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darf man als veganer blutegel "benutzen"?

Erstellt 23.09.2017, von boherdeel. Kategorie: Tierschutz & Tierrechte. 37 Antworten.

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Tanni
25.09.2017
Zitat boherdeel:
Werft ihr zum Beispiel alle eure Lederschuhe und Handtaschen weg? Oder kauft einfach nur keine neuen mehr nach? Oder doch? (wie verwerflich :crazy: ) ;) ;) ;) Ich finde es spannend wie unterschiedlich die Grenzen gezogen werden. Eben, das gibt mir das Gefühl, auch als Veganer muss man nicht völlig verbort sein und alles in schwarz und weiss einteilen. Denn, ehrlich, die wenigsten Dinge im Leben sind schwarz/weiss, sondern hellgrau, dunkelgrau, mittelgrau, lichtgrau.......

Ich bin damals vom Omni direkt vegan geworden und habe nicht alles weggeschmissen, sondern was ging, verschenkt und den Rest aufgebraucht. Es hätte dem Tier nichts genützt, wenn ich die Sachen weggeworfen hätten. Ebenso verhält es sich mit Leder. Es wird aufgetragen, aber nicht mehr nachgekauft. Ebenso Daunensachen, etc.

Und ich weiß nicht, was ich tun würde, wenn ich eine Egeltherapie empfohlen bekommen würde, die mir wirklich Linderung verschaffen würde. Ich weiß es nicht. Jetzt kann ich mir das nicht vorstellen, eben, weil es Lebewesen sind, aber wie würde ich entscheiden, wenn ich unerträgliche Schmerzen habe? Deshalb urteile ich nicht...

Benutzerbild von Larashe
vegan122 PostsweiblichKelsterbachLevel 2
25.09.2017
Ja, es hilft, nein, die Tiere leiden nicht, aber werden eben in den meisten Fällen anschließend getötet, was ich persönlich ziemlich schlimm finde.
Es gibt aber auch Arztpraxen, mit denen man absprechen kann, dass man die Egel im Anschluss selbst behält.

Egel sind an sich pflegeleicht, die brauchen nur ein Aquarium mit Wasser, ein paar Steinen und einer großen Pflanze zum verstecken.
Wenn das Wasser zu grün wird, wechseln, wenn Egel sterben, entfernen, alle 3-6 Monate mal ansetzen und ein bisschen Blut absaugen lassen, dann sind sie wieder für ein paar Monate satt.
Das wars :thumbup:

Benutzerbild von kilian
vegan7.034 PostsmännlichBerlinLevel 4Team
25.09.2017
Hallo,
na ich achte schon auf den Ton hier. Dabei musste manch ein Radikaler schon Abschied nehmen (übrigens auch radikale Fleisch-Fanatiker). Insofern ist das hier auch kein vollständiges Spektrum der Veganer :D

Allerdings ist ein Unterteilung in "radikal" oder "nicht-radikal" immer etwas schwierig und kommt sehr auf die jeweilige Sichtweise an. Für viele Menschen sind schon herzensgute, friedliche Veganer "radikal". Schwierig finde ich den Umgang mit Menschen, die einer Ideologie starr folgen und diese nicht hinterfragen.

Ich für meinen Teil habe mir schon zu Beginn vorgenommen, dass ich immer argumentsbasiert vegan leben möchte. Was auch die Möglichkeit beinhaltet, mich auf gute Argumente einzulassen, die gegen Veganismus sprechen. Überzeugt hat mich davon bisher keines (am spannendsten fand ich die, die in Richtung Matrix gehen und eine Realität verleugnen.. aber irgendwie klingen die auch crazy :green: ).

Die meisten Fleischesser hingegen lehnen Veganismus konsequent ab, schon bevor sie sich damit auseinandergesetzt haben. DAS ist meiner Meinung nach eine ernstzunehmende Ideologie. Vor allem, weil sie kaum thematisiert wird.

Wenn ich ehrlich bin, glaube ich, dass die Ideologie der Fleischesser für die Gesellschaft für viel gefährlicher als die paar ideologischen Vegan-Hansel, die im Netz ihr Unwesen treiben :-)

Zitat boherdeel:

Nein, kein konkreter Anlass, für mich ist es wichtig ein bisschen zu spüren, was für durchschnittliche Veganer ok ist, was nicht. Und wie die Argumente sind.


Und, überzeugts Dich? :D
Hat das womöglich Einfluss darauf, ob Du vegan leben möchtest? :-) Ein repräsentativer Durchschnitt ist hier leider auch nicht aktiv. Die meisten Besucher sind stille Mitleser.

Zitat boherdeel:
das gibt mir das Gefühl, auch als Veganer muss man nicht völlig verbort sein und alles in schwarz und weiss einteilen. Denn, ehrlich, die wenigsten Dinge im Leben sind schwarz/weiss, sondern hellgrau, dunkelgrau, mittelgrau, lichtgrau.......


