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Hierarchie der Essgewohnheiten oder einfach nur Unverständnis?

Erstellt 17.05.2016, von Lara. Kategorie: Allgemein vegan. 8 Antworten.

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Themen-Startervegan21 PostsweiblichKönigswinterLevel 2
Hierarchie der Essgewohnheiten oder einfach nur Unverständnis?
17.05.2016
Hallo ihr Lieben,
heute auf der Arbeit ist mir eine Frage in den Kopf gekommen, die ich gerne an euch weitergeben möchte, weil ich mich bei dem Versuch, diese zu beantworten, immer wieder aufhänge.
Vorab: ich möchte hier mit keiner meine Bemerkungen jemanden angreifen oder verletzen. Auch soll das nicht in einer religiösen/ moralischen Diskussion enden. Sollte sich trotzdem jemand persönlich angegriffen fühlen, dann schreibt es mir bitte, ich entferne dann die entsprechende Passage.

Jetzt aber zum eigentlichen Thema.
Als Veganer bekommt man ja häufig zu hören, es wäre ungesund, ja sogar unnatürlich, kein Fleisch bzw keine tierischen Produkte zu verwenden. Mal ganz davon abgesehen, dass die Anti-Baby-Pille beispielsweise auch nicht wirklich natürlich ist (aber das ist natürlich vollkommen legitim :question: ), wird dabei scheinbar völlig außer Acht gelassen, dass es zahlreiche Weltreligionen gibt, die auf den Konsum von bestimmten Fleischsorten verzichten. Muslime z.B. verzichten ja bekannterweise auf Schweinefleisch. Dass dies, soweit meine Nachforschungen zutreffen, durchaus auch ökologische und ethische Gründe hat, wissen viele vermutlich nicht. Aber selbst wenn: dort ist es natürlich vollkommen legitim, schließlich ist es Religion. Im Hinduismus haben wir fast das Gleiche, nur eben mit Kühen. Dort ist es strengstens verboten. Warum? Die Religion.
Bei allem Respekt jeder religiösen Form gegenüber. Aber was ich nicht verstehe: diese Religionen sind vor Jahrhunderten entstanden. Sie sind also in unserer Gesellschaft durchaus etabliert. Aber warum haben u.a. Muslime einen "Freifahrtschein", was den Verzicht auf Fleisch betrifft, und als (ich beziehe mich hier auf mich) christlicher Veganer wird man nur blöd angemacht?
Ist es also eine Frage der Religion, ob man als Veganer akzeptiert oder verspottet wird, oder spielt da doch mehr unsere westliche "Blöd-/ Blindheit" eine Rolle?
Ich betreue eine persische Flüchtlingsfamilie. Zu ihr gehören Mutter, Vater und drei Kinder. Sie alle fünf sind strenge Muslime. Aber jedes Mal, wenn ich dort bin, bekomme ich unaufgefordert bzw. ungebeten etwas extra für mich als Veganer zubereitetes zu Essen und die ganze Familie isst es aus Respekt und Anstand mit. (Ich hoffe, ihr versteht, worauf ich hinaus will.)
Um zurück auf meine Frage zu kommen:

Warum stehen religiöse Essgewohnheiten in unserer Gesellschaft hierarchisch über ökologischen/ ethischen Essgewohnheiten?

Ich hoffe, ich habe nicht zu sehr drum herum geschwafelt und ihr konntet mir bis hier hin folgen. Und vielleicht habt ihr ja sogar eine Antwort auf meine Frage(n).

Liebe Grüße
Lara

Benutzerbild von chickpea
641 PostsmännlichSüdenglandLevel 3
17.05.2016
Ich könnte mir das wie folgt vorstellen:

Es geht dabei um "politische Korrektheit" oder "die Wirkung nach außen".
Glaubenssachen werden nach außen hin akzeptiert/toleriert (sonst wäre man ja Fundamentalist oder rechts). Nach innen bzw. gedanklich macht eine glaubens/ethische/ökologische Motive keinen Unterschied und wird abgelehnt sofern sie nicht den eigenen entsprechen.

