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Schlechtes Gewissen bzgl. Eines nicht veganen Einkaufs

Erstellt 03.12.2021, von Anno. Kategorie: Allgemein vegan. 8 Antworten.

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Themen-Starter3 PostsLevel 1
Schlechtes Gewissen bzgl. Eines nicht veganen Einkaufs
03.12.2021
Hallo liebes Forum, dies ist mein erster Beitrag.

Wir kennen es alle irgendwo, man ist irgendwo zu Besuch oder in Einrichtungen und nicht immer ist etwas, was als vegan deklariert wurde so ganz vegan. Diese Versehen können passieren. Allerdings handelt es sich bei meiner Transaktion um ein bewusstes Vergehen, welches zwar vor Jahren stattfand und nach diesen zwei Einkäufen nicht mehr wiederholt wurde, aber mich seit jeher nicht mehr loslässt, weil es mich an mich selbst zweifeln lassen hat und an meiner eigenen Credibilität. Ich bin seit längerem vegan und habe mich stark und aktiv für die Rechte der Tiere in einem etwas öffentlicheren Rahmen eingesetzt. Irgendwann im Laufe meines Lebens kamen aber immer mehr private Probleme hinzu, ich fühlte mich nicht genug und wollte gesellschaftlich solider auftreten. Mein Cousin empfahl mir den Erwerb bestimmter Schuhe (ich hatte nie wirklich Geld und mir auch nie vorgenommen wirklich Schuhe zu kaufen, aber mein damaliges Verhalten führte nur dazu, dass ich als "ärmlich aussehend" bezeichnet wurde etc.) und irgendwo wollte ich mich wiederholt von diesen Kommentaren schützen, weswegen ich mir vornahm einen teureren, aber dafür langfristig nutzenden Schuh zu erwerben (ich habe keine Erfahrung mit Schuhen gehabt und dachte mir, dass ein paar Schuhe für 5 Jahre minimal reichen werden).


Den Schuh den ich mir holte war ein Lederschuh. Was mir glaube am Anfang gar nicht bewusst war, als ich ihn schon erworben hatte. Als mir auffiel, dass sich dieser Schuh für den Winter eher eignet und ich das gleiche paar Schuhe nochmal nur in einer anderen Farbe wollte, bemerkte ich in meiner Recherche, dass dieser Schuh einen (glaube leichten) Lederanteil besitzt. Und hierin bin ich noch unsagbar enttäuscht von mir. Ich stand mitten zwischen der Entscheidung, ob ich es sein lasse oder jetzt nach all der Recherche und sich über einen längeren Zeitraum darauf vorbereitet zu haben genau diesen Schuh zu erwerben, aufhöre. Ich habe mich letztendlich dazu entschieden ihn mir zu kaufen, weil ich den Schuh nicht in vegan oder einen ähnlichen auffinden konnte. Ich war wütend auf mich selbst, da ich meine egoistischen Wünsche über das Leben anderer gestellt habe und seitdem konnte ich mich nicht mehr mit Rückgrat für die Rechte der Tiere einsetzen, wie gehabt. Ich lebte danach und weiterhin noch vegan, aber diese Flamme für den Aktivismus, wie sie damals aufflammte, ist danach nicht mehr so weit aufgeflammt, weil ich mich nur noch wie ein Lügner gefühlt habe. Ich habe den Herstellern noch eine Mail hinterlassen, dass es wünschenswert wäre den Schuh in vegan anzubieten und habe mir den Kauf damit gerechtfertigt, dass ich die Schuhe sobald ich neue brauche, entweder sehr günstig weiterverkaufe, verschenke oder Spende, Hauptsache sie werden irgendwo wiederverwertet und nicht weggeschmissen.


Ich Frage mich bis heute wie ich damit umgehen soll und ich glaube ein erster Schritt ist sich den Fehler einzugestehen und damit offen umzugehen und ihn als Fehler anzuerkennen. Es schmerzt, aber ich glaube es ist auch wichtig für die Selbsterkenntnis und bringt mich darin weiter zu verstehen wo ich gerade stehe. Weil mit dem bestehenden Egoismus in mir hindere ich mich gefühlt davor meinem Aktivismus nachzugehen. Ich kann jetzt entweder mich mit Schuldgefühlen beschäftigen und nachtrauern wie scheiße ich bin, oder meine Energie darin lenken Tieren, die wirklich Hilfe brauchen, meine Hilfe anzubieten. Ich glaube es ist falsch mich an vergangenen Fehlern zu bewerten.


