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Komische Diskussion mit Emotionen durch schlimme Erinnerungen

Erstellt 17.07.2021, von Zwoelfvegan. Kategorie: Allgemein vegan. 6 Antworten.

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Zwoelfvegan
Komische Diskussion mit Emotionen durch schlimme Erinnerungen
17.07.2021
Da ich mehrmals gefragt wurde, ob ich meinen (diesen) Post auch allgemein veöffentlichen kann, mach ich das jetzt:


Hallo

Vor drei Wochen hatte meine (7.) Klasse Bio-Unterricht und an der Tafel stand eine Tabelle mit der Ernährung von Tieren; Der MEnsch stand, gemeinsam mit dem Schwein in der Kattegorie ,,Allesfresser'', als Merkmale zum Beispiel ,,spitze Eckzähne''. Ich hab mich natürlich (in meinem Kopf) über diese, zumindest teilweise, gelogene Erzählung aufgeregt, und mein Freund und ich, er ist so ein typischer Hardcore-Fleischesser, haben darüber diskutiert bevor die Stunde losging. Dann haben wir uns gemeldet, eben dass er glaubt das es stimmt was an der Tafel stand und ich, das ich das für eine Unwahrheit halte. Daraus entwickelte dann eine Diskussion welche nicht nur die eigentliche Frage, sondern auch in die Aspekte Ethik, Umwelt und Gesundheit generell behandelte. Ich bin der einzige Veganer in der Klasse, es gibt auch keinen Vegetarier in dieser Klasse, weshalb ich der einzige Vertreter mit unserem Standpunkt in dieser Diskussion war. Ich erzählte von meinen Erlebnisse, welche ich im Mai erlebt hatte: Ich war mit meinem Vater in Norddeutschland bei dem Freund meiner Großmuter, welcher vor seiner Rente Tierarzt war und in konventionellen Schweine- und Kuhbetrieben gearbeitet hat. Dieser hat uns eine Führung durch 2 Kuhbetriebe und einen Schweinebetrieb organisiert, welche alle nicht Bio, aber besser als der Durchschnitt waren. In einem Kuhbetrieb wurden 280 Kühe gehalten, in dem Anderen 250. Der erste war soweit eigentlich ,,in Ordnung'', zumindest für konventionelle Tierhaltung. Die Kälber waren halt von den Kühen getrennt. Die beiden Betriebe haben sich nicht großartig von einander unterschieden (der erste war etwas ,,artgerechter'' ;) , außer das mit der Melkmethode: im 2. Betrieb konnten sich die Kühe, wann sie wollten, von einem vollautomatischen Melkroboter melken lassen, war halt etwas unhygienisch. Im ersten wurden die Kühe auf ein ,,Melkkarrussel'' getrieben und wurden von Vakuumsaugern gemolken, während sie langsam im Kreis fuhren. Als sie ,,leergemolken'' waren, konnten sie wieder zurück in ihren Stall. Das war so der erste wirkliche Schock, da diese großen, majestetischen Tiere, 30 an der Zahl, gleichzeitig gemolken wurden; Es sah halt mega synchron und wie im Militär aus (ich hoffe es ist verständlich was ich schreibe). Und dann kam der Schweinebetrieb. Es roch einfach extrem nach Ammoniak und diese großen Tiere (ich spreche grad von der Abferkelbucht) saßen eingesperrt in Kästen da, drei Wochen lang, die Ferkel drumherrum laufend. Der Betriebsleiter antwortete auf meine Frage, wie viele Ferkel in der Bucht sterben mit 10%, also im Schnitt 1,2 pro Wurf. Und da waren im Raum vier solcher Kästen mit Ferkeln und einem extra Kasten für die Sau. Und das zog sich weiter über mehr als ein Dutzend Räume. Im Ferkelaufzuchtstall waren, ich schätz mal an die 20 Schweine in einem Gehege von vermutlich nicht mehr als 10-15 m2, 6 in Gehege in einem Raum, auch wieder über mindestens zwölf mal. Im gleichen Haus waren auch die Eber für die Befruchtung. Und ich musste mich so zusammenreißen um nicht loszuheulen: Der eine Eber hat so traurig geschaut und hat versucht, mit aller Kraft, sich aus seinem Gehege zu befreien, als wir aus dem Raum gegangen sind. Und im Maststall wieder sechs Gehege in einem Raum mit schätzungsweise 12 Schweinen in einem ähnlich großen Raum wie im Ferkelaufzuchtstall. Insgesamt zählte der Betrieb circa 4000 Schweine. Und genau das hab ich in der Klasse erzählt und hab angefangen, vor der ganzen Klasse zu weinen. Jedes mal wenn ich davon erzähle weine ich. Und wir haben uns als Klasse auf eine vegetarische Woche geeinigt, welche wir morgen mit einem Klassenfest jnd vegetarischen Speisen abschöließen wollten, welches wir aber aufgrund des Wetters verschieben. Ich habe immer noch Schwierigkeiten diese Diskussion und natürlich die Erlebnisse in den Betrieben zu verarbeiten. Die Antwort: Der Mensch ist weder Alles- noch Pflanzenfresser, es ist eine ethische Überlegung. Und die Kinder aus der Klasse in besagter vegetarischen Woche: In der Pause Wurstbrot, Hähnchen und Salamipizza essen. Es macht mich einfach traurig, zu sehen wie die Kinder den Karnismus so normalisieren und einfach dumme Argumente liefern, welche teils so dumm sind, dass man sich fragt wie es dazu kommen konnte: ,,Hühner legen doch sowieso Eier, also warum sollten wir sie nicht essen?" oder ,,Aber wo willst du denn dein Eisen herbekommen?", ist ja nichts neues, aber dass das schon bei Kindern so ausgeprägt ist. Ich wurde sogar von einem geschlagen, der sagte Veganismus sei einfach nur dumm, und als ich fragte wieso, bekom ich als Antwort: ,,Weils einfach dumm ist". Ich wollte zum einen fragen was man bei Aussagen wie ,,weils einfach dumm ist'', ohne Argumentation vorgehen soll (also ,,woher bekommst du dein Eisen'' kann man ja beantworten, aber ,,weils dumm ist'' darauf kannst du wenig sagen, besonders wenn du auch noch geschlagen wirst) und wie ich die Bilder aus den Betrieben verarbeiten kann. Und ich wollte euch auch über eucre Erfahrungen Fragen.

