was tut ihr in diesen Fällen? Und wie ist es in der Landwirtschaft? Ist die Kartoffel noch vegan, wenn der (Bio)bauer zu ihrer Erzeugung Maßnahmen zur Bekämpfung von Kartoffelkäfern ergreifen musste, weil es sonst keine Ernte gegeben hätte?
vegan2.985 Postsmännlich35708 HaigerLevel 4Supporter
03.11.2020Sehr interessante Fragestellungen, die sich sicher nicht in einem Sätzchen beantworten lassen. Grundsätzlich ist jedes Lebewesen Inhaber von Lebensrechten, die selbstverständlich zu respektieren sind, so wie Du es ja auch in einigen Beisielen dargestellt hast - gut so.
Aber Du zeigst ja auch auf, wo mögliche Grenzen des sich selbst Aufopferns sind: Wenn mir die ganze Ernte weggefressen wird,(nebenbei ist es der Salat der Nacktschnecken und nicht Deiner! - Du hast ihn doch extra für sie angerichtet, oder??) ich mich also nicht mehr vollständig ernähren kann, muss ich mir etwas einfallen lassen.
Die Frage ob das letal oder lebensfreundlich geschieht ist eine, die in der Landwirtschaft viel zu selten gestellt wird. Wir haben da ein Denken wie zu Anfang des letzten Jahrhunderts, wo alles, was als Ungeziefer identifiziert oder benannt wurde dem Tod geweiht war und mit allen erdenklichen Methoden vernichtet wurde. Dieses Denken gibt es leider bis heute. Lediglich bei Bioprodukten wird da ein anderer Weg eingeschlagen, der zumindest die Bekämpfung mit Chemiekeule geringer angewendet wird. Richtig tierlebensfreundliche Methoden kenne ich nicht, bin aber auch kein Biolandwirt. Vielleicht kann es da Aufklärung geben.
Klar ist, wir müssen uns irgendwie ernähren, sonst vergehen wir uns an unserem eigenen Lebensrecht, was auch nicht im Sinne der Veganer*innen sein kann. Muss für mein Essen gestorben werden? Ja, wahrscheinlich schon, denn irgendwo sind immer irgendwelche Tiere betroffen, wenn ich mir Lebensmittel anbaue pflücke oder ziehe. Für Veganer*innen ist aber vielmehr die Frage relevant, ob tierische Bestandteile absichtlich und bewusst als Bestandteil der Rezeptur eines Lebensmittel sind, oder eben nicht. Ob Wirbeltiere davon betroffen sind, ist da sicher einer der entscheidenden Punkte. Wenn es Insekten oder andere Kleinsttiere, denen derzeit kein eigenes Selbstbewusstsein (ähnlich den Pflanzen) zu gestanden wird quasi nebenbei betrifft, wird man das eher tolerieren können. Das endet sicher, wenn Insekten als Bestandteil der Rezeptur als Essen angeboten werden.
vegan4.676 PostsweiblichSchwarzwaldLevel 4
03.11.2020Also ich verwende für meine Beete Helix Tosta mit Erfolg. Das ist ein homöopathisches Produkt, dass die Nacktschnecken erfolgreich vertreibt.