Vegpool Logo

Warum blutige Bilder auf Facebook nerven - und schaden.

Schockbilder im Internet nerven!
Schockbilder auf Facebook verändern nichts und nerven nur. Bild: Fotolia.com / K/Vegpool

Manch ein Veganer kennt es: Kaum loggt man sich in das soziale Netzwerk Facebook ein, schon werden einem die neuesten Schock-Meldungen rund um die blutige Ausnutzung von Tieren präsentiert. Hundeschlachthöfe in China, Pelzfarmen in Deutschland, Metzgereien und Co. Oft verbunden mit der Bitte des Schreiberlings, das doch bitte zu "teilen" und weiterzusagen, auf dass alle Welt davon erfahren möge.

Tatsächlich nerven diese Bilder nur. Sie schockieren einen, machen einen missmutig und traurig. Es ist keinem Tier dadurch geholfen, wenn ein Bild seiner Qualen immer mehr Veganer erreicht. Zumal die wenigsten Postings dieser Art eine Aktions-Möglichkeit bieten. Die Wut des Betrachters wird ins Leere geleitet. Er bekommt den Eindruck, als würde er durchs "Teilen" irgend etwas verändern. Dieser simulierte Aktionismus führt womöglich sogar dazu, dass wirklich effektive Aktionen unterbleiben. Dass man seine Zeit damit verbringt, in die Tastatur zu heulen. Statt mit Freunden einen veganen Schnupperabend für Vegan-Interessierte zu organisieren.

Ähnlich sieht es auch bei Bildern aus, die von Vereinen und Organisationen veröffentlicht werden. Sofern hier eine konkrete Möglichkeit fehlt, selbst aktiv zu werden (und zwar nicht nur durchs "Teilen" auf Facebook), kann man diese Bilder getrost ignorieren.

Denn das ist das Prinzip von Facebook. Der Algorithmus - der bestimmt, welche Nachrichten man zu sehen bekommt - orientiert sich unter anderem an den Interessen der Besucher und seiner "Freunde". Wer etwas teilt, signalisiert dem Netzwerk sein Interesse an einem bestimmten Thema. Das Kalkül von Facebook: Je aktiver der Benutzer ist, desto mehr kann durch Werbeeinblendungen verdient werden.

Hoher Fleischverzehr fördert Übergewicht
Viele Fleischesser sind im Wegsehen geübt - auch auf Facebook. Bild: Fotolia.com

Und emotionale Posts bringen immer ordentlich Klicks! Sie werden häufig geliked und kommentiert und erscheinen für Facebook daher umso relevanter und wichtiger.
"Teil dies, um die grausamen Hundeschlachter in China zu stoppen". Wie soll das funktionieren? Die chinesischen Schlachthofarbeiter bekommen mit größter Wahrscheinlichkeit nicht einmal etwas davon mit.

Schockbilder helfen eigentlich nur Facebook und Co

Viele Nutzer reagieren mit Beschimpfungen gegen Tierquäler und liefern sich hitzigen, schier endlosen Diskussionen, die komplett verpuffen. Für Facebook lohnt sich das. Manch eine Website hat sich inzwischen sogar darauf spezialisiert, blutige Bilder zu präsentieren, mit der Bitte, diese doch möglichst oft zu teilen. Als würde dem Tier dadurch in irgendeiner Weise geholfen werden. Schockbilder als Geschäftsmodell. Diese Bilder bringen Besucher und Reichweite - und Geld für Werbeschaltungen.

Einige Bilder stehen sogar in Verdacht, gestellt zu sein. Womöglich auf Kosten der Tiere. Wer Schockbilder hysterisch teilt, macht es attraktiver, immer schockierendere Bilder zu veröffentlichen. Der verstärkt die gefühlte Hilflosigkeit der Mitleser und schadet letztendlich den Tieren.

Wer sich über blutige Bilder aufregt, diese teilt und seinen Unmut äußert, der bedient in allererster Hinsicht den Wunsch von Facebook nach viel Klick- und Werbe-Aktivität. Und deshalb werden die Bilder hauptsächlich jenen Menschen angezeigt, die bereits ein thematisches Interesse gezeigt haben. Wie auch im "realen Leben" schalten die meisten Fleischesser weg, wenn es um grausame Hintergründe in Schlachthöfen geht. Empathie funktioniert besser im realen Leben. Und Veganismus basiert auf Empathie.

Alternativen fördern statt Menschen zu schockieren

Wer als Veganer blutige Bilder in seinem Netzwerk teilt, erreicht damit mit hoher Wahrscheinlichkeit andere Veganer... Gleichgesinnte also. Wer ständig blutige Bilder zeigt, der macht seine Freunde traurig und depressiv, raubt ihnen Lebensfreude und geht ihnen gehörig auf die Nerven. Es gibt inzwischen sogar Studien, dass sich Facebook-Abstinenz positiv auf das eigene Lebensgefühl auswirken kann. Es ist klug, blutige Bilder nicht weiter zu teilen. Noch klüger ist es, Facebook einfach eine Zeit lang zu vergessen und sich um sein eigenes Wohlbefinden zu kümmern. Und darum, die erquicklicheren Alternativen zu grausamer Tierausbeutung bekannter zu machen.

Veröffentlichung:

Teile diesen Artikel:

4,5/5 Sterne (10 Bew.)
AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

Dazu passende Artikel:

Provokationen in sozialen Netzwerken? Einfach ignorieren!

So provozieren Sie den perfekten veganen Shitstorm!

Warum Fleischesser Veganismus ablehnen