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Machen Tierprodukte süchtig?

Ein übergewichtiger Mann
Machen Tierprodukte etwa süchtig? Bild: Fotolia.com

Die Vorstellung vegan zu essen, ist für viele Menschen mit der Sorge vor Verzicht verbunden. Vegan zu leben assoziieren sie mit einer Art "kaltem Entzug". Und tatsächlich legen Studien nahe, dass die klassische Ernährung mit vielen Tierprodukten (wie sie in Deutschland normal ist) besonders beglückend ist. Allerdings scheint dieses Glück auch nicht lange anzuhalten - und die Folgen können verheerend sein. Machen Tierprodukte womöglich süchtig?

In vielen Ernährungs-Studien zur Entstehung von Übergewicht, Diabetes Typ 2 und Herz-Kreislauf-Erkrankungen spielen bestimmte Inhaltsstoffe unserer Nahrung eine Hauptrolle: Fette, Zucker, Proteine und Salz. Diese Inhaltsstoffe beglücken uns offensichtlich. Gerne essen wir deutlich mehr davon, als wir eigentlich bräuchten.

Nicht ohne Grund steckt auch in würzigen Gerichten meist eine Prise Zucker. Und nicht ohne Grund imitieren Geschmacksverstärker den Geschmack von Protein. Die Nahrungsmittelindustrie weiß genau, wie sie unsere Lust auf diese Zutaten befriedigt - und fördert.
Und auch die meisten verarbeiteten Tierprodukte wie Würstchen, Burger und Käse triefen vor gesättigtem Fett.

So beglückend wie eine Droge.

Die "beglückende" Wirkung von Fett, Proteinen, Salz und Zucker beruht offenbar auf einer Stimulation des Belohnungssystems im Gehirn. Forscher vergleichen diese Mechanismen häufig mit der Wirkungsweise von Opiaten (zu denen auch die Droge Heroin gehört). Evolutionsgeschichtlich klingt das plausibel, schließlich wurde die Suche unsere Vorfahren nach lebensnotwendigen Proteinen, Fetten und Früchten auf diese Weise von ihrem Gehirn belohnt.

Natürlich ist die Wirkung von zuckerigen, proteinreichen und fettigen Lebensmitteln viel geringer als bei harten Drogen - und daher zum Glück mit etwas Willenskraft kontrollierbar. Doch wer einmal versucht hat, seine Ernährung mal eben gesünder zu gestalten, wird merken, dass das fast nie klappt. Zu stark die Gelüste auf "beglückende" Lebensmittel! Nicht ohne Grund sprechen viele fettleibige Menschen von einer regelrechten "Sucht" nach Chips, Limonade und Fertigprodukten.

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In unserer modernen Zeit hat der massenweise, suchtähnliche Konsum von Lebensmitteln nicht mehr viel mit Selbsterhaltung zu tun. Vielmehr schadet es uns, unkontrolliert Süßes, Fettiges und Proteinreiches in uns reinzustopfen.

Und das Glücksgefühl hält nicht lange an.

Glücksgefühl mit Folgen.

Die Folgen von Übergewicht beeinträchtigen unsere Lebensqualität dauerhaft. Herz-Kreislauf-Erkrankungen, die Todesursache Nummer eins in Deutschland, hängen stark mit unserem Verzehr zusammen. Und wir müssen immer mehr konsumieren, damit wir überhaupt noch einen Anflug vom Glück beim Verzehr empfinden. Damit wir uns nicht unglücklich fühlen.

Wie ein Junkie, der die Dosis erhöht, um den Entzug zu vermeiden.

Doch fettige, proteinreiche, süße und salzige Lebensmittel machen allenfalls kurzfristig glücklich.
Die Folgen dieses Konsums für die Gesundheit, die Lebensqualität und das soziale Zusammenleben ähneln hingegen den Folgen "weicher" Drogen wie Alkohol oder Tabak. Die Frage, welche Ernährungsform glücklicher macht, lässt sich also nur beantworten, wenn auch die Folgen eingerechnet werden.

Und besonders viel Fett und Protein nehmen Verbraucher über verarbeitete Tierprodukte auf. Deutlich mehr als sie bräuchten. Viel mehr als gesund ist.

Hoher Fleischverzehr fördert Übergewicht
Übergewicht ist oft die Folge einer Ess-Sucht. Bild: Fotolia.com

Suchtähnliches Essverhalten mindert die Lebensqualität.

Die meisten Menschen in Deutschland sind übergewichtig. Übergewicht ist sehr oft die Folge eines suchtähnlichen Konsums ungesunder Lebensmittel. Nach Essen, das "irgendwie einfach glücklich macht". Nach Essen, das weder besonders gut schmecken, noch ansprechend aussehen muss.

Ganz offenkundig geht es bei der Frage nach dem "Genuss" nicht um kulinarische Qualität, um Stil und lukullische Erfahrungen. Es geht um basale Ess-Befriedigung vom Typ Fast-Food-Burger. Vergleichbar mit einer Zigarette für einen Raucher nach einem 10-stündigen Flug.

Auch Veganer können Fett, Zucker, Proteine und Salz konsumieren und damit die basalen "Glücksmomente" im Gehirn triggern. Und ein Blick in die Tiefkühlregale der Supermärkte zeigt, dass auch hier das Angebot an veganem "Junk-Food" wächst. Der Umstieg auf eine vegane Ernährung ist also nicht zwingend mit einem Verzicht auf "beglückende" Lebensmittel verbunden.

Viele Menschen, die sich mit einer bewussten, gesunden Ernährung beschäftigen, verzichten aber auf den kurzen, vorübergehenden "Glücks-Kick" und lernen dafür hochwertige Zutaten, neue Rezepte und Aromen zu schätzen.

Nach etwa 4-6 Wochen gewöhnt sich das Gehirn ohnehin an die neue Routine. Auch unser Partnerprojekt, der Vegane Onlinekurs, unterstützt seine Teilnehmer fundiert beim Umstieg auf eine Ernährungsweise, die langfristig glücklich machen soll.

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4,5/5 Sterne (8 Bew.)
AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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