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Rezension: „Ethisch Essen mit Fleisch“

„Ethisch Essen mit Fleisch“
„Ethisch Essen mit Fleisch“ Bild: K/Vegpool
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Abenteuerliche Schlussfolgerungen in „Ethisch Essen ohne Fleisch“

Rinder seien keine Getreidefresser, heißt es weiter. Zu viel Getreide übersäurere ihren Magen. Ein Irrtum also, Fleischmengen in Getreidemengen umzurechnen.
Damit hat die Autorin wohl irgendwie Recht. Doch deshalb den Vegetarismus bzw. Veganismus zu verteufeln, ist ein Schuss nach hinten. Denn auch wenn Monokulturen nicht nachhaltig sind (was wohl kaum ein Veganer bestreitet), so sind in der heutigen Tierproduktion Mais, Weizen und Soja Futtermittel Nummer Eins. Tierprodukte erfordern somit in der heutigen – immerhin erwachsenen – Realität ein Vielfaches der Fläche, die bei direkter Verwendung von Getreide genutzt (und zerstört?) werden müsste.

Hat Lierre Keith Recht? Ja und Nein!

Vielleicht hat die Autorin Recht, dass rein theoretisch ein paar Tierprodukte ebenfalls nachhaltig und ökofreundlich „produziert“ werden könnten. Weidefleisch zum Beispiel. Zumindest in einer vollkommen utopischen Welt, die mit den heutigen Zuständen der Zivilisation wohl keine Schnittmenge hätte.
Und freilich ohne Berücksichtigung des Individuums, das für manch einen Veganer ebenfalls eine tragende Rolle spielt.
Doch Individuen sind in „Ethisch Essen mit Fleisch“ nicht so wichtig – der Titel des Buches wird seinem Inhalt daher nur bedingt gerecht.

Liefert „Ethisch Essen mit Fleisch“ gute Gründe, den Veganismus aufzugeben?

Doch warum isst Lierre Keith nun eigentlich wieder Tierprodukte?
Der Grund, wieder Fleisch und andere Tierprodukten zu essen, seien körperliche Erkrankungen und ein Gefühl unendlicher Leere gewesen, deren Ursachen erst ein Chi-Gong-Meister erkannt habe. Diese depressive Stimmung, so erklärt sie mit abenteuerlicher Überzeugung, sei auch auf einen Mangel an Tryptophan zurückzuführen. Denn Tryptophan sei eine Vorstufe des Stimmungsaufhellers Serotonin. Kein Wunder also übrigens, dass viele Mädchen mit Essstörung ebenfalls Vegetarier seien. Nein, viel schlimmer: Der Vegetarismus mache diese Patientinnen sogar zu Essgestörten:

„Es fing damit an, dass sie den Vegetarismus wählten und dann löste der Tryptophanmangel eine Essstörung aus.“
Lierre Keith, „Ethisch Essen mit Fleisch“, S. 198

Man mag die Hände über dem Kopf zusammenschlagen!

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3,3/5 Sterne (8 Bew.)
AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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