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Vegan in Japan

Erstellt 16.08.2018, von Dana. Kategorie: Allgemein vegan. 7 Antworten.

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Benutzerbild von Dana
Themen-Startervegan4.687 PostsweiblichSchwarzwaldLevel 4
Vegan in Japan
16.08.2018
Hallo zusammen,

nachdem ich soeben von meiner Japan-Reise zurück gekommen bin, möchte ich Euch von meinen Erfahrungen berichten. Vorab, das Land ist von der Tradition, Kultur und Landschaft wirklich ein absoluter Traum, jetzt kommt aber das große "ABER".... Essenstechnisch habe ich noch nie ein Land erlebt (und ich war schon in einigen), in dem es so schwer um nicht zu sagen unmöglich ist, vegan zu essen (vom Leben will ich erst gar nicht reden). Die Hauptnahrungsmittel sind Fisch und Fleisch in allen Varianten. Selbst Essen, von denen man glaubt, dass sie vegetarisch/vegan sind, enthalten bei Nachfragen Dashi (eine Art Fischsauce). Nachfragen ist sowieso eine schwierige Angelegenheit, da die wenigsten Japaner Englisch verstehen bzw. sprechen können. Auch mal kurz im Supermarkt einkaufen funktioniert nicht wirklich, da bestenfalls auf der Vorderseite der Produkte drauf steht, was sie darstellen sollen. Zutatenlisten auf der Rückseite sind komplett auf japanisch gehalten. Auch der Einkauf von Obst ist sehr preisintensiv. Ein Apfel für umgerechnet knappe 5 Euro, war da noch günstig. Das "Preis-Highlight" war da ein kleines Hängerl Trauben für 100 Euro (!!!). Ich hänge Euch mal ein Bild von Trauben dran, die etwas "günstiger" waren, knapp 50 Euro.


Mein Hauptessen bestand daher aus Pommes mit Salat und Reis mit Sojasauce mit Salat. Wobei ich mir da nicht sicher bin, ob das eine oder andere doch mit Dashi angemacht war.


Bild: ohne Beschreibung+




1x bearbeitet

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Nefasu
16.08.2018
Hallo Dana,

ich hoffe du hast deine Japanreise trotz der Widrigkeiten genossen :thumbup:

Ich kann deine Erfahrungen bzgl. der vegan-Tauglichkeit japansicher Kultur und Essgewohnheiten nur bestätigen und unterstreichen!
Hier belegt Japan wohl weltweit deutlich einen der hinteren Plätze.
Umso spannender, dass Vegetarismus (und ethischer Veganismus) in Japan und Teilen der japanischen Kultur durch den Zen-Buddhismus seit über 1500 Jahren fest verwurzelt ist.

Zitat Dana:
Nachfragen ist sowieso eine schwierige Angelegenheit, da die wenigsten Japaner Englisch verstehen bzw. sprechen können

Selbst wer die Sprachbarriere überwinden kann, stößt hier auf eine weitere kommunikative Schlucht:
Für viele Japaner steht der Begriff "Vegetarisch" fast überall für "Pescetarisch".


Für zukünftige, vegane, Japanreisende noch ein paar Tipps:
1. Sucht den lokalen (Zen-)buddhistischen Tempel auf. Hier kann man meist gegen eine kleine Spende Verpflegung erhalten.
Wenn der Tempel für Besucher geöffnet hat, ist meistens auch ein Dolmetscher vor Ort.[*1]

2. Für Reisende mit rudimentärer Sprachkenntnis sind Konbinis wie 7-11 wahre vegane Schatztruhen. Von mit Gemüse gefüllten Reisbällchen, über Pilzgerichte bis hin zu ganzen Mittagsmenüs findet man hier etliche vegane Gerichte (natürlich mehrfach verpackt in allerlei und reichlich Plastik).

3. Die Aufschrift "Vegetarian" oder "Veggie" beschreibt neben Eiern nicht selten auch die Verwendung von Dashi (aus getrockneten Thunfischflocken gekochte Fischbrühe), "Meeresfrüchten" oder sogar Fischfilet. Hier hilft auch ohne Sprachkenntnisse der "Vegan Passport" weiter :thumbup:
https://www.vegansociety.com/shop/books/lifestyle-books/vegan-passport

4. Besonders in eher konservativen Restaurants ist das Abbestellen von einzelnen Zutaten oftmals nicht möglich.[*2]
Solch ein Wunsch stößt zuweilen auf völliges Unverständnis und führt mancherorts sogar zum Rauswurf :wtf:
Abhilfe schaffen hier z.B. Online-Apps wie "Happy Cow" in welchen man Restaurants mit Veggie-Optionen finden kann :thumbup:

5. Niemals die Stäbchen ins den Reis (Hauptnahrungsmittel für - vegane - Japanreisende) stecken, außer man möchte der Mittelpunkt der Aufmerksamkeit sein und einen Sturm von Emotionen heraufbeschwören.