Die Hierarchie hängt eher davon ab, dass man als "ethisch/ökologisch fragwürdiger" zu keiner direkten Gruppe abgestempelt werden kann die man nicht mag (im falle von Glaubenssachen als intoleranter Nazi). Es gibt einfach im deutschen Sprachgebrauch noch keine schlimme Gruppen-Bezeichnung für ökolokisches/ethisches Schwein.


Ps:
Wenn ich gefragt werde warum ich kein Fleisch esse sage ich meistens: "hängt mit meinem Glauben zusammen". Dann wird gefragt in wie fern, dann sage ich: "Ich glaube, es schmeckt mir nicht". Blöde Frage, blöde Antwort :D

Benutzerbild von Lara
Themen-Startervegan21 PostsweiblichKönigswinterLevel 2
17.05.2016
Zitat chickpea:
Ich könnte mir das wie folgt vorstellen:

Es geht dabei um "politische Korrektheit" oder "die Wirkung nach außen".
Glaubenssachen werden nach außen hin akzeptiert/toleriert (sonst wäre man ja Fundamentalist oder rechts). Nach innen bzw. gedanklich macht eine glaubens/ethische/ökologische Motive keinen Unterschied und wird abgelehnt sofern sie nicht den eigenen entsprechen.[/i]


Das klingt nach einer interessanten und nachvollziehbaren Theorie. Aber was mich irritiert: ich bin doch rechts, wenn ich eine bestimmte Gruppe der Bevölkerung als schlecht/ unwürdig abstemple. Da Veganer ja aktuell leider auch noch eine (zwar mittlerweile recht große, aber dennoch) Randgruppe darstellen, zählt es für mich auch zur Diskriminierung. Könnte man das nicht also, sehr weit gedacht, auch irgendwo als leicht rechts ansehen, wenn man diesen Standpunkt, den nun mal viele vertreten, ebenfalls vertritt? So betrachtet (zumindest dann, wenn man meinem Gedanken-Wirrwar folgen kann) würden diese Leute ja Religion und Veganismus auf eine ähnliche Stufe stellen. Und doch wird die Religion als wahr, und die Realität als Irrsinn abgestempelt, verstehst du, was ich meine?
Und genau das erschließt sich mir noch nicht so ganz.

Liebe Grüße

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Nefasu
17.05.2016
Hallo Lara,

prinzipiell stehen religiöse Essgewohnheiten nicht über / unter anderen Essgewohnheiten.

Das Problem bei diesen Disputen ist die Tatsache, dass ein Verteidigungsmechanismus im Gehirn des anderen die Kontrolle übernimmt, wenn dieser feststellt, dass die eigene Handlungsweise eine sogenannte Inkongruenz zum eigenen Verhalten aufweist.

So wird aus "Ich liebe Tiere" und "Ich esse Tiere" eben "Ich esse nur bestimmte Tiere", nicht aber "Ich leibe nur bestimmte Tiere". Wieso?
Kein Mensch (oder nur ein serh, sehr geringer, psychopathischer Teil) sieht sich selbst als "böse". Entweder verändet man also die Argumentation (indem man z.B: die zweite, unliebsame, Schlussfolgerung einfach streicht / verdrängt) oder man ändert sein / ihr Verhalten.

Da Verhaltenänderung für uns als Gewohnheitstiere aber evolutionär nur bedingt brauchbar war, wird einfach die Ausgangssituation geändert.