Liebe Grüße (hoffentlich ließt sich das jeman überhaupt durch...)

Benutzerbild von tomx
194 PostsmännlichDeidesheimLevel 2Supporter
18.07.2021
Hallo aus der Nachbarschaft.
Und natürlich lesen viele deinen Bericht. Auch hier in diesem Beitrag meinen größten Respekt dir gegenüber.
Klar, dass es einem im Herzen wehtut, wenn die Mitschüler und Freunde so reagieren, wie sie in deinem Fall es getan haben.
Aber sie wissen es nicht besser. Sie haben von zu Hause aus ihre Essensregeln und Lebensweisheiten mitbekommen. Und weil es eben so schön einfach ist, lebt man auch als junger Mensch danach.
Und dann kommt so einer wie du daher (ironisch gemeint!) und will die ganze Weltordnung umwerfen. Und einem dazu auch noch das Wurstebrot als schlecht und ethisch verwerflich verkaufen.
Sie müssen so reagieren, weil sie nicht anders können.

Vielleicht kann man es so beschreiben: "Denn sie wissen nicht, was sie tun."

Aber du weißt, was du tust. Mach weiter so. Die Natur um dich herum und ihre fortschreitende Zerstörung gibt dir jeden Tag aufs Neue recht.

Kein Benutzerbild
Skadi
18.07.2021
Hallo Zwoelfvegan,
auch ich möchte Dir meinen größten Respekt hier zum Ausdruck bringen :thumbup: :clap: Ich finde es super das Du Deinen Weg gehst auch wenn man immer wieder auf Unverständnis trifft.
Wie tomx ganz richtig zitiert: "Denn sie wissen nicht, was sie tun." weil sie es nicht wissen oder auch nicht so sensibel darauf reagieren wie Du. Viele bekommen es ja auch vom Elternhaus so vorgelebt und finden vielleicht auch nicht den Mut ANDERS zu sein.


