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Earthlings und die omnivore Familie

Erstellt 29.10.2016, von Avocadoly. Kategorie: Allgemein vegan. 21 Antworten.

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Themen-Startervegan18 PostsweiblichOberfrankenLevel 2
Earthlings und die omnivore Familie
29.10.2016
Hallo ihr Lieben!

Ich hab mich neu hier im Forum angemeldet, bin aber schon seit längerer Zeit passive Mitleserin. Sehr nette Umgebung hier :clap:

Seit April 2016 bin ich vegan und liebe es :thumbup: gleich am Anfang hatte ich mir den Film Earthlings angesehen, bzw. habe ich es versucht :-/ ich konnte den Film nur 10Minutenweise sehen, weil ich zwischendurch immer Pausen machen musste, so sehr habe ich geheult :red: ich muss gestehen, dass ich auch nur die ersten drei von fünf Teilen gesehem habe, dann musste ich abbrechen. Ging einfach nicht, die Bilder waren zu schrecklich.

Jedenfalls war ich mehr denn je von dem Veganismus überzeugt. Meine Mutter fand das natürlich gar nicht prickelnd (das alte Muttiproblem) und ich habe mir von ihr zum Geburtstag nur gewünscht, dass sie sich Earthlings mit mir ansieht. Dann würde sie mich verstehen und vielleicht sogar selbst vegan werden, so meine naive Hoffnung. Ich konnte mir nicht vorstellen, dass irgendjemand diesen Film sehen und so weitermachen konnte wie bisher, zumal ich meine Mutter für eine tierliebe und mitfühlende Person hielt.

Heute war es dann so weit und ich muss gestehen, ich konnte ihn wieder nicht zu Ende sehen :red: :red: :red: diesmal musste ich sogar noch eher abbrechen, die Bilder waren einfach zu grausam. Meine Mutter hat mich nur verständnislos angesehen ud weitergeschaut. Auch wenn ich mich im Nachhinein dafür schäme, aber ich habe stattdessen unauffällig ihren Gesichtsausdruck beobachtet. Nichts. Niente. Sie hätte auch einen Dokufilm über Aktienmärkte schauen können, so gelangweilt wirkte sie. :wtf: ich meine, was stimmt nicht mit ihr? Oder mir? Ich konnte kaum meine Tränen vor ihr zurückhalten.
Falls ihr den Film gesehen habt, wie erging es euch dabei? Bin ich verweichlicht?

Danach hat meine Mutter noch gesagt, dass es zwar alles sehr schlimm ist, aber dass der Film Leute die Fleisch gern essen, wohl kaum davon abhalten wird, das auch weiterhin zu tun. :oo sprachs und ging mit ihrem Freund einen schönen Schweinebraten essen :evil: eine Stunde, nachdem sie den Film gesehen hat. :rofl: ich hab dann nichts weiter gesagt, sondern bin schnurstracks nach Hause gefahren und habe darüber nachgedacht. Und dann habe ich gedacht, ich melde mich hier an (längst überfällig :lol: ) und frage euch nach eurer Meinung.

Das hat mich echt geschockt, so hätte ich meine Mutter nie eingeschätzt. Sie war immer so tierlieb (vom omnivoren Essen mal abgesehen). Wie soll ich mir ihre Gefühlskälte erklären?

Einn schönen Abend noch wünsche ich euch und liebe Grüße :wink:

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Tanni
29.10.2016
Hallo du,

ich bin mir gar nicht so sicher, ob deine Mutter wirklich gefühlskalt ist. Vielleicht ist es ihre Art, das Leid zu verdrängen, weil sie so fest in alten Gewohnheiten steckt. Es ist schwer, etwas, das man sein ganzes Leben lang getan hat, von einem Moment auf den anderen aufzugeben, sich einzugestehen, dass man dafür mitverantwortlich ist.


Das Fleisch ist im Supermarkt nicht mehr blutig, die entsetzten Augen nicht zu sehen, das Leid der Haltung und des Schlachthofes nicht mehr ersichtlich und das macht es doch enorm leicht.

Gib ihr immer wieder Denkanstöße. Versuche es immer wieder, aber nicht mit Zwang oder Druck. Gehe mit gutem Beispiel voran, das beeindruckt Fleischesser oftmals mehr.

Du gehst deinen Weg und der ist richtig.
Und nein, du bist nicht verweichlicht, sondern mitfühlend.
Du hast das Leid erkannt und die Konsequenzen gezogen.

Schön, dass du hier bist.