In deinem konkreten Fall wäre also die Religion ein druchaus akzeptabler Grund Fleischverzicht zu akzeptieren, da man selbst nicht davon betroffen ist, weil man der entsprechenden Religionsgemeinschaft nicht angehört:
"Naja, er / sie ist halt [religionsbezeichnung hier einfügen]"

Eine Ausrede zu finden, wieso man nicht die selbe konsequente Verhaltensänderung durchführen kann, welche ein (einem selbst) ähnlicher Mensch vollzogen hat ist praktisch unmöglich, weswegen hier der Verteidigungsmechnismus greift.
Die belibigen Ausreden und Rechtfertigungen dienen also nur dazu das eigene Verhalten rechtfertigen zu wollen, ohne sich thematisch weiter mit einem Thema befassen zu müssen.

Das Thema ist sehr Komplex und ich habe hier nur einen kleinen Teil angeschnitten. Es dürfte aber für folgendes Fazit ausreichen:

Sofern Mensch einer bestimmten Gemsinschaft nicht angehört (z.B. einer beliebigen Religionsgemeinschaft) neigen die Menschen dazu ein Verhalten zu tolerieren, da sie nicht Teil dieser gemeinschaft sind und sich den Werten dieser Gemeinschaft nicht verpflichtet fühlen.
Sobald Mensch jedoch Teil derselben Gemeinschaft ist (z.B. Christen, "Deutsche" aber auch Veganer), wird dieser Versuchen das eigene Verhalten und die eigenen Wertvorstellungen zu rechtfertigen. Gibt es keine Rechtfertigung wird aus Selbstschutz versucht die andere Meinung zu diskreditieren.


Zuletzt:
Welcher Mensch gibt schon gerne zu, dass er / sie selbst, seine / ihre Eltern und Vorfahren, sowie die meisten Idole falsch gelegen und ethisch / moralisch verwerflich gelebt haben.
Unangenehm. Und unangenehme Situationen umgeht der Druchschnittmensch für gewöhnlich, bzw. versucht diese zu bekämpfen.
So z.B. mit dem Verteidigungsmechanismus "Abwehr" oder "Angriff", da man keine "einfache" Ausrede für das eigene Verhalten mehr findet wie "Naja, er / sie ist halt [religionsbezeichnung hier einfügen]".

Dies alles zuzugestehen und einzusehen erfordert schon eine gewisse Einsicht und Selbstreflexion.

Grüße,
Falk

6x bearbeitet

Benutzerbild von chickpea
641 PostsmännlichSüdenglandLevel 3
17.05.2016
:D Hi Lara, Ich versuche Dich mal so gut es geht nachzuvollziehen :D

ich bin doch rechts, wenn ich eine bestimmte Gruppe der Bevölkerung als schlecht/ unwürdig abstemple

Würde ich nicht so direkt sagen, bzw. ich würde die Politik (links/rechts) da raus lassen. Ich habe das nur zur Versinnbildlichung genommen.


Da Veganer ja aktuell leider auch noch eine (zwar mittlerweile recht große, aber dennoch) Randgruppe darstellen, zählt es für mich auch zur Diskriminierung

Diskrimminierung ist es schon gewisserweise, aber wie gesagt, keine weitläufig gesellschaftlich an/aberkannte.
Political corectness ist da wieder angemerkt. Ob ein Schwarzer Neger, oder dunkel pigmentierter genannt wird macht eigentlich vom Sinn keinen Unterschied (man meint dunkelhäutige Leute), bloß gesellschaftlich wird da viel Trara drumgemacht (Nach Schema "Mein Gott man kann doch nicht Neger sagen, schrecklich...").

Könnte man das nicht also, sehr weit gedacht, auch irgendwo als leicht rechts ansehen, wenn man diesen Standpunkt, den nun mal viele vertreten, ebenfalls vertritt

Kann man machen, aber dadurch macht man sich eher unbeliebt in seiner Umgebung (wer wird gerne als rechts abgestempelt).

o betrachtet (zumindest dann, wenn man meinem Gedanken-Wirrwar folgen kann) würden diese Leute ja Religion und Veganismus auf eine ähnliche Stufe stellen
Tun Sie nicht (nach außen hin). Ansonsten würden sie gleichermaßen über Veggis/Juden/Moslems argumentieren (in der öffentlichkeit). Nach innen ist es gleich, anders(artig) wird abgelehnt (meistens).