Benutzerbild von Vegan-Smiley
vegetarisch4 PostsHamburg EilbekLevel 1
28.08.2021
Hallo lieber Zwoelfvegan,
auch wenn Dein Beitrag nicht mehr ganz neu ist, möchte ich gerne ein paar Gedanken dazu äußern. Zuerst: Ich bin beeindruckt von Deiner Reife, Deinem Mut und Deiner Empathiefähigkeit, das ist (leider) nicht selbstverständlich; nein, auch nicht bei Erwachsenen.
Ich kann verstehen, dass Dir die Dinge nahe gehen, sowohl die Eindrücke aus den "Tierbetrieben" als auch die Erlebnisse in Deiner Klasse. Also erstmal geht es gar nicht, dass Dich jemand schlägt!! Dazu möchte ich erst einmal fragen, ob das irgendwelche Konsequenzen hatte? Hast Du das einem Lehrer gemeldet oder Deinen Eltern erzählt? Das musst Du Dir wirklich nicht gefallen lassen! Das gilt aber nicht "nur" für das Schlagen, Du musst Dich auch nicht beleidigen lassen. Wenn Du das Gefühl hast, dass jemand da zu weit geht (und das darfst Du alleine entscheiden, was "zu weit" ist), dann wehre Dich dagegen. Sprich auf jeden Fall mit Deinen Eltern und der Klassenlehrerin oder dem Vertrauenslehrer.
Dass es Dich traurig macht, dass es für Deine Mitschüler*innen so normal ist, Fleisch zu essen, kann ich aus Deiner Sicht gut verstehen. Aber vielleicht hilft es Dir etwas, wenn Du Dir klarmachst, dass sie es nicht anders kennen, es ist von vielen sicher nicht böse oder kaltherzig gemeint (ich meine jetzt nicht diejenigen, die Dich beleidigen, das steht auf einem anderen Blatt). Ich habe in dem Alter auch locker noch Fleisch gegessen und ich habe sogar auf einer Jugend-Freizeit aus bloßer Trägheit nicht am vegetarischen Tisch mitgegessen, obwohl der Betreuer, der dafür geworben hatte, ein guter Bekannter unser Familie war und ich ihn wirklich mochte. Und ich war damals auch schon wahnsinnig tierlieb, auch wenn das widersprüchlich klingt. Ich schreibe das nur um aufzuzeigen, wie tief diese Prägung aufs Fleischessen gehen kann und dass es einiges braucht, um sich davon freizumachen.
Nochmal zu den Mitschülern, die Dich wegen Deiner veganen Lebensweise beleidigen: Zum einen liegt es sicher daran, dass sie in diesem Punkt nicht sonderlich gut erzogen sind und ihnen positive Vorbilder bei den Erwachsenen fehlen. Zum anderen neigen manche Menschen dazu, das eigene Ego zu stärken, indem man andere runtermacht. Gerade wenn das aus einer Gruppe heraus gegenüber einem einzelnen geschieht, fühlen sich diese Leute stark; sie kommen sich toll vor, weil sie zu einer Mehrheit gehören. Das kommt genauso auch bei Erwachsenen vor, in eurem Alter mag es aber noch eine zusätzliche Rolle spielen, dass man noch unsicherer ist, man sucht seine Identität und manche gehen dann leider sehr unschöne Wege, um sich zu behaupten und sich stark vorzukommen. Dass das menschlich unterste Schublade ist, ist klar, ich will es auch nicht entschuldigen, ich dachte nur, dass vielleicht solche Erklärungen etwas hilfreich sein können. Was Du auf solche Aussagen entgegnen kannst? Auch wenn es sicher nicht immer leicht fällt, versuche, Dich nicht provozieren zu lassen, spiel deren Spiel nicht mit. Sie wollen Dich ärgern; gib ihnen möglichst wenig die Möglichkeit. Konkret: Bleib ruhig, versuche sogar, etwas überheblich zu sein, sag etwas wie "Tut mir leid, auf diesem Niveau rede ich nicht." Das heißt aber nicht, dass Du innerlich, also vor Dir selber oder vor vertrauten Menschen, auch einen "auf cool" machen musst. Du hast das Recht, traurig, wütend, verletzt zu sein. Achte da bitte auf Dich und hole Dir Hilfe, wenn Du sie brauchst.
Zum Thema Verarbeiten der Eindrücke aus den Betrieben: Es ist schwierig, darauf eine allgemeine Antwort zu geben, weil jeder Mensch Dinge anders verarbeitet. Ich kann Dir aber gerne ein paar Möglichkeiten aufzeigen in der Hoffnung, dass etwas hilfreiches für Dich dabei ist. Als erstes fällt mir natürlich darüber reden ein. Haben Deine Eltern in dem Punkt Verständnis, kannst Du mit ihnen reden? Hast Du Freunde, die verständnisvoll sind? Natürlich auch gerne hier im Forum schreiben, wenn Du magst. Vielleicht hilft es Dir auch, wenn Du die Eindrücke gedanklich nochmal durchgehst und alle Gefühle bewusst zulässt, die dabei kommen; also weine, wenn Dir danach ist, hau auf ein Kissen ein, wenn Du wütend bist usw. Wenn Du Wut, die ja häufig zum Schmerz dazugehört, rauslassen möchtest, ist Bewegung auch immer ein guter Weg. Oder Du schreibst Deine Gedanken und Gefühle auf oder zeichnest ein Bild dazu. Darf ich fragen, ob oder wie weit Du im Tierschutz bzw. im Thema Tierrechte aktiv bist? Dies kann auch ein hilfreicher Weg sein, weil man das Gefühl bekommt, etwas ändern zu können. Und als letztes: Sich auch mal bewusst den positiven Dingen zuwenden: Hast vielleicht die Möglichkeit, mal einen Lebenshof zu besuchen? Ansonsten "zumindest" Videos davon schauen. Gibt es ein Tierheim bei euch, wo man mithelfen kann? Es muss ja nicht direkt um Schweine und Kühe gehen, vielleicht kann es auch schon helfen, wenn man generell Tieren hilft und sieht, wie andere gut mit Tieren umgehen. Mir geht es beim Thema Taubenschutz so, es ist für mich immer sehr schön und heilsam, wenn ich mich um eine Taube kümmern kann oder wenn ich sehe, wie engagiert und liebevoll die anderen Taubenschützer sind. Das wären so meine Gedanken...
Sorry, ist sehr lang geworden, aber das Thema ist interessant und komplex, da fällt es mir schwer, mich kurz zu fassen. Ich hoffe, es ist irgendetwas hilfreiches für Dich dabei.

