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Machen Veganer ihre Ernährung zum Kult?

Übertreiben es Veganer mit ihrem Kult?
Übertreiben es Veganer mit ihrem Kult? Bild: K/Vegpool / Fotolia.com

Veganer erklären die Ernährung zu einem Politikum, machen das Essen zum Kult. So lautet ein Klischee über Veganer. Doch wie viel Kult steckt wirklich hinter einer veganen Ernährung? Sind Veganer wirklich diese emotionalen Problem-Esser, für die man sie so gerne hält?

Wie bei den meisten Klischees steckt natürlich auch hier ein Fünkchen Wahrheit drin. Selbstverständlich gibt es Veganer, für die Ernährung nicht nur Nahrungsaufnahme bedeutet. Die mit Freude kochen, dekorieren und in schöner Atmosphäre genießen. Viele achten auf gesunde Lebensmittel. Auf alte Gemüsesorten mit besonders hohem Nährstoffgehalt zum Beispiel. Einfach, weil Interesse für gute Zutaten auch den Genuss erhöht. Und sicherlich gibt es auch Veganer, deren Interesse für Ernährung die Grenze zur Essstörung überschreitet, als eine Art Ersatz-Religion.

Und natürlich hat eine vegane Ernährung auch das Zeug für ein politisches Statement (wenn man denn will). Warum sollte man die vielen Vorteile einer veganen Lebensweise auch verschweigen?
Auch das kann dazu beitragen, dass Veganismus wie ein Kult erlebt wird.

Dennoch: Das Klischee, dass Veganer die Ernährung zu einem Kult erklärten, ist oft spöttisch und abwertend gemeint. Wer Ernährung zu einem Kult erkläre, so sagt man, der verkompliziere alles. Aus den Mündern derer, die solche Klischees bemühen, klingt Vegan nach Außenseitertum und einem Plätzchen am Katzentisch.

Doch das Klischee ist nicht nur ein Versuch, die Realität zu beschreiben. Es ist zugleich auch ein Weg, die eigene Wahrnehmung zu formen. Manch ein Fleischesser braucht seine Vorurteile regelrecht.

Ein Koch dekoriert eine Tomatensuppe
Viele Veganer zelebrieren ihre Ernährung regelrecht. Bild: Fotolia.com

Der Kult ums Fleischessen.

Denn dieses Klischee über die Veganer, die nicht "einfach bloß genießen" könnten, trügt über den Kult hinweg, der seit Jahrzehnten rund um Tierprodukte gemacht wird. Fern jeder Fakten. Mit einer absurden Intensität. Vor allem auf Kosten der Gesundheit derer, die daran glauben.

Fleisch sei ein Stück Lebenskraft, pure Männlichkeit gar. Wer Fleisch isst, sei ein echter Lebemensch. Einer, der sich von bloßen Emotionen nicht den Appetit verderben lässt.

Stark übergewichtige Männer, die fürs Fernsehen die größten XXL-Burger suchen. Motorradgangs, für die alles Fleischlose zur "Beilage" degradieren. Fleisch hat ein Holzfäller-Image, das durch intensives Marketing gefördert wird - und sich vollends von den Fakten verabschiedet hat.

Diese Emotionalität im Marketing rund um Tierprodukte ist es, die Menschen dazu führt, Fakten auszublenden. Die sie dazu verleitet, sachlich falsche und schlicht unlogische Argumente gebetsmühlenartig zu wiederholen - und das eigene Verhalten daran auszurichten. Früher fehlten die Möglichkeiten, Zusammenhänge zwischen Ernährung und Krankheit zu erkennen. Heute kennt man Ursache und Wirkung - und ignoriert sie. Der Fleisch-Kult ist längst zum Selbstläufer geworden.

Hoher Fleischverzehr fördert Übergewicht
Fleisch macht dick. Dieses Bild bedient zwar Klischees, hat aber einen wahren Kern. Bild: Fotolia.com

Doch liegt die hohe Zahl der Zivilisationserkrankungen in Deutschland wirklich bloß an der individuellen Genetik? Sind die Studien über die präventive Wirkung einer pflanzlichen Ernährung nur statistische Ausreißer oder gar gefälscht? Wird Gesundheit womöglich überinterpretiert?

Das Krebsrisiko, das mit dem Verzehr von verarbeitetem Fleisch einhergeht, wird inzwischen sogar von der WHO (der Weltgesundheitsorganisation) benannt. Diese stuft Fleisch in derselben Risikoklasse wie Asbest und Plutonium ein. Die WHO! Gegen solch harte Fakten hilft eigentlich nur eines: Ein gutes Klischee.

Das beste Mittel gegen Fakten ist ein Klischee.

Ein Fall von Fehlernährung, der in den Medien zerrissen wird - und schon hat man seine Bestätigung, dass pflanzliche Ernährung ja nicht gesund sein kann. Ein bleicher Veganer - und schon ist klar, dass es am fehlenden Fleisch liegt. Wen interessieren da schon die ca. 8 Millionen Menschen, die allein in Deutschland an Diabetes Typ 2 leiden? Einer Erkrankung, die in hochkarätigen Studien mit hohem Fleischverzehr in Verbindung gebracht wird?
So wie auch Arteriosklerose, Gicht, Schlaganfälle und weitere Herz-Kreislauf-Erkrankungen.

Die häufigsten Todesursachen in Deutschland hängen mit einem ungesunden Lebensstil zusammen. Die genetische Disposition wirkt dagegen schon fast unbedeutend.

Es mag in Teilen der veganen Szenen durchaus einen Trend zum Ernährungskult geben, der über den Genuss hinaus geht. Und sicherlich sind nicht alle Veganer zugängliche, sympathische Menschen. Wie im Bevölkerungsdurchschnitt auch.
Zugleich ist der Kult, der rund um die Ernährung mit Tierprodukten gemacht wird, für unzählige reale Krankheitsfälle verantwortlich. Es ist ein Kult, der in der Tat Menschenleben fordert.

Gute Argumente gehen hinter der Macht der Gewohnheit oft verloren. Bild: Fotolia.com

Der tödliche Kult rund um Tierprodukte.

So lange dieser Kult um Tierprodukte anhält, ist Veränderung nicht zu erwarten. Denn auch die zugesetzten Ballaststoffe, Vitamine und Omega-Fettsäuren in Tierprodukte machen Tierprodukte nicht gesund.

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Tierprodukte mögen unseren Vorfahren vor 100.000 Jahren beim Überleben geholfen haben. Dass deren Lebenserwartung bei ca. 40 Jahren lag, sollte man dabei nicht vergessen. Kaum ein Urmensch dürfte einen XXL-Burger bestellt haben. Man war womöglich froh, wenn man sich an den Innereien eines mühsam erlegten und schon etwas müffelnden Feldhasens laben konnte. Selbst die Tradition unserer entfernten Vorfahren wird im Fleischesser-Kult idyllisiert, um dem heutigen, absurden Essverhalten eine romantische (emotionale) Berechtigung zu verpassen.

Auch wenn Vorurteile und Klischees viel zu oft dazu genutzt werden, Veganer auszugrenzen, sind die wahren Opfer doch die Fleischesser selbst. Denn sie werden weiter ermutigt, ihre anerzogenen, erlernten Verhaltensmustern beizubehalten. Verhaltensmuster, die sie nie faktenorientiert hinterfragt haben - und die sie doch oft mit aller Kraft verteidigen. Oft noch auf dem Krankenbett. Das ist nicht mehr bloß ein harmloses Kult-Gerücht - das riecht nach einer waschechten Ideologie!

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AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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