LG Tanni

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Nefasu
30.10.2016
Hallo Avocadoly,

deine Mutter hat in dieser Situation schlicht und einfach emotional dicht gemacht.

Argumente tragen nur bis zu einem gewissen Punkt.
Wichtiger ist hier die Bereitschaft das eigene Verhalten (und das der liebgewonnenen Menschen, u.a. der eigenen Eltern) zu hinterfragen und reflektieren.

Mehr Hintergrundinfirmationen und Erklärungen wieso deine Mutter so reagiert hat und nach diesem schrecklichen Film noch Fleisch futtern gefahren ist, erfährst du u.a. in dem Buch "Warum wir Hunde lieben, Schweine essen und Kühe anziehen: Karnismus - eine Einführung" von Melanie Joy:
https://www.amazon.de/dp/3981462173/

Grüße,
Falk

3x bearbeitet

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Irmgarda
30.10.2016
Hallo Avocadoly, :wink:

ich kann Deine Enttäuschung über die Reaktion Deiner Mutter, nachdem Ihr Euch den Film "Earthlings" angesehen habt, gut verstehen. :-( :surprise: :wtf:

Wichtig ist in erster Linie, daß Du Dich entschieden hast ein veganes Leben zu führen. :D :thumbup:
Gib Deiner Mutter immer wieder die Gelegenheit z. B. mit dem von Falk erwähnten Buch über Karnismus, sich mit dem Thema auseinanderzusetzen. :idea:

Mein erstgeborerer omnivorer Sohn hat mir erklärt, daß es ihn und seine Familie genervt hat, daß mein Partner und ich unsere Argumente für ein veganes Leben desöfteren erläutert haben. Es hat für ihn, wie er sagte, einfach durch Vorleben bzw. gemeinsames veganes Essen eine bessere Wirkung sein "Mischkost-Leben" zu hinterfragen.

Liebe Grüße :wink:
Irmgarda :D

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1.266 PostsweiblichS' LändleLevel 2
30.10.2016
Ich persönlich glaube, dass es einfach zu viele Entschuldigungen für solche Bilder gibt, dich sich Leute gerne selbst sagen und damit "beruhigen".
Sowas wie: -ICH esse ja nur wenig Fleisch und dann Bio/vom Metzger (implizit: andere Leute sind an diesen Bildern schuld)
- Das sind alles Ausnahmefälle, die sofort sanktioniert werden
- Früher gings den Tieren auch nicht besser
- Veganer sind verrückt und alles, was sie sagen, ist eine Verschwörungstheorie
- Ohne Fleisch kann der Mensch nicht leben, das ist notwendiges Leid
- Was soll man als einzelner da schon tun? Ich bin doch kein verrückter Tierrechtsaktivist/Veganer, da muss die Politik eingreifen
- Tiere sind zum essen da, wir projezieren nur menschliche Gefühle wie Angst oder Schmerz auf sie
- Das ist alles nur Propaganda von bösen Extremisten
usw.
Ich glaube, mit diesen "Weisheiten", die immer wieder wiederholt werden, kann auch der Omni gut sagen: diese Bilder sind halt, so, die Welt ist schlecht, den Kindern in [armes Land] geht es noch schlechter, ich bin daran sowieso nicht schuld, ich mache alles doch richtig (also wie die anderen) und daher: schade für das Tier, aber was soll ich machen?


Damit kann auch der Mensch, der noch Jahre nach dem Tod seiner Katze diese vermisst und beweint, bei einer Kuh/Schwein/Huhn/sonstiges sagen: Naja, ist halt Essen.

Benutzerbild von kilian
vegan7.034 PostsmännlichBerlinLevel 4Team
30.10.2016
Hallo,
ich habe vor einigen Jahren selbst in Schlachthöfen undercover gefilmt und habe dazu bewusst abstrahiert, was da vorgeht. (Achtung, schlimme Bilder: http://www.peta.de/schlachthofbawue )

Verdrängen kann jeder. Wir Veganer natürlich auch. Und die Fähigkeit, Dinge zu verdrängen, ist an sich auch nicht zwingend schlecht... vor allem, wenn die Dinge unabänderlich sind.
Und das sind sie beim Fleischverzehr nicht. Daher tut man auch als Fleischesser gut daran, nicht mehr so panisch alles zu verdrängen, was die eigene Ideologie ins Wanken bringt.

