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Tierprodukte in Musikinstrumenten

Klaviertasten
Auch in Streichinstrumenten verbergen sich oft Tierprodukte. Bild: Tricia, flickr.com (bearb.) Bildtitel: my piano, CC-BY

Musik verwöhnt unsere Ohren, beschwingt unseren Geist und umarmt unsere Seele. Doch sie stammt oft aus Instrumenten, die mithilfe von Tierprodukten hergestellt wurden.
In der Besetzung eines klassischen Klavier-Konzertes mit Orchester findet man in zahlreichen Musikinstrumenten Tierprodukte.

Beginnen wir beim Klavier des Solisten.

Tierprodukte in Klavieren und anderen Tasteninstrumenten.

In der Anfangszeit des Klavierbaus wurde oft Elfenbein als Beschichtung für die Tasten verwendet. Zahlreiche afrikanische Elefanten mussten dafür ihre prächtigen Stoßzähne lassen - und oft auch ihr Leben.

Auch heute noch werden, wenn auch selten, Klaviere mit Tasten aus Elfenbein versehen. Strengere Gesetze zum Artenschutz haben dazu beigetragen, dass nur noch wenige Klavier-Hersteller den Einbau von neuen Elfenbein-Tasten durchführen dürfen. Für den Klang ist das Material der Tasten praktisch irrelevant.

Klaviertasten aus Elfenbein
In Klaviertasten steckte früher oft Elfenbein. Bild: mikelao26, flickr.com Bildtitel: Antique Piano, CC-BY

Auch heute findet man noch oft ältere Klaviere mit Elfenbeintasten. Diese sind zu erkennen an ihrem oft - im Laufe der Zeit etwas vergilbten -, knochenfarbigen Weiß. Moderne Klavier-Tasten bestehen in der Regel aus hartem Holz, das mit einer Kunststoff-Beschichtung versehen wird.

Die Klavier-Hämmerchen werden mit Filz bezogen, der auch heute noch oft aus Wolle besteht. Wollfilz kommt meist auch in der Dämpfungs-Mechanik zum Einsatz, kann aber auch durch synthetische Materialien ersetzt werden.
Beim Bau des Resonanzkörpers werden zwar heute immer häufiger synthetische Leime verwendet, oft aber - vor allem aus traditionellen Gründen - auch Knochenleime ("Glutinleim").

Tierprodukte bei Streichinstrumenten.

Geiger, Bratschisten, Cellisten und Kontrabassisten verwenden auch heute meistens Bögen, die mit Tierhaaren bezogen sind. Hierzu kommen in der Regel Pferdehaare von Schimmel-Hengsten zum Einsatz, da deren Haare heller und weniger von Urin verschmutzt sind.
In manchen Geigenbögen wurde auch Elfenbein, Horn oder Perlmutt zur Zierde verarbeitet. Diese Materialien sind häufig im "Frosch" am unteren Ende des Bogens zu finden. Manchmal wird der Bogen am unteren Ende auch mit Leder umwickelt ("Daumenleder").

Praktisch sämtliche Materialien des unbezogenen Bogens können durch andere natürliche Materialien ersetzt werden. Der Bezug der Geigenbögen selbst ist aber auch heute noch praktisch immer aus Rosshaar - nur in seltenen Fällen werden synthetische Fasern verwendet zum Beispiel, wenn der Künstler eine Pferdehaar-Allergie hat.

Ein Cello
Ein Cello Bild: Robin Zebrowski, flickr.com (bearb.) Bildtitel: CELLO, CC-BY

Das Kolophonium (Bogenharz), mit dem der Bogen griffiger gemacht wird, ist übrigens aus Baumharz und damit pflanzlich bzw. vegan.

Beim Bau von Geigen, Bratschen, Celli und Contrabass werden oft auch Glutinleime aus Knochen und anderen Schlachtnebenprodukten verwendet - oft auch aus traditionellen Gründen. Dies trifft auch auf die berühmten Stradivari-Geigen zu, denen nachgesagt wird, ihr beeindruckender Klang gehe auch auf den verwendeten Knochenleim zurück. In Blind-Versuchen haben Wissenschaftler aber gezeigt, dass die klanglichen Unterschiede zwischen einer modernen Geige und einer Stradivari-Violine offenbar auch von echten Weltstars nicht sicher erkannt werden.

