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Ist Vegetarismus Bevormundung?

Ist Vegetarismus wirklich Bevormundung? Bild: Fotolia.com

Als die Grünen im Jahre 2013 ankündigten, einen "Veggieday" in der Woche zu unterstützen, war der Aufruf von Seiten der Agrar-Lobby groß. Es hieß, die Grünen wollten die Bürger in ihrer persönlichen Freiheit einschränken oder gar Fleisch-Verbote aussprechen. Auch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit (BUMB) bekam diese Vorwürfe zu hören, als es bekannt gab, seine Gäste künftig vegetarisch bewirten zu wollen.
Doch ist der Vorwurf der Bevormundung wirklich gerechtfertig?
Wie bevormundend ist Vegetarismus wirklich?

Natürlich ist eine fleischlose Ernährung keinesfalls bevormundend. Im Gegenteil!
Die Grünen und auch das BUMB haben die ökologischen Vorteile einer fleischlosen Ernährung immer deutlich als Grund für ihre Initiative benannt. Denn Fleisch ist zweifellos eines der umweltschädlichsten (und bevormundendsten) Lebensmittel überhaupt.
Und das liegt unter anderem daran:

  • Der Energie- und Landverbrauch für den Anbau von Futtermitteln,
  • die (künstlich geschaffene) Nahrungskonkurrenz der Nutztiere zum Menschen (Stichwort: Welthunger),
  • die Ausdünstungen der Tierhaltungen (insbesondere Methangase), die das Klima stärker belasten als der gesamte Verkehrssektor inklusive Flugzeugen, Schiffen und Autos,
  • die schier endlosen Mengen an Gülle, die Böden, Grundwasser und Ozeane verschmutzen,
  • der immense Wasserverbrauch der Tierhaltungen,
  • die Bedrohung der Artenvielfalt und ganzer Ökosysteme durch Pestizide und Monokulturen,
  • etliche weitere, gute Gründe für eine rein pflanzliche Ernährung finden Sie auf unseren Seiten.

Fleischfrei bedeutet Weitsicht.

Die ökologischen Auswirkungen der Fleischproduktion betreffen den Lebensraum Erde und damit auch alle Menschen.
Umweltorganisationen warnen seit Jahrzehnten, dass die Erde nicht genügend Ressourcen bereit hält, um alle Menschen dauerhaft mit den Mengen an Fleisch zu versorgen, wie sie in Deutschland verzehrt werden. Die heutigen Verzehr-Gewohnheiten haben keine Zukunft. Die von der Agrar-Lobby künstlich geschürte Panik vor pflanzlichen Ernährungsformen ändert aber auch nichts an der Grundproblematik.

Trockenheit ist auch eine Folge des Klimawandels
Die Fleisch-Lobby warnt hysterisch vor Bevormundung - und bevormundet selbst. Bild: Nagarjun Kandukuru, flickr.com (bearb.) Bildtitel: Cracked earth, CC-BY

Der Earth Overshoot Day, also der Tag, an dem die natürlich nachwachsenden Ressourcen der Erde für das Jahr aufgebraucht sind, lag im Jahre 2016 bereits am 8. August. Das bedeutet: Wir Menschen verbrauchen viel mehr Ressourcen, als nachwachsen. Wir leben längst auf Pump - mit ökologischen Folgen, die letztendlich alle Menschen betreffen. Die ökologischen Grenzen existieren - daran ändert sich auch nichts, wenn Massentierhalter und ihre Lobbyisten stets Zeter und Mordio rufen, sobald es um eine pflanzliche Ernährung geht.

Übrigens:
Den Anteil des Fleischverzehrs am eigenen, ökologischen Fußabdruck kann man mit einem so genannten CO2-Rechner simulieren (Mehr dazu hier).

Wer Fleisch isst, verbraucht deutlich mehr Ressourcen, als ihm rechnerisch zustehet. Es ist so, als wolle der Nachbar auch noch das eigene Grundstück in Beschlag nehmen - und dies mit der persönlichen Freiheit begründen.

Fleischerzeugung dennoch weiterhin stark subventioniert.

Trotz ihrer gut dokumentierten Auswirkungen auf die Umwelt, wird die Fleischerzeugung in Deutschland weiterhin stark subventioniert. Durch staatliche Agrar-Subventionen aus Steuergeldern, aber auch durch den reduzierten Mehrwertsteuersatz für Fleisch und andere Tierprodukte (mit 7% statt 19%).

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Die Erzeugung von Fleisch wird durch die Subventionierung aus den Zwängen der Marktwirtschaft weitgehend befreit - mit Folgen wie "Butterbergen" und "Milchseen". Etwa jedes dritte Schwein wird in Deutschland für den Müll produziert - Subventionen machen es möglich. Jeder Versuch, etwas an diesem zerstörerischen System zu verändern, wird bislang von der übermächtigen Agrar-Lobby schon im Keim erstickt.

Ein paar Beispiele:

Fleischverzehr: Egoistische Bevormundung.

Die Grünen hatten sich damals dafür stark gemacht, die Aufmerksamkeit der Bevölkerung stärker auf die Folgen der Fleischerzeugung zu richten. Der vorgeschlagene "Veggieday" sollte rein freiwillig sein und dazu anregen, einmal in der Woche kein Fleisch zu essen und einen Blick über den eigenen Tellerrand zu werfen. Nichts davon hat mit Bevormundung zu tun. Im Gegenteil!

Pestizide werden oft mit dem Flugzeug versprüht
Zerstörung von Lebensräumen - das ist Bevormundung. Bild: ASP Inc, fotolia.com

Tatsächlich ist der Fleisch-Verzehr Bevormundung. Denn die Auswirkungen der Fleischproduktion betreffen uns alle. Auch diejenigen, die längst kein Fleisch mehr essen und stattdessen ökologischere Lebensmittel bevorzugen, um sich gesund und schmackhaft zu ernähren.

Fleischverzehr bedeutet aber auch, einem anderen Mitlebewesen ohne Not (oder gar Notwehr) das Leben zu nehmen. Für den kurzen Moment des Genusses. Aus Erziehung und Angewohnheit, denn der deftige Geschmack von Röstaromen lässt sich schließlich auch mit Pilzen und Hülsenfrüchten leicht erzeugen.

Der Fleischverzehr in Deutschland liegt ohnehin weit über den Empfehlungen der (extrem konservativen) Deutschen Gesellschaft für Ernährung (DGE). Die Folgen des hohen Fleischkonsums (darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Übergewicht bis hin zu diversen Krebsarten) belasten das Gesundheitssystem und betreffen damit erneut die Allgemeinheit.

Verzweifelter Arzt
Der übermäßige Fleischverzehr belastet auch das Gesundheitssystem. Bild: Fotolia.com (bearb.)

Der Umstieg auf eine fleischfreie, pflanzliche Ernährung ist der wichtigste Schritt zu einem nachhaltigeren Lebensstil. Wer sich für die Vielfalt einer pflanzlichen Ernährung öffnet, wird eine ganz neue Vielfalt entdecken und kann - fast nebenbei - seinen eigenen ökologischen Fußabdruck deutlich verringern. Und wer kein Fleisch isst, rettet im Laufe seines Lebens statistisch mehr als 630 Tieren das Leben.

Noch tierfreundlicher und ökologisch konsequenter lebt, wer auch keine Milch- und Eiprodukte verzehrt. Denn für Milch sterben Kälbchen und für Eier sterben die männlichen Küken. Der vegane Umstieg ist leichter als man denkt.

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AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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