Eigentlich bin ich ins Forum gekommen um mich darüber kurz Mal auszulassen und vielleicht finde ich Leute, die mich irgendwo verstehen (was nicht heißt, dass meine Aktion vertretbar war, sondern vielleicht mit etwas Empathie entgegenkommen, auch wenn ich denke, dass es zu viel verlangt ist, bei jemanden der bewusst die tote haut eines anderen Lebewesens getragen hat/trägt und sein Ego darüber gestellt hat...) oder ähnliche Erfahrungen gemacht hat. Vielleicht hilft es einigen sich auch darüber auszusprechen und so wie ich diese Erfahrung mitzuteilen. Ich denke es ist wichtig sowas auch Mal auszusprechen, als es in sich wachsen zu lassen und dem Irrglauben zu erliegen, man muss ewig an dieser Schuld leiden. Denn wir brauchen Menschen, die ihre Fehler erkennen und zwar nicht alles perfekt machen, aber das Ziel nicht aus den Augen verlieren und aus ihren Fehlern lernen.


Danke fürs Zuhören!

4x bearbeitet

Benutzerbild von METTA
vegan4.660 Postsweiblich ObertshausenLevel 4Supporter
04.12.2021
Hallo Anno
danke für Deinen langen Beitrag. Jesus hat einmal gesagt: "Wer ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein!" Ich denke , viele von uns haben schonmal - bewusst oder unbewusst in ihrer Anfängerzeit Fehler begangen und etwas Unveganes gegessen oder auch als Kleidungsstück etc. getragen. Und wenn man - wie Du- den Fehler eingesteht, und ihn in Zukunft unterlässt, dann ist das doch ein guter Weg um sich zu ändern und wie Du richtig schreibst, ist es falsch jemanden nach vergangenen Fehlern zu beurteilen.

Und wenn Dein Cousin das damals schon wusste, dass Du vegan lebst, finde ich das auch unerträglich und hinterhältig , dass er Dir dann diese Schuhe empfohlen hat, nur damit Du nach außen irgendwie besser aussiehst.
Lieben Gruß
METTA

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Themen-Starter3 PostsLevel 1
04.12.2021
Hallo Metta,

Ich finde deine Anmerkung unglaublich lieb, hilfreich und entlastend. Ich weiß nicht ob mein Cousin das selbst wusste.


Aber nichts desto trotz scheint es mir sinnvoll zu sein in die Gegenwart zu schauen und Veränderungen vorzunehmen, wo ich kann. Danke für die Motivation :)

Benutzerbild von Seelchen
vegan68 PostsweiblichNRWLevel 2
04.12.2021
Hallo Anno,

erstmal: willkommen, so von Neuling zu Neuling hier im Forum. :thumbup:

Ich möchte dir etwas von mir erzählen, keine Angst, nur kurz.
Schau mal auf mein Badget (oder wie das Ding heißt, unten in meiner Signatur, wie lange ich schon "vegan" bin) NEIN, ich war in den ganzen Jahren nicht 100% vegan unterwegs. Warum? Mal nicht aufgepasst und unbewusst falsch eingekauft zu Beginn. Mal jemandem geglaubt, ohne selbst zu überprüfen. Aber ich hatte auch im Zuge einer schweren Essstörung ein paar unvegane Rückfälle. ABER, als ich vor 14 Jahren vegan wurde, tat ich das aus tiefster ethisch-moralischer Überzeugung, also meinen geliebten Tieren zuliebe! :heart: Ich habe an nichts und niemanden gedacht, nur an sie. Selbst wenn vegan schädlich gewesen wäre, hätte ich es gemacht. Ich bin im Herzen sowas von vegan unterwegs, sowas von stabil, sowas von überzeugt und trotzdem kam es zu diesen kleinen Fehlern oder Problemen.

Und trotzdem bin ich "für mich" seit diesem Starttag vegan. Ich lebe es, esse es, fühle es, liebe es, auch wenn es mal einen Fehler oder Fehltritt aus psychischen Gründen gab.


Wir sind ALLE hier im Forum und auf der Welt niemals 100% vegan unterwegs. Das geht gar nicht.
Mach dich nicht emotional kaputt, Anno. Verurteile dich nicht. Mach dich nicht fertig. Liebe dich für deine Einsicht, vegan geworden zu sein. Liebe, was du für die Tiere tust. Die Kuh, die gestorben ist, für das Schuhleder, wird es dir verzeihen, da bin ich mir sicher. :heart: Du hast, meiner Meinung nach, nichts verwerfliches getan, auch wenn andere das anders sehen mögen...

