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Wie Medien den Tod einer Bergsteigerin ausschlachten

Widersinnige Assoziationen werden geweckt (Screenshot blick.ch)
Widersinnige Assoziationen werden geweckt (Screenshot blick.ch) Bild: K/Vegpool

Maria Strydom, eine begeisterte Bergsportlerin und Uni-Dozentin aus Australien, ist am Wochenende am Mount Everest an der Höhenkrankheit verstorben. An diesem Wochenende, zu Beginn der Wander-Saison am höchsten Berg der Erde, starben noch zwei weitere Bergsteiger: Eric Ary Arnold und Subash Paul. Doch Maria Strydom war Veganerin. Ihr erklärtes Ziel war es gewesen, mit ihrer Extremwanderung Vorurteile abzubauen und zu beweisen, was auch Veganer leisten könnten.

Der Tod der Bergsportlerin ist eine schreckliche Tragödie, insbesondere für die Angehörigen, die offenbar erst aus den Medien vom Tod Strydoms erfahren hatten. Für viele Medien hingegen ist der Tod der Sportlerin ein gefundenes Fressen. Eine Veganerin, die es allen beweisen möchte - und bei dem Versuch stirbt. Ein erschütterndes Beispiel dafür, wie Medien Vorurteile gegenüber Veganern für eigene Zwecke ausnutzen.

Halsbrecherische Verknüpfung zwischen Höhenkrankheit und Veganismus.

Obwohl von Anfang an klar war, dass Maria Strydom an der Höhenkrankheit gestorben ist - also an mangelndem Sauerstoff in der extremen Höhe -, wird sogleich eine Verbindung zur veganen Ernährung konstruiert. Haarsträubend schreibt zum Beispiel die "Bild", nachdem sie bereits die Höhenkrankheit als Todesursache genannt hatte, dass "noch völlig unklar" sei, "ob Strydoms vegane Lebensweise Einfluss auf ihren Tod hatte". (Ebenso sieht es der Berliner Kurier). Wenig später gibt "Bild" in einem weiteren Artikel wieder, welch niveaulose Sprüche "Vegan-Hasser" in den sozialen Medien verbreiten würden. Mit zahlreichen niveau- und rücksichtslosen Zitaten, natürlich.

Das Schweizer Pendant "Blick", eine Art "Bild"-Schwester im Geiste, titelt nicht weniger effektheischend mit "Sie wollte beweisen, dass Veganer nicht zu schwach sind". Dass der Tod hier als erwartbare Konsequenz einer veganen Lebensweise interpretierbar wird (nach dem Motto "sie war eben doch zu schwach"), ist sicher nur reiner Zufall. Auch die "Welt" nutzt diese Verknüpfung für ein (inhaltlich ganz niveauvolles) Interview über die gesundheitlichen Aspekte der veganen Ernährung. Zum Glück ist der Interview-Experte, Prof. Dr. Leitzmann, durchaus bewandert im Bereich der veganen Ernährung. Zum Tod durch Höhenkrankheit wäre vielleicht trotzdem ein Experte der Höhenkrankheit besser ausgewählt gewesen. Doch das Naheliegende war auch der "Welt" offenbar zu unspektakulär.

Geschrieben mit dem "Haha"-Button im Hinterkopf?

Die britische Online-Zeitung "The Independent" bringt es in einem Meinungs-Artikel ganz gut auf einen Nenner: "Many headlines have opted to conflate Maria’s vegan diet with her death in a bid to stir controversy and gain clicks". Medien konstruieren also einen Zusammenhang zwischen dem tragischen Tod und der veganen Ernährung, um Kontroversen anzuzetteln und Klicks zu ernten. "Such titles show a shameful lack of sensitivity, and are perhaps written with Facebook’s new ‘haha’ button in mind", heißt es weiter. Solche Schlagzeilen beweisen einen beschämenden Mangel an Feingefühl und würden wohl mit dem "Haha"-Button von Facebook im Hinterkopft geschrieben. Da hat sie wohl recht. Und man kennt das ja bereits.

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AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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