Benutzerbild von Smaragdgruen
vegan1.644 PostsmännlichNähe TrierLevel 4Supporter
28.08.2021
Hallo Zwölfvegan, ich ziehe den Hut vor dir ! Bist ein toller Typ.
Was den von dir beschriebenen traurigen Blick der Tiere angeht - ja, das geht zu Herzen. Diese Mitgeschöpfe haben ein sensibles Gespür dafür wer es gut meint mit ihnen und wer nicht. Ich glaube das gut beurteilen zu können da ich in einer kleinen Landwirtschaft groß geworden bin und dort mit gearbeitet habe.
Du wirst deinen Weg machen und andere mitreißen - weiter so !!!

1x bearbeitet

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vegan41 PostsSonstigeOstfriesland Level 2Supporter
28.08.2021
Hallo lieber Zwölfvegan, auch ich möchte dir meinen Respekt ausdrücken. Ich bin ganz angetan von dir und deinem Mut zu dem zu stehen, was dir so sehr am Herzen liegt und zwar das Wohl der Tiere.
Und ja, das Leid unserer tierischen Zeitgenossen schneidet tief ins Herz und in die Seele und es ist für mich immer wieder nicht nachvollziehbar, wie gleichgültig viele Menschen darüber hinweg sehen.
Drum bin ich tief dankbar hier auf Menschen zu stoßen, die diese Empathie, wie du, in sich tragen. :heart:

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Zwoelfvegan
28.08.2021
Vielen Dank!

Es ist mir ehrlich gesagt etwas peinlich, ich habe einfach nur meine Gedanken niedergeschrieben mehr nicht :red: .


Ich habe geredet, und ich habe mit dem Typen der mich geschlagen hat Frieden geschlossen. Ansonsten habe ich vor Allem Leute, die mich verstehen, aber selbst nicht vegan sind, aber auf meine Eltern ist Verlass, sie sind beide vegetraisch mit veganen Tendenzen.

Und gerade deswegen, weil wir von klein auf karnistisch geprägt werden, versuche ich andere zum Nachdenken anzuregen.

Liebe Grüße

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