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Vegan und unglücklich

Erstellt 17.07.2020, von Gotuli. Kategorie: Allgemein vegan. 9 Antworten.

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Themen-Startervegan3 PostsweiblichLevel 1
Vegan und unglücklich
17.07.2020
Hallo liebe Community,

ich bin weiblich, 16 Jahre alt und lebe jetzt seit circa einem Jahr vegan. An sich verleiht mir die Lebensform ein wirklich gutes Gefühl, doch leider leide sehr stark unter immer wiederkehrenden Schuldgefühlen.
Wenn meine Freunde/Familienangehörige Pizza bestellen, Eis essen gehen oder gemeinsam backen, lassen sich zwar gelegentlich vegane Alternativen für mich finden, ich selbst könnte es jedoch niemals mit meinem Gewissen vereinbaren, derartige Aktivitäten vorzuschlagen. Daraufhin hätte ich nämlich das Gefühl, dass es meine Schuld wäre, wenn meine Mitmenschen Produkte tierischen Ursprungs (beispielsweise Nachos mit Käsedip) konsumieren würden. Eine Stimme in meinem Kopf sagt mir dann, dass ich das Tierleid hätte verhindern können, wenn ich meinen Wunsch nach einem Kinobesuch nicht geäußert hätte.

Hier ein zweites Beispiel:
Normalerweise bereite ich mir meine Mahlzeiten selbst zu, doch gelegentlich zieht es meine Mutter in Erwägung, ein bestimmtes Gericht zu veganisieren, damit ich dieses mitessen kann. Lehnte ich ihren Vorschlag ab, würde sie der Speise tierische Produkte hinzufügen. Ich trage häufig innere Konflikte aus, weil ich einerseits nicht dafür verantwortlich sein möchte, dass Tiere leiden müssen, aber andererseits nicht mitessen kann/möchte, da ich an einer Essstörung (Magersucht) erkrankt bin. Dass ich beinahe täglich ebensolche Entscheidungen treffen muss, stellt eine enorme Belastung für mich dar und raubt mir jegliche Freude an der veganen Ernährung.

Noch eine kleine Anekdote:
Gestern hatte ich Zutaten für eine vegane Pizza besorgt, die ich mit meiner Familie zubereiten wollte. Vorher stellte ich extra die Frage, ob es denn in Ordnung sei, wenn die Pizza vegan wäre und erhielt von allen Zustimmung. Beim Belegen der Pizza entschied sich meine Schwester dann spontan dazu, ihr Stück mit Käse zu bestreuen, woraufhin ich mehrere Heulkrämpfe und einen nervlichen Zusammenbruch in meinem Zimmer erlitt.

Meine Fragen wären nun:
1. Ist mein Verhalten nachvollziehbar oder extrem und militant?
2. Hat jemand mit ähnlichen Problemen zu kämpfen?
3. Fallen euch Lösungsansätze ein, die mein Leben als Veganerin erträglicher machen könnten?

1x bearbeitet

Benutzerbild von Dana
vegan4.685 PostsweiblichSchwarzwaldLevel 4
17.07.2020
Hallo Gotuli,

erst einmal :heart: -lich Willkommen hier bei uns.


Ich möchte dir einen guten Rat geben, der für viele wenn ich gar alle Lebenslagen gültig ist: Du kannst andere nicht ändern, nur dich selbst. Von daher ändere du deine Einstellung und lebe die vegane Lebensweise vor. Wenn du dir die Verhaltensweisen von anderen zu Herzen nimmst, hilfst du niemanden und schadest letztendlich nur dir selbst.

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Hinterfrager
17.07.2020
Ahoi Gotuli,
es ist schön zu hören, das Du dich für den Veganismus entschieden hast :thumbup: aber traurig zu lesen, wie du leidest.
Beim lesen kam mir der Gedanke, das Du deine Umwelt vermutlich sehr intensiv wahrnimmst und bestimmte Reaktionen auf dich beziehst.
Ich finde es toll, das deine Familie deinen Wunsch respektiert und dir versucht entgegenkommen, dies ist leider nicht überall so.
Bitte fühle dich aber nicht für das Handeln Anderer verantwortlich - z.B. Kino und Käse-Nachos - wenn Du mit deinen Freunden nicht ins Kino gehst, essen die vermutlich dennoch ihre Portion Käse, dann ebend vor dem Fernseher aber beides liegt ausserhalb deiner Verantwortung.
Ich bin mit meinen omnivoren Freunde essen gegangen und hab sie essen lassen, was sie wollten und habe meine Entscheidung für meinen Teller getroffen, es gab dann Rückfragen warum ich dies und jenes nicht esse und so hatte ich einen Einstieg sie zu informieren über Umweltzerstörung, Haltungsbedingungen und Tierleid. Einige treffen jetzt selbst die Entscheidung sich vegan zu ernähren und die anderen sind auf einem guten Weg, es hat ein bißchen gedauert aber immerhin.
Ich bin ja nun schon ein paar Tage alt und habe erkannt, dass ich nicht die ganze Welt retten kann (leider) und ich kann nicht die Verantwortung von einzelnen Menschen (auch wenn sie mir lieb sind) übernehmen.

Zu deinen Fragen.
1. nachvollziehbar das Du dabei eine Traurigkeit fühlst aber Du musst nicht für das Verhalten anderer leiden - du bist da nicht verantwortlich.
2. habe ich nicht, weil ich vermutlich nicht so feinfühlig bin wie Du und eher wie ein Panzer durch das Leben rolle.
3. Nicht die Entscheidungen der Anderen tierische Produkte zu konsumieren, als Angriff oder Infragestellung deiner Person sehen - sie wissen es immo noch nicht anders.


