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Razzia bei Fleischhändler in Werne (NRW): "An Brutalität nicht zu überbieten"

Arbeiter treten auf ein am Boden liegendes Rind ein.
Arbeiter treten auf ein am Boden liegendes Rind ein. Bild: SOKO Tierschutz e. V.

Die Polizei hat mehrere Standorte aus dem Umfeld der Metzgerei Mecke aus Werne in Nordrhein-Westfalen (NRW) durchsucht - wegen des Vorwurfes der Tierquälerei.

Videoaufnahmen, die der Tierschutzorganisation SOKO Tierschutz zugespielt wurden, dokumentieren Tierquälerei, die fassungslos macht.

Arbeiter prügeln in einer Sammelstelle für Tiere so lange auf abgemagerte und offenbar kranke Kühe ein, bis diese bewegungslos liegen blieben. Ein Kalb wird an den Ohren über den Boden gezerrt. Seilwinden kommen zum Einsatz.

Die Firma soll sogar literweise Blut der Tiere abgenommen haben, so SOKO Tierschutz e. V. Die Tierrechtler werten dies als illegale Tierversuche.

Das ARD-Magazin "Fakt", das zuerst über den Skandal berichtet hat, hat die Abteilungsleiterin der zuständigen Tierschutzabteilung im Ministerium von NRW mit den Aufnahmen konfrontiert. Diese spricht von "eindeutig strafbarem Handeln". Die gezeigten Szenen seien an Brutalität nicht zu überbieten.

Ein Arbeiter prügelt auf ein Rind ein.
Ein Arbeiter prügelt auf ein Rind ein. Bild: SOKO Tierschutz e. V.

Kritik auch gegen Behörden und Politik in NRW

"Jetzt zeigt sich, dass die lächerlichen Strafen in den Tierschutzprozessen null abschrecken", so Friedrich Mülln von SOKO Tierschutz. Während derzeit ein anderer Fall von Tierquälerei in Unna (ebenfalls NRW) vor Gericht verhandelt würde, tauchten die Täter aus demselben Skandal woanders wieder auf und trieben ihr Geschäftsmodell weiter.

Mülln kritisiert, die staatliche Kontrolle der Tierhaltung sei in NRW praktisch nicht existent und würde von kriminellen Strukturen geprägt.

Pikantes Detail: Zum Regierungswechsel des Landes NRW im Jahr 2017 hat die ehemalige Umweltministerin Schulze Föcking (CDU) eine Expertenkommission zum Thema Umweltkriminalität aufgelöst.

Diese hatte sich u. a. mit Vorwürfen der Tierquälerei in einer Schweinezucht der Familie der Politikerin befasst. Darüber berichteten u.a. der WDR und Sat1 NRW.

Die aktuelle Landesregierung wird von Ministerpräsident Armin Laschet angeführt - dem aktuellen Kanzlerkandidaten der CDU.

Ein Rind mit verbundenen Augen wird mit einer Mistgabel tracktiert.
Ein Rind mit verbundenen Augen wird mit einer Mistgabel tracktiert. Bild: SOKO Tierschutz e. V.

Skandal-Betrieb wirbt mit "Achtung vor Tieren"

Übrigens: Bis zuletzt warb die Metzgerei Mecke mit "Achtung vor Tieren". Die Metzgerei Mecke stehe für einen "respektvollen und verantwortungsbewussten Umgang mit Tieren", heißt es auf der Website.

Zynischer könnte sich eine in massive Tierquälerei verwickelte Metzgerei kaum darstellen. Bild: Screenshot Website Fa. Mecke / Werne.

Viele andere Metzgereien mit Ruf und Namen veröffentlichen ähnliche Bekenntnisse zum Tierschutz. Veröffentlichungen von Tierschutzorganisationen zeigen leider immer wieder, dass das mit der Realität oft nichts zu tun hat.

Der Strafrechtler Prof. Jens Bülte kritisierte im vergangenen Jahr im Interview mit Vegpool, dass kommerzielle Tierhalter bei Gesetzesverletzungen deutlich seltener mit Sanktionen zu rechnen hätten als andere Kriminelle.

Wir Verbraucher müssen nicht tatenlos zusehen! Erfahre, was Verbraucher jetzt gegen Tierquälerei tun können.

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4,8/5 Sterne (38 Bew.)
AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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