...rot, grün, blau nicht zu vergessen :D

Zitat boherdeel:
Oder kauft einfach nur keine neuen mehr nach? Oder doch? (wie verwerflich :crazy: ) ;) ;) ;)


Empfindest Du das als ideologisch, wenn ein Veganer keine neuen Lederschuhe kauft? Oder meinst Du, dass es ideologisch wäre, so etwas zu verurteilen?

Letztendlich tickt kein Mensch wie der andere und man wird nie zu 100% Übereinstimmung haben. Dafür mehr Überschneidungen, wenn man sich austauscht. Auch dazu ist das Forum hier da! :wink:

Viele Grüße

Kilian

Benutzerbild von Lilly
vegan77 PostsweiblichKanarische InselnLevel 2
25.09.2017
Zitat kilian:
Ein repräsentativer Durchschnitt ist hier leider auch nicht aktiv. Die meisten Besucher sind stille Mitleser.

War bei mir auch so. Dann hatte ich ein paar Fragen und habe mich hier registriert.
Aber oftmals logge ich mich gar nicht ein, erst wenn ich einen Beitrag sehe, auf den ich antworten möchte.


Zum Glück brauche ich keine Egeltherapie. Gibt es da keine Alternative?


Ich werfe Schuhe nicht weg, sondern kaufe einfach keine nach.
Daunendecken habe ich nur benutzt, als ich noch zur Schule ging und bei meinen Eltern lebte. Jetzt bin ich Ende 40. ;)

Ich würde Dinge immer aufbrauchen und nicht wegwerfen, das wäre schade, Tiere sind dafür gestorben. Außerdem sollte man an die Umwelt denken und nicht unnötig Müll produzieren.
Duschgel, Haarspülung und etc habe ich verschenkt.


Liebe Grüße.

Benutzerbild von Sunjo
vegan2.848 PostsweiblichLinzLevel 4Supporter
25.09.2017
Diese Diskussion zum Thema fand ich nochmal recht aufschlussreich. Fazit: dem Patienten sollten die Egel besser nicht mitgegeben werden. Und Einfrieren ist von den beiden Tötungsvarianten die angenehmere für die Tiere. http://www.fernlehrgang-heilpraktiker.com/forum/thread-7962.html

Kein Benutzerbild
Nefasu
26.09.2017
Hallöchen,

ich denke vom ethischen Standpunkt betrachtet sollte man recht schnell zu dem Schluss kommen, dass die Zucht von Blutegeln als Nutztiere ebensowenig vertretbar ist, wie die Zucht anderer sog. "Nutztiere". (Einbeziehung des kategorischen Imperativs und des Schleiers des Nichtwissens)
Die Nutzung der Tiere zum Selbstzweck sowie die anschließende Tötung lassen hier aus dieser Perspektive kaum Interpretationsspielraum.
Auch eine anschließende Haltung in Gefangenschaft wäre aus ethischer Sicht kaum vertretbar, zumindest solange man das Dilemma der potenziellen Gefährdung ausklammert.


Vom moralischen Standpunkt des Veganismus her wäre eine Symbiose mit den Blutegeln insoweit vertretbar wie sie den moralischen "Anforderungen" einer veganen Lebensweise entsprechen, solange man Veganismus nicht als konsequente Ablehnung sämtlicher Tierprodukte (in diesem Fall wäre die Blutegeltherapie prinzipiell abzulehnen) sondern als konsequente Ablehnung von vermeidbarem Tierleid definiert.

Die Blutegeltheraphie müsste unter dieser Definition somit folgende Kriterien erfüllen, um den höchstmöglichen moralsichen Ansprüchen zu entsprechen:
- Andere Therapieformen, ohne die Verwendung von Blutegeln, führen zu keiner Heilung
- Die Blutegel müssen das Ende ihrer natürlichen Lebensspanne erreichen
- Den Blutegeln darf durch die menschliche Verwendung oder Haltung kein unnatürliches Leid wiederfahren
- Die Züchtung der Blutegel muss ohne Nachteile für dessen Gesundheit oder Lebenserwartung erfolgen
- Die Blutegel dürfen nicht in Gefangenschaft gehalten werden (Dilemma der potenziellen Gefährung)


Wie bereits von einigen Vorrednern erwähnt entscheidet natürlich in der letzten Konsequenz jedes Individuum im Einzelfall für sich selbst bei wievielen dieser, teils utopischen, moralischen Grundsätze er / sie bereit ist Abstriche zu machen ;)

Grüße,
Falk

13x bearbeitet

Benutzerbild von Palmesel
vegan8 PostsmännlichLevel 1
23.10.2017
Hi Falk,


zu Deinem Statement habe ich eine Nachfrage.
Zitat Nefasu:
Auch eine anschließende Haltung in Gefangenschaft wäre aus ethischer Sicht kaum vertretbar, zumindest solange man das Dilemma der potenziellen Gefährdung ausklammert.
Worin siehst Du das ethische Problem bei der Haltung eines Blutegels (z. B. in der von Larashe beschriebenen Art und Weise)? Meine Wahl wäre es sicher nicht, ein Leben mit Blutegeln zu führen - die können ja bis zu 20 Jahre alt werden. Aber wenn die Rahmenbedingungen gut angepasst sind, hat der Blutegel afaik keine Sinne und Möglichkeiten, seine Situation in Gefangenschaft von der in Freiheit zu unterscheiden. Was ist unter dem "Dilemma der potenziellen Gefährung" zu verstehen?