Viele Grüße

Kilian

Benutzerbild von Avocadoly
Themen-Startervegan18 PostsweiblichOberfrankenLevel 2
30.10.2016
Hallo und vielen Dank für eure Antworten.
Ja mittlerweile denke ich auch, dass sie das einfach alles schön verdrängt. :wtf:
Für mich war das im ersten Augenblick unverständlich, weil ich bisher der Meinung war, die Menschen konsumieren nur deshalb noch Tierprodukte, weil sie es nicht besser wissen (oder wissen wollen, weil sie bewusst die Augen verschließen, weil es eben einfacher ist, sich keine Gedanken machen zu müssen :evil: ). Irgendwie hatte ich mir eingebildet, dass man nach dem Schlucken der roten Pille (in Form dieser entsetzlichen Bilder) nicht mehr so viel verdrängen KANN, aber das war wohl ein Trugschluss. :rolleyes:


Ich hatte ja vor, mir das gleiche von meinem omnivoren Freund auf Weihnachten zu wünschen, aber ich glaube, das lasse ich jetzt lieber :lol:

Viele Grüße

Kein Benutzerbild
1.266 PostsweiblichS' LändleLevel 2
30.10.2016
Hallo Avocadoly,


egal, welchen Grund das Verhalten deiner Mutter hat: nimm es ihr nicht übel, ich glaube nicht, dass sie eine gefühlskalte Frau oder so ist. Unglaublich viele Leute schaffen den Spagat, ihre Tiere zu lieben und beim Leid der anderen einfach dicht zu machen. Vielleicht braucht das Zeit und noch ein paar Trendwenden. Gibt ja schon genug Flexis die deswegen hin und wieder auf Fleisch verzichten, aber eben nicht immer.


Schönen Sonntag noch

Benutzerbild von Jogi
vegan377 PostsmännlichErlangenLevel 2
30.10.2016
Hallo aus (Mittel-)Franken nach (Ober-)Franken :D :clap:

Ich kann deine Ausführungen gut nachvollziehen. Viele von uns wahren vermutlich schon an diesem oder einen ähnlichen Punkt, getreu dem Motto: die anderen müssen doch auch sehen, was ich sehe! Gerade bei der Verwandtschaft ist da die Hoffnung groß, da sie ja mit einem verwandt sind und der Gedanke nahe liegen mag, dass sie sich eher das fühlen, was man selbst fühlt. Leider ein Trugschluss. Wahrscheinlich wäre es auch zu einfach, denn sonst wäre die Menschheit schon längst veganisiert :angel:

Die Generation unserer Eltern (ich schätze mal, dass deine Mutter ähnlich alt sein dürfte wie meine - wir sind ja auch in einem ähnlichen Alter) ist noch etwas anders großgeworden. Meine Mutter (übrigens auch Oberfränkin) erzählte mir erst kürzlich wieder, dass es für sie ganz normal war, als Kinder beim Schlachten der Tiere geholfen haben. So war das eben auf dem Land. Sie sind also mit den "realen Bildern" dessen, was wir nur aus den Medien kennen, tagtäglich aufgewachsen. Entsprechend stumpft man ab, oder verdrängt oder sieht es als natürlich/normal an... sicherlich bei jedem anders.

Jeder Mensch hat sein eigenes biografisches Gepäck bei sich, das er stets (unbewusst) mit sich herumträgt... und deshalb reagieren wir alle unterschiedlich auf die gleichen Erlebnisse.

Ich finde es vernünftig von dir, dass du den Film mit deinem Freund nicht ansehen willst. Lass ihn lieber seine eigenen Erfahrungen machen, wo auch immer diese beginnen (oder schon begonnen haben -> biografisches Gepäck) und mit welchem Handeln diese für sein Leben auch verbunden sein mögen...

1x bearbeitet

Benutzerbild von Avocadoly
Themen-Startervegan18 PostsweiblichOberfrankenLevel 2
30.10.2016
Pummelchen: gestern fiel es mir tatsächlich schwer, ihr das nicht übel zu nehmen. Aber dann habe ich mich daran erinnert (was ich leider viel zu oft vergesse), dass auch ich mal omnivor war und mir absolut nicht vorstellen konnte, warum jemand sich den Veganismus freiwillig "antut". Vielleicht wirds ja bei ihr auch noch mit der Zeit :-)

Jogi: Hallo nach Mittelfranken :wink: so klein ist die (Veganer-)Welt :D
Wie du sagst, sobald man für sich etwas realisiert hat, kann man gar nicht verstehen, warum das alle anderen nicht plötzlich ganz genauso sehen :-/ so geht es mir leider viel zu oft und ich befürchte, ich nerve meine Umwelt damit etwas :lol:

Ich werde mich jedenfalls in Zukunft zurücknehmen :angel:

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