Kein Benutzerbild
Themen-Starter3 PostsLevel 1
04.12.2021
Wow...das ist eine sehr rührende Antwort, wirklich. Das hat mich emotional sehr angesprochen, was du gesagt hast. Ich denke auch, dass Fehltritte in diesem Sinne auch motivieren können. Ich bekomme dadurch Einsicht wie Menschen sich fühlen können, die rückfällig werden und ihnen mit mehr Verständnis begegnen und wenn ich wieder eine Debatte über Veganismus habe, viel rücksichtsvoller auf Leute und ihre Bedenken eingehen. Und ich glaube durch diesen Fehltritt konnte ich mich selbst nochmal besser wahrnehmen, verstehen wo ich stehe und ich glaube diese Fehlschläge sind auch irgendwo sehr wichtig um zu sehen, dass nicht alles immer perfekt ist. Ohne Fehlschläge gäbe es auch keinen Wachstum. Danke :) ))

Benutzerbild von Seelchen
vegan68 PostsweiblichNRWLevel 2
04.12.2021
Ich denke sogar, Anno, dass Fehltritte nicht nur motivieren können, sondern ein Prozess sind/sein können, wenn man es ernst meint, wenn man wirklich tierleidfrei leben und essen möchte. Man macht sich ja Gedanken. Warum habe ich das getan? Warum ist das passiert? Wie konnte das passieren? Wieso habe ich das nicht bemerkt? Warum war ich so leichtgläubig, etc. Und man geht in den inneren Dialog mit sich und kann daran wachsen.
Und so kannst du das auch an und mit deiner Schuherfahrung. :heart:

Benutzerbild von Blaustern
vegan161 PostsweiblichHamburgLevel 3
05.12.2021
Das kann ich verstehen. Wir sind alle nicht perfekt und es gibt immer noch viele Lücken im veganen Angebot. Zudem sind die meisten mit Fleisch, Eier, Milch, Leder, Wolle etc. aufgewachsen.


Ich habe mal überlegt Hühner aufzunehmen. Das wäre ja praktisch, weil sie sicher das eine oder andere Ei legen würden. Dann könnte ich Rührei machen oder bräuchte mich beim Kuchen nicht umstellen. Bis ich erfahren habe, dass Hühner ihre eigenen Eier essen, wenn kein Küken schlüpft. Da habe ich mich total schelcht gefühlt. Wollte ich die Hühner nehmen, weil es für mich praktisch ist? Was hätte hier im Vordergrund gestanden? Ich habe mich gefragt ob ich jemals ein guter Mensch sein werde.


Wir sind alle nicht perfekt und versuchen jeden Tag unser Bestes.

Benutzerbild von Frieda68
vegan72 PostsweiblichBochumLevel 2
12.12.2021
Hallo Anno,
ich finde es sehr mutig und toll von dir, dass du offen mit solch einem "Vergehen" umgehst, danke für den wertvollen Beitrag! Ich selbst habe mir in diesem Jahr bewusst einmal eine Tafel Kinderschokolade gekauft und mich hinterher schlecht gefühlt (zu Milch kommt auch noch Palmfett), hätte mich aber nicht getraut mich damit an Veganer zu wenden, aus Sorge, verurteilt zu werden.
Zuerst ist es doch toll, dass du überhaupt vegan lebst, wir alle wissen, dass das nicht immer leicht ist, wir leben als Minderheit in einer fleischlastigen Gesellschaft. Sehr schade finde ich, dass du schreibst, deine Flamme, dich für Tiere einzusetzen, sei dadurch erloschen...warum? Das wäre für die Tiere fatal und nicht dein einmaliger Schukauf! Wir brauchen Menschen wie dich, die sich aktiv für die Tiere einsetzen. Trotz meiner einmaligen Kinderschokolade fühle ich mich als Veganerin, weil mein Herz immer und überall für die Tiere schlägt und wo ich es kann, setze ich mich für sie ein. Bitte höre auf dich selbst zu kasteien und verzeihe dir den Kauf. Übrigens, gibt es tolle vegane Schuhe von Shoezuu in super Qualität und nicht teurer als andere. Ich habe sie im Laden in Gelsenkirchen gekauft, sie haben aber auch ein Online Shop.

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Zwoelfvegan
19.12.2021
Wie schon viele gesagt haben: Das ist so gut wie jedem Veganer schon mal pssiert, das ist in unserer heutigen, karnistischen Gesellschaft leider ganz normal. Sag dir einfach: Das ist passier, es war ein Versehen, und trotzdem setze ich weiterhin dafür ein, dass es mir, den Tieren und unserem Planeten gut geht. Schau nach vorne uns sag: morgen kann kommen (Volksbanken, Raiffeisenbanken, ok Spaß ;) ). Aber mal ernsthaft: Solange du dich weiterhin für deine ethischen Werte einsetzt, sollte das ein geringfügiges Problem sein :star: :thumbup:

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