LG, Palmesel.

Benutzerbild von kilian
vegan7.034 PostsmännlichBerlinLevel 4Team
23.10.2017
Hallo Palmesel,

haha, da bis du aber zielsicher in eine Diskussion über Randbereiche der veganen Lebens-Philosophie geraten :D

Ich jedenfalls hätte nie gedacht, dass ich auch nur jemals auf eine solche Frage stoßen würde :D

Viele Grüße

Kilian

Kein Benutzerbild
Nefasu
24.10.2017
Hallo Palmesel,

Zitat Palmesel:
keine Sinne und Möglichkeiten, seine Situation in Gefangenschaft von der in Freiheit zu unterscheiden

Ungeachtet der sensorischen Möglichkeiten der Blutegel gilt gemäß dem kategorischen Imperativ als allgemeines Gesetz das Recht auf "Freiheit [...] und Sicherheit" für jedes Lebewesen.

Zumal die Notwendigkeit der sensorischen Wahrnehmung eines Misstands erneut ein Dilemma aufweist:
"Ist es ethisch vetretbar einem Wesen das Grundrecht auf Freiheit (od. Leben) zu verwehren, solange diese nicht die sensorischen Fähigkeiten haben die Gefangeschaft (od. Nichtexistenz) wahrzunehmen?"

Diese Frage findet u.a. auch im sog. Matrix Dilemma oder der Abtreibungdebatte Verwendung.

Zitat Palmesel:
Was ist unter dem "Dilemma der potenziellen Gefährung" zu verstehen?

Das Dilemma der potentiellen Gefährdung beschreibt hier das Wirken der ethischen, aber grundsätzlich dualistischen, Prinzipien des Rechts auf Freiheit jedes Lebewesens und der potentiellen Gefahr die dieses Lebewesen für andere Lebewesen darstellt.

Dieses Dilemma findet sich u.a. auch in den Fragen "Ist es etisch vertretbar Raubtiere, zum Schutz anderer Lebewesen, zu töten?" (z.B. Ausrottung des Wolfes) und "Ist es ethisch vertretbar Straftäter nach ihrer Haft in Sicherungsverwahrung zu nehmen?" wieder.


Ich bin prinzipiell der Meinung, dass es sehr schwierig wird das Problem aus ethischer Sicht zu betrachten.
Aus moralischer Sicht hingegen wären die oben genannten Bedingungen ein guter Anfang, auch wenn hier wieder das Dilemma der potenziellen Gefährdung nicht aufgelöst werden kann und die Frage ob nichtmenschlichen Tieren Persönlichkeits- und Freiheitsrechte gewährt werden sollten auch innerhalb der veganen Szene durchaus umstritten ist ;)

Grüße,
Falk

8x bearbeitet

Benutzerbild von Palmesel
vegan8 PostsmännlichLevel 1
24.10.2017
Hallo Falk, vielen Dank für Deine Antwort.


Gerade die Frage nach den Freiheitsrechten finde ich sehr interessant. Sie erreichen ihre Grenzen spätestens an den Grenzen des individuell Möglichen, sind also nur innerhalb dieser Grenzen sinnvoll zu diskutieren.


Nun sind die Möglichkeiten des Blutegels ausgesprochen begrenzt (was dieses Beispiel imho sehr reizvoll macht). Das Matrix-Dilemma entsteht ja (korrigier mich bitte, falls ich falsch liege - ich habe den Begriff eben von Dir zum ersten Mal gehört) nicht innerhalb der Matrix, sondern durch die gewaltsame Verwehrung der alternativen Lebensrealität außerhalb der Matrix. Eine qualitative Alternativrealität für den Blutegel, die also auch für ihn wahrnehmbar alternativ ist, erscheint dem gegenüber fraglich.


Aber selbst wenn man von ihr ausgeht, wird das Wohlbefinden des Blutegels durch die möglicherweise dauerhaft optimal erhaltenen Rahmenbedingungen gegenüber einem alternativen Leben in "Freiheit" allen zugänglichen Kenntnissen über die Möglichkeiten dieser Lebensform zufolge gesteigert sein. Ich erkenne das Dilemma nicht.

Es gibt innerhalb der veganen Szene viel zu wenig akzeptierten bzw. akzeptierenden Konsens, imho. Die Tierhaltung zu beenden erscheint mir nicht zwingend, das Ziel der Symbiose realisierbar und mindestens im Übergang ohnehin unvermeidlich. Deswegen finde ich das Thema wichtig. Die ethische Betrachtung halte ich für den einzig zuverlässigen Ansatz, um zu gemeinsamer Erkenntnis zu gelangen. Schwierig ist es, keine Frage! ;)

LG, Palmesel.


@kilian: ganz richtig erkannt: zielsicher. Ob Rand- oder Kernbereich ist dabei eine Frage der persönlichen Lebensgeometrie... ;) Auch Dir LG!

1x bearbeitet

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