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Veganer essen offenbar nur wenig Fleischersatz

Sarah Wiener
Sarah Wiener Bild: italiagermaniablog, flickr.com (bearb.) Bildtitel: Sarah Wiener - Showcooking @ italian Embassy in Berlin, CC-BY

Die Promi-Unternehmerin und Selfmade-Köchin Sarah Wiener hat in in den letzten Monaten eine vegane Ernährung medienwirksam als unnatürlich bezeichnet. Im „Enorm“-Magazin wurde ein Artikel von Wiener veröffentlicht, in dem es unter anderem heißt, Sojamilch sei „in etwa so künstlich sei wie eine Cola“. Überhaupt seien vegane Produkte oft stark verarbeitet und würden dem selben System entspringen, wie Fleischprodukte. Die „vegane Industrie“ produziere „genauso falsch wie das Fleischsystem“, so Wiener.

In ihrem Artikel schreibt Wiener, dass die vegane Ernährung nichts an den Grundproblemen der Nahrungsmittelproduktion verändere. Veganismus fördere weder die Nachfrage nach Produkten aus einer „anständigen Tierhaltung“ noch nach ökologischen und regionalen Produkten.

Sarah Wiener verbreitet Vorurteile gegenüber Veganern

Was Sarah Wiener skizziert, ist eine abstrakte, theoretische und wohl kaum verbreitete Form einer veganen Ernährung. Es liest sich stellenweise sogar so, als hätte Sarah Wiener sich mit der Realität einer veganen Ernährung nie beschäftigt und berufe sich auf bloße persönliche Annahmen und Vorurteile.

Eine Umfrage der Internetseite vegan.eu unter mehr als 1000 Teilnehmern hat ergeben, dass Veganer relativ selten Fleischersatz und Co verzehren. Auch wenn die Umfrage nicht repräsentativ ist, so bietet sie doch eine bessere Datengrundlage als bloße Vermutungen. In vielen Punkten stimmt die Umfrage auch mit anderen Erhebungen überein, was ihrer Plausibilität untermauert. Abgesehen davon kennt wohl jeder, der in veganen Kreisen verkehrt, die Diskussionen rund um einen ökologischen und gesunden Lebensstil.

Die bisherigen Ergebnisse der fortlaufenden Umfrage sind schon jetzt recht deutlich: Nur 0,8 Prozent der Befragten gaben an, täglich Fleischersatzprodukte zu essen. 4,4 Prozent essen 4-6x in der Woche solche Produkte, 11,3 Prozent tun dies 2-3x pro Woche. 16,5 Prozent gaben sogar an, dass Fleischersatz grundsätzlich nicht auf ihren Teller käme.
83,5 Prozent essen also nur ab und zu Fleischalternativen. Fleischersatz ist damit ganz eindeutig kein Grundpfeiler einer veganen Ernährung, auch wenn er den Umstieg zu einer veganen Ernährung natürlich erleichtern kann.

Fleischalternativen werden relativ selten verzehrt

Bei den von Sarah Wiener ins Feld geführten Fleischalternativen wie veganem Truthahn gibt es keine genauen Angaben, wohl aber zu Fleischalternativen wie veganer „Ente“.
Vegane „Ente“ verzehrten demnach 84,8 Prozent niemals und 12,2 Prozent weniger als einmal im Monat. Nur 0,1 Prozent gaben an, täglich vegane „Ente“ zu verzehren. Auch hier ist also keine Spur von hohem Verzehr verarbeiteter Produkte bei veganer Lebensweise zu erkennen. Bei veganem Rind, Schwein, Shrimps und Fisch sieht es übrigens ähnlich aus.

Vegane Produkte wie Burger, „Schnitzel, Würstchen und Co werden etwas häufiger verzehrt, allerdings gaben auch hier weniger als 2 Prozent der Befragten an, diese Produkte täglich zu verzehren. Das gilt übrigens auch für vegane Käse-Alternativen.

44,7 Prozent der Befragten gaben an, täglich Pflanzenmilch zu konsumieren, davon allerdings meist Natur-Sojamilch, Hafer- und Reismilch. Letztere enthalten ihre Süße oft durch natürliche Fermentation der Zutaten und werden nicht zusätzlich gesüßt. Künstlich ist Pflanzenmilch selten, allerdings unterscheidet sich die Herstellung von Pflanzenmilch je nach Hersteller. Die meisten erhältlichen Pflanzenmilch-Produkte stammen aus biologischer Produktion. Der Vergleich mit Cola, den Sarah Wiener in ihrem Artikel genannt hat, ist vor diesem Hintergrund absurd und schade, zumal man bei Sarah Wiener gerade im Bereich der ökologischen Lebenweisen eigentlich mehr Hintergrundwissen vermuten könnte.

Veganer achten auf Ökologie und Nachhaltigkeit

Die Bedenken von Sarah Wiener gegenüber industrieller Nahrungsmittelproduktion und unökologischen Anbaumethoden werden von den meisten Befragten der vegan.eu-Umfrage übrigens geteilt. 79,4 Prozent gaben an, nur oder größtenteils Bio-Produkte einzukaufen. 74 Prozent gaben an, darauf zu achten, dass die Lebensmittel möglichst wenig verarbeitet sind. 94,8 Prozent achten auf hohen Gemüse-Anteil und 84,7 Prozent auf einen hohen Obst-Anteil in ihrer Ernährung.

Vegan.eu resümiert, Sarah Wiener und andere Kritiker der veganen Lebensweise würden eine Scheindiskussion führen, die mit den tatsächlichen Ernährungsgewohnheiten von Veganern nichts zu tun hätte.
Die Umfrage zeigt, dass die meisten Veganer – ebenso wie Sarah Wiener – künstliche und stark verarbeitete Lebensmittel ablehnen und viel Wert auf eine gesunde Ernährung legen. Allerdings lehnen viele Veganer zusätzlich die Ausnutzung von Tieren ab, was ihre Lebensweise nicht nur ökologischer macht, sondern auch respektvoller gegenüber Tieren.

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4,6/5 Sterne (49 Bew.)
AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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