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Bundesregierung warnt vor Risiken veganer Ernährung

Buntes, gegrilltes Gemüse
Vegane Ernährung - kein Grund für staatlichen Alarmismus! Bild: Fotolia.com

In einem Text auf der Website der Bundesregierung wird vor Risiken gewarnt, die mit einer veganen Ernährung einher gehen können. Vegane Ernährung könne zu vielen verschiedenen Mangelzuständen führen, heißt es dort.
Lesen sie hier unsere Stellungnahme dazu.

Gut ist, dass sich die Bundesregierung offenbar allmählich für eine gesunde Ernährung stark machen möchte. Zumal das eigentlich längst überfällig ist.

Verbraucherschutzorganisationen gehen schließlich seit Jahren auf die Barrikaden, um den Gesundheitsgefahren durch falsche Ernährung Einhalt zu gebieten. Um eine Lebensmittel-Ampel zu etablieren, die Verbrauchern zeigt, wovon sie lieber die Finger lassen sollten. Denn Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Diabetes Typ 2, Gicht und diverse Krebserkrankungen haben schließlich Ursachen.

Nur: Veganismus ist eher Lösung als Problem.

Vegane Vorteile einfach vergessen?

Es ist natürlich eine Aufgabe der Bundesregierung, die Bevölkerung vor Gefahren und Gesundheits-Risiken zu warnen. Doch praktisch alle wissenschaftlichen Erkenntnisse zu dem Thema sagen eines: Eine ausgewogene, vegane Ernährung hat sehr viele Vorteile gegenüber der durchschnittlichen Ernährung in Deutschland. Veganer leben bewusster und pflegen allgemein einen gesünderen Lebensstil. Wer vegan lebt, senkt sein Risiko für viele der sogenannten "Zivilisationserkrankungen". Darauf geht die Bundesregierung in ihrem Artikel aber nur am Rande oder gar nicht ein.

Stattdessen ominose Warnungen, dass eine vegane Ernährung auch schiefgehen könne.
Natürlich kann sie das! Je fahrlässiger man sich ernährt, umso höher die Risiken. Bei jeder Ernährungsform.

Wer sich nur von Reis ernährt, risikert Mangelerscheinungen. So wie jemand, der sich nur von Burgern ernährt. Die Warnung der Bundesregierung ist aber auch gerade deshalb absurd, weil jeder Zweite in Deutschland übergewichtig ist. Die nicht-vegane "Normalernährung" ist ein echtes, faktisches Problem, mit schweren gesundheitlichen und auch volkswirtschaftlichen Folgen!
Es ist auch die Aufgabe der Bundesregierung, hier Lösungen zu finden!

Risiken werden hochgespielt

In ihrem Artikel über vegane Ernährung bezieht sich die Bundesregierung auf die Deutsche Gesellschaft für Ernährung (DGE), die in der Vergangenheit selbst offenbar gar nicht so recht wusste, was sie unter "veganer Ernährung" nun eigentlich verstehen soll. So wurden in Untersuchungen zum Beispiel durchaus Veganer und Makrobiotiker in einen Topf geworfen. Lesen Sie hier mehr dazu.

Makrobiotiker ernähren sich zwar oft großteils (aber nicht zwingend) pflanzlich, haben aber einen anderen (oft spirituellen) Hintergrund (siehe auch Wikipedia). Makrobiotiker verzichten auf eine Menge an Lebensmitteln - tierische wie pflanzliche. Je nach erreichter, spiritueller "Stufe" essen manche Makrobiotiker nahezu ausschließlich Getreide.

Veganismus ist nicht Makrobiotik

Sehr viele Fälle von angeblich "veganer Fehlernährung" sind eigentlich makrobiotische Fehlernährung. Es bleibt fraglich, warum makrobiotische Fehlernährung immer wieder unter "Veganismus" subsummiert wird - schließlich essen viele Makrobiotiker durchaus Tierprodukte und sind somit per Definition nicht vegan.

Wer Makrobiotiker und Veganer in einen Topf wirft, um daraus Erkenntnisse über Sinn und Unsinn einer veganen Ernährung zu erhalten, der könnte auch den durchschnittlichen McDonalds-Gast untersuchen, um allgemeine Aussagen über den Gesundheitsstand der Bevölkerung zu treffen. Es ist schlicht unseriös - und gefährlich.

Viele Ernährungswissenschaftler unterstützen vegane Ernährung

Die American Dietetic Association (ADA), eine altehrwürdige, amerikanische Vereinigung von Ernährungswissenschaftlern, hat schon vor Jahren ein Positionspapier veröffentlicht, demzufolge eine (gut geplante) vegane Ernährung in jedem Lebensalter möglich sei.

Auch etliche Hochleistungssportler (darunter auch Olympioniken) leben vegan - weil sie sich dadurch mehr sportliche Leistung versprechen. Manch ein veganer Sportler hat schon Medaillen und Weltmeisterschaften gewonnen (erst kürzlich wieder die 8-fache Kickbox-Weltmeisterin Claudia Grammelspacher).

Natürlich: Gut geplant sollte jede Ernährungsform sein.
Unterstützung für Vegan-Umsteiger (die sich womöglich das erste Mal mit einer gesunden Ernährung auseinandersetzen) liefert zum Beispiel ein veganer Online-Kurs (Partnerprojekt von Vegpool): vegan-werden.de.

Offizieller Alarmismus trägt aber nur dazu bei, dass sich Nicht-Veganer in Sicherheit wiegen und mit dem Zeigefinger auf "die Veganer" zeigen, während es mit ihrer Gesundheit bergab geht. Durch diese Form von Alarmismus lenkt die Bundesregierung - gewollt oder ungewollt - von den echten Ernährungsproblemen in der Bevölkerung ab. Auf Kosten derer, die von einer veganen Ernährung wirklich profitieren könnten.

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4,3/5 Sterne (34 Bew.)
AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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