Und doch wird die Religion als wahr, und die Realität als Irrsinn abgestempelt, verstehst du, was ich meine?


Das ist eine Philosophische Frage und Beantwortung dieser, dauert mir zu lange :)
Nicht alles ergibt Sinn und schon gar nicht das Verhalten des Menschen :D


Ich habe gerade geschaut was Nefasu dazu geschrieben hat,
ich würde mich dem soweit anschließen.


Als kleiner Denkansatz:
Man kann immer erkennen, wenn jemand etwas verteidigt was unwahr ist. Man hört viel zu lauten Protest aus der Richtung.
Und wenn der andere rechthaben will, dann lässt man ihn rechthaben.
Eine Diskussion um des rechthabenwillens ist da meist nicht zielbringend und reine Energieverschwendung, da der andere so gut wie nie seinen Standpunkt für den eigenen Standpunkt aufgibt.

3x bearbeitet

Kein Benutzerbild
1.266 PostsweiblichS' LändleLevel 2
17.05.2016
Ich glaube nicht, dass es dabei primär darum geht: Religion vs Veganismus und dass Religion per se über etwas anderem steht.


Der grundsätzliche Unterschied ist ja, dass Veganismus erstmal eine meist ethisch oder gesundheitlich begründete Ernährungsweise ist, wohingegen Religion sich auf keine wissenschaftliche oder logische Begründung beziehen muss, sie ist sich selbst die beste Begründung. Daher hat man ja schon im Standpunkt einen Unterschied: "Ich esse kein Schwein, weil meine Religion es mir verbietet" ist an sich nicht so leicht argumentativ zu widerlegen und stellt auch das eigene Verhalten nicht in Frage. Wenn ein Moslem also sagt: "Ich esse kein Fleisch, weil ich Moslem bin" gilt die Regel ja nur für Moslems. Wenn du aber sagst: "Ich bin Veganer, weil ich Fleisch essen ethisch verwerflich finde" ist ja implizit gesagt, dass du einen universell für alle gültigen Grund hast, Fleisch und Tierprodukte zu meiden und damit sagst du im Umkehrschluss auch: "Du bist ethisch verwerflich, weil du Fleisch isst" und das nervt Leute, weil sie sich dann damit wirklich auseinandersetzen müssen oder sich einfach nur beleidigt fühlen.


--> Der Unterschied liegt, meiner kurzen Analyse nach, also eher bei der Begründung der Ernährungsweise als bei Religion an sich.


Zur Links/Rechts Thematik: "ich bin doch rechts, wenn ich eine bestimmte Gruppe der Bevölkerung als schlecht/ unwürdig abstemple" - ne, dann ist man nur wahlweise rassist/sexist/intolerant, aber rechts ist ja nicht gleich intolerant, rechts meint im Grunde ja nur konservativ (was auch mit rassistisch/sexistisch zusammenfallen kann ;) ) Das Ding ist ja, dass Leute nicht sagen, ich mag Veganer nicht, weil sie eine Randgruppe sind, sondern die Leute sagen ja (meistens) ihnen wären Veganer egal, aber die sind verklemmt, besserwisserisch, gönnen mir meinen Genuss nicht, fühlen sich besser, sind kompliziert und unfreundlich etc. Als Diskriminierung empfinden das viele nicht, weil für viele Diskriminierung erst bei Dingen beginnt, die man sich nicht aussuchen kann, wie z.B. Behinderungen oder Hautfarbe, aber das Vegan sein sucht man sich ja aus, daher herrscht auch eine "selbst Schuld"-Einstellung: man könnte sich ja nicht wie ein Kleinkind anstellen und halt einfach das Fleisch/die Eier/ die Milch zu sich nehmen und alles wäre wieder gut.

1x bearbeitet

Benutzerbild von Selayn
vegan339 PostsweiblichNähe ErlangenLevel 2
18.05.2016
Hallo!

