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Traktoren in Berlin: Landwirte protestieren gegen Umweltschutz

Landwirte demonstrierten gegen strengere Umweltgesetze
Landwirte demonstrierten gegen strengere Umweltgesetze Bild: K/Vegpool

Laut hupend sind in den frühen Morgenstunden mehrere tausend Landwirte mit ihren Traktoren in Berlin eingefahren und haben mit einer "Traktor-Sternfahrt" den Verkehr großflächig zum Erliegen gebracht. Sie forderten eine agrarfreundlichere Politik - und dass man ihnen zuhört.
Ein Kommentar von Kilian Dreißig.

Doch allen Plakat-Slogans zum Trotz scheinen sich die meisten Protestler eher gegen das zu stellen, was bäuerliche Landwirtschaft ausmacht: Die Arbeit im Einklang mit der Natur.

Auf der offiziellen Bühne wurde sogar der Klimawandel und die Nitratproblematik in Deutschland als "diffuse Ängste" verharmlost - statt diese Probleme ernsthaft anzugehen. Das Publikum johlte.

Jeder Mensch hat in Deutschland das Recht, seine Meinung auf einer Demonstration öffentlich zu äußern. Das gilt natürlich auch für industrielle Landwirte.

Von "Gemeinsamkeit" und "Schulterschluss" ist die Rede in den Forderungen der Industrie-Landwirte, die bereits mitten in der Nacht in der Berliner Innenstadt ein Hupkonzert starteten, Böller zündeten und Sirenen heulen ließen.

Nur: Von Gemeinsamkeiten ist nicht viel zu erkennen. Die Forderungen nach "ökonomischen" Lösungen klingen vielmehr wie "Nach uns die Sintflut" und "wir ändern erst etwas, wenn ihr uns dafür bezahlt."

Maschinelle Aufrüstung bei der Trecker-Demo am Brandenburger Tor in Berlin
Maschinelle Aufrüstung bei der Trecker-Demo am Brandenburger Tor in Berlin Bild: K/Vegpool

Freilich haben die Demo-Planer das schöner formuliert. Sie wollten nicht länger die Buhmänner sein, las man hier und dort. Ständig würden Verbraucher auf "den Bauern" herumhacken.

Etwa darauf, dass die intensive Landwirtschaft das Insektensterben verursacht? Dass Ackergifte das Bodenleben abtöten? Dass Tierhaltung die Klimakrise verstärkt? Dass für Futtermittel Urwälder gerodet werden? Dass Tierquälerei Tiere quält? Dass Nitrat das Grundwasser dauerhaft belastet?

Liebe Landwirte: Das ist kein "Rumhacken". Das ist fundierte Sach-Kritik.

Die Traktor-Demo in Berlin war ein Sammelbecken derer, die von strengeren Umweltgesetzen betroffen wären. Für Klimaleugner, Massentierhalter und Co.

Und so zeigt sich bei der Traktor-Demo in Berlin wieder eines: In wohl keinem anderen Bereich wird so selbstverständlich vorausgesetzt, dass die Allgemeinheit die ökologischen Folgekosten auffängt, wie in der intensiven Landwirtschaft.

Sicher trägt auch der Geiz der Verbraucher zur aktuellen Situation in der Landwirtschaft bei. Und auch die Agrar-Politik in Deutschland unterstützt insbesondere große Betriebe und setzt damit falsche Anreize.

Doch auch die Landwirte selbst haben über ihre Verbände z. B. eine umweltfreundlichere Gülle-Verordnung bis zuletzt blockiert. Die EU hat Deutschland dafür sogar verklagt.

Wenn man alle Folgekosten einbezieht, ist intensive Landwirtschaft für die Gesellschaft am teuersten. Die Allgemeinheit muss schließlich auch für die Subventionen aufkommen, und für Folgekosten wie z. B. die Trinkwasseraufbereitung in verseuchten Gebieten.

Doch niemand muss Umwelt und Natur so tiefgreifend schädigen wie es in der Industrie-Landwirtschaft erfolgt. Wirtschaftlich umsetzbare, ökologischere Alternativen gibt es seit Jahrzehnten. Die fast 30.000 Bio-Landwirte in Deutschland machen es jeden Tag vor.

Als Redaktion vom größten veganen Verbraucherportal in Deutschland hören wir immer wieder die polemische Behauptung, Veganer wären "Feinde der Landwirte". Das Gegenteil ist der Fall: Veganer geben im Schnitt sogar mehr Geld für gute Lebensmittel aus. Veganer sind besonders treue Unterstützer einer nachhaltige(re)n Landwirtschaft.

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Landwirte demonstrieren gegen Umweltschutz
Letzter Beitrag: 02.02.2020, von Sunjo.

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4,7/5 Sterne (23 Bew.)
AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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