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Nein, Bildzeitung, Veganismus ist keine "Wohlstands-Mäkelei".

Veganismus sei "elitäre Wohlstands-Mäkelei", so der "Bild"-Autor.
"Bild"-Autor Schuler behauptet, Veganismus wäre elitäre Wohlstands-Mäkelei. Dabei irrt er sich. Bild: K/Vegpool (Screenshot) (bearb.)

In einem Kommentar auf "Bild"-Online schreibt der Autor Ralf Schuler heute provokativ, Veganismus wäre elitäre Wohlstands-Mäkelei. "Eiferer und Missionare" seien immer im Unrecht, so der Untertitel.

Hier mein Kommentar zum Kommentar.

Es sind steile Thesen von Ralf Schuler, die warme Gefühle in der Bauchregion mancher in der Tier-Produktion Beschäftigten auslösen dürften. Wenn man's nicht so mit Fakten hat - und natürlich "Bild" liest.

Veganismus sei ein "ins Absurde gesteigerter Reinheitskult", beginnt der Autor ohne größere Einleitung. Im Grunde sei Veganismus sogar "lebensfeindlich".

Wahr ist: Vegane Ernährung schützt das Leben von Tieren. Denn Veganer essen ja gerade keine Tierprodukte. Und nicht nur für Fleisch, sondern auch für Milch und Eier werden Tiere getötet.

Die meisten Veganer sind ehemalige Fleischesser. Sie haben von den Schreien der Tiere in den Schlachthöfen erfahren, von der Quälerei hinter Fleisch, Milch und Eiern - und sich dagegen entscheiden. Aus Respekt vor dem Leben.

Der Autor hat sich die "Lebensfeindlichkeit" schlicht herbeifantasiert.

Es sei kein Wunder, so der Autor weiter, dass sich "bei den Fleischlosen" ein aggressiver Unterton und Intoleranz in die Debatte einmischten.

Tatsächlich ist andersherum. Das Phänomen, warum viele Fleischesser aggressiv auf Veganer reagieren, wurde schon mehrfach psychologisch untersucht.

Der wichtigste Grund, warum Fleischesser gegen Veganer wettern, ist offenbar ihr diffuses Gefühl, von Veganern abgewertet zu werden. Dabei spielt es keine Rolle, ob Veganer Fleischesser tatsächlich abwerten. Es geht rein um das Gefühl, abgewertet zu werden.

Nachlesen könnt ihr das zum Beispiel in diesen Artikeln:

Weiter also im Wut-Kommentar von Autor Schuler.

Schuler ätzt weiter gegen vegane Ernährung: Wer sich "künstlich" aus dem "natürlichen Kreislauf der Nahrungsketten" nehme, mache sich lächerlich.

Und da überschlagen sich gleich mehrere Dinge.

Der Begriff "Natürlichkeit" wird hier (mal wieder) ziemlich brutal nach eigenem Gutdünken verwendet. Wer "Natürlichkeit" moralisch wertend (im Sinne von "alles Natürliche ist gut") verwendet, macht sich selbst was vor. Oder besser: Der eifert und missioniert.

Auch Filzläuse sind schließlich "natürlich".

Ist natürlich ein Klassiker des veganen Bullshit-Bingos, aber man kann es immer nur wiederholen: So natürlich ist vegane Ernährung wirklich.

Und als wäre das nicht schon wirr genug, verknüpft der Autor die "Natürlichkeit" auch noch mit einem angeblichen "Kreislauf der Nahrungsketten".

Was denn nun: Kette oder Kreislauf? Und: Wie "natürlich" sind eigentlich Massentierhaltungen, aus denen fast alle Tierprodukte in Deutschland kommen?

Wie viel Kreislauf steckt dahinter, wenn Futter aus Brasilien durch deutsche, "regionale" Tiermägen geht und hierzulande als Gülle auf den Böden landet?

Wie mäkelig ist es eigentlich, nicht an Darmkrebs sterben zu wollen?

Den unsagbaren Rest will ich mir gar nicht weiter kommentieren.

Wut-Autor Schuler lässt sich zum Ende sogar zu einem unmöglichen Vergleich zwischen Veganismus und mittelalterlicher Hexenverbrennung verleiten. Und so kann man den Autor nur bei seinen Worten nehmen: Diese Eiferei und Missioniererei ist einfach Unrecht.

Veganismus ist nicht Wohlstands-Mäkelei, sondern eine vernünftige, mitfühlsame Lebensweise. Veganer können stolz darauf sei, sich in einer von Agrar-Propaganda und Vorurteilen überfluteten Welt zu behaupten. Ihre Entscheidung ist richtig. Auch das Umweltbundesamt empfiehlt eine vegane Ernährung.

Veröffentlichung:

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Letzter Beitrag: 25.10.2021, von METTA.

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4,9/5 Sterne (70 Bew.)
AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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