Ähnlich wie in DE sind diese Punkte umso mehr zu beachten, je ländlicher die bereiste Region wird ;)

Liebe Grüße,
Falk

[*1] Zu beachten ist hier: In manchen Tempeln wird sehr (sehr!) selten auch eine Eierspeise (meistens pochierte Vogeleier) gereicht.
Diese wäre aus ethischer Sicht meistens nicht zu beanstanden, da es sich hierbei oftmals (tempelabhängig) um unbefruchtete Vogeleier handelt, welche nach Vogelwanderungen übrig geblieben sind (oder es handelt sich um unbefruchtete Findel-Eier).

[*2] Hier versteht sich der Koch häufig als Künstler, welcher genauso wenig bereit ist eine Zutat wegzulassen, wie ein Maler gewillt wäre nachträglich eine Farbe von einem Gemälde zu entfernen.

8x bearbeitet

Benutzerbild von kilian
vegan7.051 PostsmännlichBerlinLevel 4Team
16.08.2018
Hallo,

danke für Deinen Bericht, Dana. Und danke, Falk, für Deine Tipps!

Eine vegan lebende Freundin ist von Japan sehr begeistert, hat dort (bevor sie vegan wurde) auch studiert und spricht japanisch... Auch sie hat erzählt, dass es in Japan extrem schwer sei, vegan zu essen. Das hat mich tatsächlich überrascht, weil von der leichten japanischen Küche ja so oft geschwärmt wird. "Sonderwünsche" würden teilweise wie eine Beleidigung verstanden werden.

Hier in Berlin gibt es hingegen durchaus einige japanische Restaurants die auch mit veganen Angeboten werden. Theoretisch scheint es also zu gehen.

Dana, die Preise für Obst klingen ja so, als würde kein Mensch Obst essen... Sind Trauben dort exotische Speisen?
Weißt Du mehr darüber? Wie kommen solche Preise zustanden und wie kommen die Japaner an Obst? Gibt es günstigere, lokale Obstsorten?

Hab hier was interessantes gefunden: https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/luxus-obst-in-japan-eine-melone-fuer-220-euro/19943676.html?ticket=ST-4662558-cLcMaMVBtslDWSmEjy77-ap2

Viele Grüße

Kilian

4x bearbeitet

Benutzerbild von Sunjo
vegan2.858 PostsweiblichLinzLevel 4Supporter
16.08.2018
Ich war noch nie in Japan, und zugegebenermaßen zieht es mich zur Zeit dort auch so gar nicht hin, aber dank der veganen Esperantoszene möchte ich trotzdem mal eine Empfehlung für ein veganes Lokal in Tokyo weitergeben, das auch bei HappyCow durchweg positive Bewertungen bekommen hat: https://www.happycow.net/reviews/sojo-esperanto-vegana-kafejo-tokyo-89820

@Falk: wie ist das bei 5. gemeint? Stäbchen rein und steckenlassen, oder darf man da gar nicht mit Stäbchen ran?

Benutzerbild von Dana
Themen-Startervegan4.687 PostsweiblichSchwarzwaldLevel 4
16.08.2018
Zitat kilian:

Dana, die Preise für Obst klingen ja so, als würde kein Mensch Obst essen... Sind Trauben dort exotische Speisen?
Weißt Du mehr darüber? Wie kommen solche Preise zustanden und wie kommen die Japaner an Obst? Gibt es günstigere, lokale Obstsorten?


Zugegebenermaßen war das Foto aus einem Tokoyer Edelkaufhaus. Aber wir waren auch in Nagano unterwegs und zwei meiner Mitreisenden haben sich neben Sushi und Co ein paar Weintrauben gekauft. Leider ohne vorher auf den Preis zu schauen: 1 kleines Hängerl 15 Euro. Die Äpfel in dem Laden lagen preislich ebenfalls bei 5 €/Stück. Du hast in diesen Läden wirklich fast alles an Obst bekommen, eben zu horrenden Preisen. Etwas günstiger bekommst Du laut Aussage unseres Guides das Obst in Nansei, einer südlich der Hauptinseln gelegenen Tropeninsel. Regionales Obst habe ich keines gesehen. Wir sind nur einmal an Weinreben vorbei gefahren, die allerdings dann auch zu Wein verarbeitet wurden.


In den Kombini waren wir auch und es gab wirklich alles mögliche zu essen, aber wie gesagt in der Heißtheke nur fleischliches. Die Reisbällchen (Dreiecke aus Reis mit allen möglichen Füllungen und mit einem Noriblatt umwickelt) habe ich dann auch gegessen (in der Hoffnung, dass wirklich nur Algen enthalten waren).


Falk, rudimentäre Sprachkenntnisse sind m. E. auf die Schnelle nicht möglich bei den Mengen von Katakana, Kanji und chinesischen Schriftzeichen.

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Nefasu
16.08.2018
Hallo Sunjo,

Zitat Sunjo:
@Falk: wie ist das bei 5. gemeint? Stäbchen rein und steckenlassen, oder darf man da gar nicht mit Stäbchen ran?