Zuerst eine kleine Information: Moslems essen kein Schweinefleisch nicht nur weil es als "unrein" beachtet wird, sonder (und einer der größten Gründe) weil es schneller verdirbt als anderes. Früher gab es ja kein Kühlschrank, besonders in den ländlichen Regionen.


Auf Fleisch aus religösen Gründen zu verzichten ist etwas anderes als aus ethischen.
Wie man schon gesagt hat, "trennen" sich die Leute von anderen Religionen ab. Ich kann es mir nur so erklären, dass Menschen bei der Religion denken: "Okey, sie essen kein (Schweine-)Fleisch. Es ist ihre Religion, sie sind so aufgewachsen. Ich bin andersgläubig, also betrifft es mich nicht". Also kurz gesagt: Ich bin nicht so aufgewachsen, ich brauche nicht so zu leben.
Bei Veganismus ist es anders. Hier waren die meisten omnivor oder vegetarisch. Sie sind oftmals nicht so aufgewachsen und haben sich für diese Lebensweise entschieden. So gesagt eine "Veränderung" gemacht. Dabei ist es egal, ob man Moslem, Jude, Christ oder sonst zu einer Religion angehört. JEDER kann diese "Veränderung" machen. Ich denke, dass sich die Leute genau deswegen so angegriffen fühlen, weil sie es theoretisch selber könnten. Da aber Menschen nicht sehr gut auf ihre Fehler zu sprechen sind und sich gerne für ihr Verhalten rechtfertigen ("Menschen haben schon immer Fleisch gegessen!") wird dies sehr schwierig werden.


LG Selayn

Kein Benutzerbild
1.266 PostsweiblichS' LändleLevel 2
18.05.2016
Zitat Selayn:


Zuerst eine kleine Information: Moslems essen kein Schweinefleisch nicht nur weil es als "unrein" beachtet wird, sonder (und einer der größten Gründe) weil es schneller verdirbt als anderes. Früher gab es ja kein Kühlschrank, besonders in den ländlichen Regionen.




Dass es mal einen Sinn hatte mag ja sein, aber heute ist es ja eher der Selbstzweck des Religiösen Lebens, der diese Regeln aufrecht erhält. Heute haben auch viele Moslems einen Kühlschrank (und eine Klimaanlage) und könnten daher bedenkenlos Schwein essen - sie tun es aber trotzdem nicht, weil es eben ihr Glaube ist, genauso wie Juden auch Fleisch und Milch nicht mischen, auch wenn keiner so genau weiß, warum (Veganismus wäre eigentlich perfekt dafür ;) )
Und das ist ja das, was Religion unangreifbar macht: es wird sehr oft Respekt vor ihr eingefordert und sie ist in ihren Aussagen unwiderlegbar, es wird also einfach hingenommen bzw auch einfach generell abgelehnt. Deswegen ist es der CSU ja auch so wichtig, das Schweinefleisch ÜBERALL zu erhalten, weil sonst würde man sich ja einem anderen Glauben anpassen :surprise:

Warum sich Leute von Veganismus so angegriffen fühlen kann ich aber immer noch nicht nachvollziehen. Ich kenne Leute, die schon allein beim Gedanken an eine vegane Lebensweise oder eine fleischfreie Mahlzeit Wutzustände bekommen, oder wenn ich mal Tofu einkaufe ;) Wahrscheinlich ist es das grundlegende Infragestellen ihrer eigenen Identität, aber dann müsste die Identität betreffender Leute ja auf Fleisch geradezu fixiert sein....mhmm....