Tierprodukte in Schlagzeug.

Trommeln und Co wurden lange Zeit mit ungegerbten Tierhäuten und Tierfellen bespannt (oft Kalbshaut). Inzwischen werden hierfür meist (bei Trommeln fast immer) synthetische Materialien verwendet. Die Schläger für Trommel, Pauke, Tomtom und Co werden auch heute noch oft mit Wollfilz, Fell oder Leder versehen, je nach Instrument und Einsatzzweck.

Da bei der Raffination und Verarbeitung von Metall-Legierungen manchmal auch Tierprodukte verwendet werden sollen, kann auch dies eine Rolle spielen.

Tierprodukte in Blasinstrumenten.

Bei Holzblasinstrumenten wie Klarinetten, Oboen, Flöten, Fagotten und Saxophonen kommen ebenfalls manchmal Tierprodukte zum Einsatz, zum Beispiel Wollfilz oder Leder in den Dichtungen. Für die Dichtung wird oft aber auch pflanzliches Kork verwendet. Beim Fett für die Dichtungen können Musiker wählen zwischen Vaseline aus Erdöl, oder auch tierischen Fetten wie z. B. Hirschtalg.

In Blechblasinstrumenten wie Trompeten, Posaunen und Hörnern kommen Tierprodukte kaum vor. Falls doch, dann vor allem in den Dichtungen.

Trompete auf Notenblatt
Blechblasinstrumente enthalten selten Tierprodukte. Bild: Jameziecakes, flickr.com (bearb.) Bildtitel: Trumpet Macro, CC-BY

Weitere Musikinstrumente...

Natürlich kann dieser Artikel keine umfassende Auskunft über Tierprodukte in Musikinstrumenten geben - wohl aber einen kleinen Einblick. Er zeigt, dass in vielen Bereichen der Musik auch heute noch Tierprodukte eingesetzt werden.

Die Recherche nach Tierprodukten in Musikinstrumenten ließe sich praktisch endlos fortsetzen.
So werden z. B. die Blasebalge von Dudelsäcken bzw. Sackpfeifen meist aus Leder gefertigt. In Akkordeons verbirgt sich neben Leder und Wollfilz manchmal auch noch Elfenbein. In älteren Gitarren und Lauten verbirgt sich manchmal Elfenbein in Stegen, Sätteln und Einlagen - und auch heute wird oftmals noch Knochen verbaut. Selbst der Taktstock des Dirigenten besteht manchmal aus Elfenbein.

Einsatz von Tierprodukten erfolgt oft aus Tradition.

Tierprodukte werden heute häufig aus nostalgischen Gründen in Musikinstrumenten verwendet, in der Hoffnung, ein Klangbild "wie früher" zu erhalten. Für Musiker wie Pianisten oder Streicher dürfte es auch heute noch schwer werden, ein Musikinstrument ohne jegliche Tierprodukte zu erhalten. Durch entsprechendes Feedback an Instrumentenbauern und die entsprechende Nachfrage wird aber wohl auch hier nach und nach ein Umdenken stattfinden.

Um den Vorurteilen zuvor zu kommen: Natürlich "dürfen" auch Veganer Musikinstrumente spielen. Die meisten Veganer möchten mit ihrem Verhalten die Ausnutzung von Tieren nicht weiter unterstützen und zu einem Umdenken in der Gesellschaft beitragen. Hierbei geht es nicht darum, 100% vegan zu leben, sondern darum, Impulse zu setzen. Jedem bleibt selbst überlassen, wie konsequent er Tierprodukte im Alltag meidet.

Wir empfehlen, das vegane Leben auf alle Bereiche zu beziehen, die sich ohne übermäßigen Aufwand im Alltag umsetzen lassen.

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AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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