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Ist Schellack (E 904) eigentlich vegan?

Schallplatten werden oft mit Schellac hergestellt. Bild: pixabay.com

Ob Schallplatte, Haarspray oder Überzugsmittel auf Süßigkeiten: Schellack wird für die unterschiedlichsten Zwecke genutzt. Doch ist Schellack (E 904) eigentlich vegan?

Eine berechtigte Frage! Einerseits ist Schellack ganz klar ein Tierprodukt, denn es wird aus den Ausscheidungen von Lackschildläusen gewonnen. Andererseits: Wenn es bloß die Ausscheidungen sind, werden die Läuse theoretisch nicht gequält. Ist Schellack also zumindest ethisch vertretbar?

In diesem Artikel widmen wir uns diesen Fragen!

Eins vorab: Schellack wird tatsächlich mit zwei L geschrieben - nicht mit dreien. INCI-Name lautet Shellac. Besonders bekannte Produkte mit Schellack sind Schallplatten, die früher damit beschichtet wurden. Aber heute findet man Schellack in vielen weiteren Produkten. In Haarspray und Haargel, als Überzugsmittel von schokolierten Nüssen und auch als Behandlungsmittel für bestimmte Obstsorten (nicht immer deklariert).

Für die Gewinnung von Schellack werden die Ausscheidungen der Lackschildläuse (meist mitsamt der Läuse) gesammelt, gereinigt und weiterverarbeitet. Ein aufwendiges Verfahren, das auch heute noch viel Handarbeit erfordert.

Auch wenn theoretisch bloß die Ausscheidungen der Läuse benötigt werden, sterben bei der Arbeit natürlich auch Läuse. Damit ist Schellack nicht einmal vegetarisch.

Leiden Lackschildläuse bei der Schellack-Produktion?

Die ethische Dimension von Schellack können wir hier leider nicht klären, da wir zu wenig über die Leidensfähigkeit von Lackschildläusen wissen.

Recherchen zufolge haben Lackschildläuse ein sogenanntes Strickleiternervensystem, das sich deutlich vom zentralen Nervensystem der Säugetiere unterscheidet. Auch Tiere mit dieser Art von Nervensystem können auf Sinnesreize reagieren - wie sich das für sie anfühlt, bleibt jedoch Spekulation.

Zusammengefasst lässt sich sagen: Schellack ist als Tierprodukt nicht vegan und darf daher nicht in Produkten vorkommen, die als "vegan" vermarktet werden.

Eine Produktion ohne das Töten von Läusen ist theoretisch denkbar, praktisch aber nicht realistisch. Aus dem Grund empfehlen wir, Produkte mit Schellack zu vermeiden und pflanzliche Alternativen zu verwenden. Als Überzugsmittel eignet sich statt Schellack zum Beispiel Carnaubawachs oder Gummi Arabicum.

Immer wieder sieht man in Onlineshops, dass auch Produkte mit Schellack als "vegan" deklariert werden. Der Fehler liegt in der Regel beim Shop-Betreiber, nicht beim Hersteller. Achtet dennoch genau auf die Zutatenliste oder eine eventuelle Vegan-Kennzeichnung auf dem Produkt.

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AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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