Natürlich darf man den Reis mit Stäbchen essen :thumbup:
Problematisch wird es, wenn man die Stäbchen in den Reis steckt, sodass sie stehenbleiben.
Es ist eine japanisch-buddhistische Tradition dem Verstorbenen auf einer Beerdigung "die letzte Mahlzeit" zu servieren - eine Schüssel Reis in welche Stäbchen gesteckt werden.

In Japan wirkt diese Geste in etwa so, als wenn man in einem deutschen Restaurant einen Sarg auf den Tisch stellt.


Zitat Dana:
Falk, rudimentäre Sprachkenntnisse sind m. E. auf die Schnelle nicht möglich bei den Mengen von Katakana, Kanji und chinesischen Schriftzeichen.

Da hast du natürlich Recht :thumbup:

Glücklicherweise ist die japanische Sprache prinzipiell sehr einfach und methodisch gehalten, sodass man sich binnen ca. 1 - 2 Woche(n) (Katakana lernen) relativ rudimentär einarbeiten kann, um auf Zutatenlisten zu erkennen, was man besser nicht essen sollte - solide Englischkenntnisse vorausgesetzt.

Die 2 folgenden Regeln sind hier hilfreich:
1. Wenn Katakana enthalten sind, esse nichts, was englischen Wörtern für Tierprodukte ähnelt (z.B. Tuna ツナ = Thunfisch, Chiizu チーズ = Käse, etc.)
- oder esse generell nichts mit Katakana in der Zutatenliste (Unterscheidung von Hiragana und Kanji sollte schnell gelernt sein)

2. Meide Zutatenlisten mit folgenden Zeichen:
肉 (Fleisch, z.B. Rindfleisch 牛肉, Geflügel 鳥肉 etc.)
魚 (Fisch, z.B. Forelle 鱒, Lachs 鮭, etc.)
乳 (Milch, z.B. Kuhmilch 牛乳, Schafmilch 羊乳, etc.)
卵 (Ei)
かに (蟹 = Krebs)
海老 (Hummer)
貝 (Muschel)

Damit kann man bereits einen Großteil der unveganen Lebensmittel aussortieren :thumbup:

Liebe Grüße,
Falk

6x bearbeitet

Benutzerbild von Nane
vegan52 PostsweiblichTrierLevel 2
16.08.2018
Ich war für zwei Monate in Japan und habe mich in dieser Zeit vegetarisch ernährt, aber bestimmt auch sehr viel Dashi mitgegessen. So genau hab ich darauf dann nicht geachtet, weil ich froh war überhaupt etwas zu finden. Meistens habe ich mich dann doch von Onigiri (Reisbällchen) ernährt :D
Ein guter Tipp wären diese Running-Sushi-Restaurants, die man in Japan nicht selten findet. Da kann man wirklich alles einzeln bestellen und ich habe damals die meiste Zeit in einem sehr leckeren Running-Sushi-Restaurant in Fukuoka gegessen. Das war billig und es war kein Problem etwas vegetarisches zu finden, sogar vegan war möglich. Den Rest hat Nefasu eigentlich schon gesagt - im Konbini einkaufen, auf gewisse Kanji achten und sich den Vegan Passport zulegen. Vielleicht wäre es noch ein Tipp, gewisse Phrasen auf Japanisch zu lernen - wie zum Beispiel "Ich esse kein Fleisch, Fisch, Meeresfrüchte, ..." oder "Ist da Dashi enthalten?". Mein Japanisch ist zwar noch gut genug, um das alles halbwegs zu übersetzen, aber noch nicht so gut dass ich hier gute fehlerfrei Übersetzungen anbieten könnte, daher lasse ich das jetzt einmal :green:

Das nächste Mal wenn ich in Japan bin werde ich wohl darauf achten, dass ich eine eigene Küche in meiner Unterkunft habe. Alles andere ist sonst wirklich schwierig, daher halte ich das allgemein für den besten Tipp für vegane/vegetarische Japan-Reisende. Ich werde im Laufe meines Studiums irgendwann für ein Jahr nach Japan ziehen - mal sehen wie das ernährungstechnisch werden wird. Zwei Monate sind ja so eine Sache, aber ein ganzes Jahr lang auf vegetarisch/pescetarisch umzustellen würde ich wirklich gerne vermeiden. Zumal ich sowieso üben muss, da eine recht große Chance besteht, dass ich nach meinem Studium für längere Zeit oder sogar für immer nach Japan ziehe :|

Benutzerbild von Okonomiyaki
vegetarisch437 PostsmännlichRuhrpottLevel 4
01.05.2023
Preise in Japan sind eigentlich wie in D, mit offenem Ende nach oben wie Kobe Beef etc. (das sind dann so Produkte, wo sich besonders viel Mühe gegeben und versucht wird einen hohen Grad an Perfektionismus zu erreichen.).
Es gibt aber auch Discounter dort.
Leider scheint vieles dort von China importiert, was mich dann an der Qualität von wegen Schadstoffen zweifeln lässt. Aber günstig halt.
Momentan ist der Yen auch recht schwach.
Also Kosten vergleichbar mit D.

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