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PeeBee
18.07.2020
Hallo, Gotuli,

herzlich willkommen.

Bist Du wegen der Magersucht in Therapie? Das wäre schon wichtig, aber ich denke, das weisst Du.

Ansonsten stimme ich den anderen zu, Du bist nicht für andere verantwortlich, nur für Dich selbst. Das Verhalten anderer kann einen ärgern, nerven usw. Aber man kann nur sich selbst ändern, nie andere. Aber man kann andere durch Vorbild überzeugen, d.h. indem Du einfach das vorlebst, was Du für moralisch richtig hältst.

Benutzerbild von Steph79
vegan9 PostsweiblichBerlin Level 1
22.08.2020
Ehrlichgesagt, finde ich dein empfinden völlig "normal" in einer so "unnormalen" Welt. Würden wir hier über das Ausbeuten und Töten von kleinen Kindern reden, würde jeder dein Empfinden für völlig gerechtfertigt erachten.
Ich verstehe Dich und kenne kaum einen ethisch motivierten Veganer der nicht so empfindet.
Wenn man anfängt hinzuschauen, ist es oft unerträglich und in deinem Atler und noch zu Hause wohnen und dem nicht aus dem Weg gehen können ist es natürlich nicht einfach. Ja, man muss einen Weg finden, dass es einen nicht so belastet, aber wie habe ich im großen und ganzen nicht rausgefunden. Beruflich begleite ich Menschen auf Ihrem Weg vegan zu werden und da freue ich mich über jeden kleinen Schritt meiner Klienten, privat bin ich da aber mittlerweile sehr klar, ich gehe nur noch rein Vegan essen mit Familie und Freunden und meide auch Grillpartys etc. Und nach 10 Jahren, die ich meine Familie hingebungsvoll mit Tipps und bekochen begleitet habe, habe ich den Kontakt abgebrochen, weil ich mich nicht mehr als dogmatisch bezeichnen lassen wollte, weil ich nicht still und tolerant das Leiden der Tiere hinnehmen wollte. Es tut mir wirklich sehr leid wie Du dich fühlst, aber so fühlen sich alle, die vorangehen und die Welt verändern. Ich wünsche Dir ganz viel Kraft...

Benutzerbild von Lauravegan
vegan37 PostsweiblichLevel 3
22.08.2020
Hallo,
Ich kann das, was du beschreibst gut verstehen. Meine Familie ist inzwischen gegenüber einer veganen Lebensweise aufgeschlossener als zu Beginn. Trotzdem essen sie weiterhin tierische Produkte. Ich kann das teilweise nicht nachvollziehen, weil ich zugeben muss, auch schon "missioniert" zu haben. ( versuche es zu vermeiden). Meine Mutter arbeitet ehrenamtlich im Tierheim, bezeichnet sich als Tierfreund und isst Tiere. Ich muss also auch damit leben, dass meine Familie weiterhin tierische Produkte isst, obwohl sie auch meine Gerichte öfter mitisst. Ich kann es auch nur schwer ertragen, wenn meine Familie tierische Produkte isst. Vor allem ist es schwer, wenn man sofort als intolerant gilt. Und es "provoziert" mich, wenn Leute sagen, sie sind Tierfreund und gleichzeitig ein Tier essen. Du bist mit deinen Gedanken nicht alleine.

1x bearbeitet

Benutzerbild von Dana
vegan4.685 PostsweiblichSchwarzwaldLevel 4
23.08.2020
Schade, dass sich immer so viele die Mühe machen, zu antworten und der Thread-Ersteller meldet sich nicht mehr.

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Themen-Startervegan3 PostsweiblichLevel 1
27.08.2020
Liebe Dana,

im Stillen habe ich eure Ratschläge und Aufmunterungen dankend angenommen und mich sehr darüber gefreut. Eine Rückmeldung wäre wohl angemessen gewesen, ich entschuldige mich hiermit für mein Schweigen.

@Hinterfrager: Deine Antwort hat mich - so kitschig es auch klingt - wirklich gerührt und ich danke dir sehr dafür. Du konntest meine Augen ein wenig öffnen und ich erkenne jetzt, dass ich bestimmte Entscheidungen nur für mich selbst treffen kann und mir meine Lebensfreude nicht von unbegründeten Schuldgefühlen nehmen lassen sollte.

@PeeBee: Ja, ich bin in Therapie. Auch dir danke ich für die lieben Worte und deinen Ratschlag.

@Steph79 und @Lauravegan: Es ist weniger das Konsumverhalten anderer, das mich stört, weil ich darauf sowieso lediglich durch inspirierendes Vorleben positiven Einfluss nehmen kann. Nicht, dass es mir nicht gelingt zur Besserung ihres Verhaltens beizutragen, sondern dass sich dieses durch mich sogar noch verschlimmern könnte, ist es, was mich so besorgt stimmt. Dennoch danke für eure eigenen Erfahrungsberichte und die bestärkenden Worte.

Ihr habt mir alle sehr geholfen und es geht mir nun etwas besser. : )

Benutzerbild von Dana
vegan4.685 PostsweiblichSchwarzwaldLevel 4
27.08.2020
Hallo Gotuli,

schön, dass Du Dich nochmals gemeldet hast und dass es Dir besser geht. Allerdings sind Hinterfrager und PeeBee nicht mehr da. Ich sage das nur, dass Du weißt, wieso keine Antwort kommen wird.

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Themen-Startervegan3 PostsweiblichLevel 1
28.08.2020
Ach so, danke dir für den Hinweis.

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