Benutzerbild von Lindchen
vegan144 PostsweiblichKölnLevel 3
19.05.2016
Das Thema fasziniert und beschäftigt mich sehr und ich finde jede Menge Aspekte in Euren Beiträgen, die ich nur bestätigen kann.
Ich finde, man kann die Grundthematik ganz gut damit vergleichen, wenn man in einer heftig feiernden Gesellschaft ist und nicht mit trinkt. Wenn man sagt, dass man noch Auto fahren muss, ist es kein Problem. Wenn man hingegen nichts trinkt, weil man generell Alkohol meidet, wird man genauso betrachtet wie das beim Outen als Veganer oft geschieht: Man gilt als missionarisch, als Mensch, der nicht in der Lage ist, Dinge zu genießen, schlimmstenfalls als Stimmungstöter. :evil:
Jeder der Alkohol trinkt, wird durch den Nichttrinker daran erinnert, was er da eigentlich tut und wird (nicht willentlich, aber automatisch!) damit konfrontiert, dass es weder gesund noch irgendwie gewinnbringend ist, sich zu betrinken. Zudem ist der Nichttrinker ja auch noch dauerhaft nüchtern und bekommt den Kontrollverlust des Trinkers auch noch genau mit! :crazy:
Jemand hingegen, der trockener Alkoholiker ist und deshalb nicht mittrinkt, wird eher heimlich bedauert (genau wie der, der noch Auto fahren muss). Diejenigen, die nicht trinken dürfen stören aber nie so sehr wie diejenigen die nicht trinken wollen. Genauso beim Veganismus: Diejenigen, die aus gesundheitlichen Gründen kein Fleisch essen dürfen/sollten oder keine Milch vertragen, werden nicht angegriffen (sondern eher bedauert), denn sie wollen ja vermutlich nicht auf Fleisch oder Milchprodukte verzichten.

Es erfordert viel mehr Selbstreflexion und Indivialismus, sich gegen eine gesellschaftliche Norm zu stellen, indem man offen auf etwas verzichtet, das die anderen offenbar genießen, einfach so, weil man sich frei entscheidet (Argumente für die Entscheidung vegan zu leben gibt es ja genug), nicht weil man sich nach den Richtlinien einer Religion oder eines Arztes verhält.
Ich habe es in Gruppen schon erlebt, dass einige Leute mich schief angesehen haben (und auch blöde Bemerkungen machten), dass ich mich als einzige NICHT am Schokoladenkeks-Teller bediente (hatte damals eine zuckerfreie Zeit, nicht aus gesundheitlichen Gründen, sondern freiwillig!), sondern meine Rohkost auspackte.

Ich glaube, es ist eine menschliche Schwäche, den eigenen Schatten (das, was wir im Grunde an uns selbst nicht mögen) lieber auf jemanden zu projezieren und es dann an ihm zu bekämpfen, anstatt es an uns selbst zu verändern.

Tatsache ist nur, dass wir lediglich uns selbst ändern können und nicht die anderen.

Ich habe selbst sehr lange gebraucht, bis ich vom Vegetarier zum Veganer wurde.
Meine innere Einstellung zum Veganismus hat sich aber schleichend zum Positiven verändert.
Das ist etwas, dass ich glaube, das jede/r von uns mit auf den Weg bringen kann:
Als Veganer so glücklich, authentisch, selbstbestimmt und frei zu leben wie nur möglich! :D
Ich persönlich habe vor, als Veganerin noch sportlicher (jogge endlich wieder!), beweglicher (Yoga), gesünder und genussvoller (so viele leckere Rezepte habe ich schon lange nicht mehr ausprobiert! :D ) zu leben - wenn meine Lebensfreude und meine Liebe zu allem Lebendigen dann den einen oder anderen dazu inspiriert, selbst weniger Tierprodukte zu essen, freue ich mich noch mehr! :D

@ Lara: Ich wurde übrigens von einer 18jährigen Freundin meiner Tochter inspiriert, vegan zu werden, mein Mann - bei dem das Thema eben auch "dran" war - dann von mir.
Schön, dass Du in Deinen jungen Jahren schon so tiefgründig denkst! :heart:

Ganz liebe Grüße an alle, :star: :heart: :star:
Lindchen

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