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Wie man als Veganer NICHT verbittert

Man muss als Veganer nicht verbittern. Bild: Fotolia.com

Für viele Menschen gelten Veganer als traurige, verbissene und verbitterte Menschen. Dem Klischee zufolge sind sie depressiv und leicht reizbar, verzweifelt an der Realität. Das ist natürlich nichts weiter als ein Klischee. Doch wie immer gibt es natürlich auch die Fälle, auf die ein Klischee zutrifft. Fälle von verbitterten, depressiven Veganern.
In diesem Artikel geht es darum, warum manche Veganer irgendwann verbittern - und warum es manchmal gar nicht so schlecht ist, zu verdrängen.

Verbitterung steht oft in Verbindung mit dem Gefühl von Resignation. Für viele Menschen ist es ein wahrer Schock, wenn sie erkennen, wie Tiere in den Tierhaltungen in Deutschland behandelt werden - trotz Tierschutzgesetz. Für sie erscheint es klar, dass man ein solches System als empathie-fähiger Mensch nur ablehnen kann. Man müsse nur mehr Menschen darauf aufmerksam machen, denken viele. Sie erzählen weiter, was sie gesehen haben - und stoßen auf Ablehnung. Sie stoßen auf genau die Abwehrmechanismen, die sie selbst oft viele Jahre lang angewendet hatten.

Die Verdrängung funktioniert oft nach folgendem Muster:

  • Argumente ignorieren ("Tiere sterben für Fleisch" -> "Veganer wollen einem den Appetit verderben")
  • Argumente mit Phrasen beantworten ("Tiere sterben für Fleisch" -> "Menschen sind aber Fleischesser")
  • Argumente ins Extreme verdrehen ("Ich möchte nicht dass für mich Tiere getötet werden" -> "Dann darfst Du ja nichtmal einatmen")

Die Unsachlichkeit der "Diskussion" kann dazu führen, dass man sich persönlich angegriffen fühlt - obwohl man sich argumentativ im Recht fühlt. Schließlich hat man sich selbst ja mit den Hintergründen von Tierprodukten beschäftigt. Doch Diskussionen bringen häufig nichts als Frust. Die karnistische Verdrängung ist stärker als jede sachliche Argumentation.

Dabei lebt man als Veganer doch eigentlich sogar konsequenter nach dem gesellschaftlichen Konsens, dass es falsch ist, Schwächere ohne Not zu quälen und zu töten ("Recht des Stärkeren"). Menschen essen ja auch keine Hunde und Katzen - mit derselben Begründung. Doch dieser soziale Konsens wird völlig ignoriert wenn es um Nutztiere geht. Es gibt also reichlich Potential, zu verbittern.

Surfen ist ein entspannendes Hobby
Abschalten hilft, die Ruhe zu bewahren. Bild: Fotolia.com

Geduld und langer Atem

Die Erkenntnis, dass viele Mitmenschen auf die Hintergründe der Tierproduktion mit Verdrängung reagieren, haben viele Veganer bereits gemacht. Das zeigen die vielen Diskussionen zu diesem Thema. Um sich aber vor Verbitterung zu schützen, sollte man daher Geduld bewahren. Das klingt oft leichter gesagt als getan, schließlich können viele Menschen angesichts der offenkundigen Ignoranz gegenüber "Nutztieren" nur schwer die Ruhe bewahren.

Doch Aufklärungsversuche werden oft unsachlich als "Indoktrination" verunglimpft und führen daher - statt zu Erleichterung - nur zu weiterem Frust. Wer hier nicht verbittern möchte, der tut gut daran, sich etwas zurückzunehmen und zu erkennen, dass man den Lauf der Dinge nicht selbst in der Hand hat. Dass jede Entwicklung ihre Zeit braucht, so schwer es auch sein mag. Ein langer Atem hilft auch den Tieren mehr als Resignation.

Einfach mal abschalten

Wer sich ausschließlich mit einem traurigen Thema beschäftigt, wird irgendwann selbst traurig. Die Beschäftigung mit der Ausbeutung von Tieren mag ein Antrieb sein, etwas zu verändern... doch sie kann auch in Frustration und Verbitterung enden. Aus dem Grund ist man gut beraten, sich auch mit anderen, weniger trübsinnigen Themen zu befassen und einfach mal abzuschalten. Das gilt auch für Dokumentationen über Tierausbeutung. Einfach mal abschalten und wegschalten. Auch auf Facebook, wo besonders häufig grauenvolle Bilder über Tierausbeutung geteilt werden - wohl in der irrigen Hoffnung, damit etwas zu bewegen.

Freunde beim Wandern
Lieber mal mit Freunden was unternehmen. Bild: Fotolia.com

Der Einsatz für die Lebensqualität von "Nutztieren" darf nicht auf Kosten der eigenen Lebensqualität gehen. Aus dem Grund ist es wichtig, sich einen Ausgleich zu suchen. Ein Hobby, am besten in Gesellschaft, wo auch ein Austausch über andere Themen möglich ist. Am leichtesten ist es natürlich mit Gleichgesinnten, da hier die Ernährung kein solch kontroverses Gesprächsthema ist. In den meisten Städten gibt es Kochabende und vegane Stammtische, die einen guten Ausgleich bieten.

Meditation und Therapie

Meditation und Entspannungs-Techniken helfen dabei, sich wieder auf die eigenen Bedürfnisse zu konzentrieren. Meditation wird oft mit Esoterik oder Spiritualität verbunden, kann aber auch ganz ohne solche Elemente erfolgen. Evidenz-basierte, wissenschaftliche Untersuchungen haben längst gezeigt, welche positiven Wirkungen Meditation auf das Wohlbefinden haben kann - sofern man sie konsequent und regelmäßig einsetzt.

Auch eine psychologische Therapie kann dabei helfen, besser mit dem Gefühl der Hilflosigkeit und der Frustration umzugehen. Denn der Umgang mit der Umwelt hat meist auch mit einem selbst zu tun. Eine Therapie kann einem helfen, wieder zuversichtlicher in den Tag zu starten.

Mit gutem Gewissen wegsehen

Wer über die Hintergrunde der Fleischproduktion Bescheid weiß, sollte für sich Konsequenzen treffen. Es bringt aber nicht viel, sich ständig weiter mit der Quälerei in Tierhaltungen und Schlachthöfen zu befassen. Der wichtigste Schritt gegen Tierquälerei ist es bereits, keine Tierprodukte mehr zu kaufen.

Allein durch die Außenwirkung, die man durch sein Verhalten im sozialen Umfeld hat, beginnen viele Menschen, ihre eigene Ernährung zu hinterfragen. Ganz ohne weiteres Zutun. Als Veganer ist man also gut beraten, sich nicht selbst immer wieder durch grauenvolle Bilder von Tierquälerei frustrieren zu lassen. Das Wissen allein genügt schon.

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4,8/5 Sterne (41 Bew.)
AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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