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Der Preis für Fleisch: Wie wir alle mitbezahlen

Fleischeslust? Viele Gründe sprechen dagegen
Fleischeslust? Viele Gründe sprechen dagegen Bild: Seph Swain Bildtitel: plus Fleisch, CC-BY

Ein Rind frisst ca. 15 Kilo Soja, um ein Kilo Fleisch anzusetzen (Quelle: vebu.de). Mit dieser Soja könnte man gute 30 Kilo Tofu herstellen.
Fleisch müsste dementsprechend deutlich mehr kosten, als Tofu. Und doch sehen die Preise im Supermarkt ganz anders aus: Die billigsten Fleisch-Preise liegen sogar unter denen für Tofu.

Der eigentliche Preis für Fleisch steht offenbar nicht auf dem Preisschild im Supermarkt.
Doch wie teuer ist Fleisch wirklich? Und wer bezahlt den Preis für's Fleisch?

Zwei Aspekte haben Einfluss auf den Preis von Fleisch:

  • die Produktionspreise werden gesenkt, indem die Produktion effizienter wird
  • die Kosten werden verteilt oder verlagert, so dass Einzelne weniger bezahlen

Ein Teil der Produktionskosten von Fleisch wird durch Subventionen gedeckt.

Die Subventionierung von Fleisch

Subventionen sind Gelder, die ein Staat bzw. eine Staaten-Gemeinschaft an bestimmte Betriebe und Unternehmen auszahlt, um die Wirtschaft zu fördern. Dabei muss keine markttypische Gegenleistung erbracht werden. Die Subventions-Gelder kommen aus einem großen Steuertopf und jeder Steuerzahler des Landes zahlt mit.

Es gibt Subventionen für verschiedene Wirtschaftsbereiche.
Im Rahmen der „Gemeinsamen Agrarpolitik“ (GAP) fließen nach Angaben des BUND ca. 57 Milliarden Euro an Agrarbetriebe in der EU. Nicht einmal 2 Prozent der Betriebe kassierem dabei etwa 30 Prozent der Subventionen – ein Großteil geht an Betriebe in der Produktionskette von Fleisch, zu der auch die Futtermittel-Produzenten gehören.

Durch die Subventionierung von Fleisch aus Steuergeldern werden indirekt auch Menschen zur Kasse gebeten, die Fleisch aus den unterschiedlichsten Gründen ablehnen. Auch Veganer und Vegetarier bezahlen, damit Fleisch billiger ist.

Auch andere Lebensmittel wie Getreide, Obst und Gemüse werden subventioniert, doch werden für vegane Lebensmittel weitaus weniger Ressourcen verbraucht, als für tierische Produkte. „Die Tierproduktion ist ein Landwirtschafts-Intensivierer“, so eine Studie (PDF) des Forums Ökologisch-Sozialer Marktwirtschaft (FÖS). Es fließen also besonders viele Ressourcen – und Subventionen – direkt und indirekt in die Fleischproduktion.

Ein weiterer Grund, warum Fleisch so billig ist, ist der ermäßigte Mehrwertsteuersatz, der auch für Fleischprodukte gilt.

Ermäßigte Mehrwertsteuer für Fleisch

Auf Fleisch werden heute nur sieben Prozent Mehrwertsteuer erhoben, während der allgemeine Mehrwertsteuersatz aktuell bei 19 Prozent liegt.
Der ermäßigte Mehrwertsteuersatz gilt für Lebensmittel, die zu den „Grundnahrungsmitteln“ zählen.

Die Definition, was als Grundnahrungsmittel gilt, ist allerdings umstritten: Während Kuhmilch als Grundnahrungsmittel gilt und mit 7% besteuert wird, werden für Sojadrink 19% fällig. Wenn beide Produkte netto 1 Euro kosten würden, zahlt man mit Mehrwertsteuer 1,19 Euro für den Sojadrink und 1,07 Euro für die Kuhmilch.

Warum Fleisch eigentlich teuer ist

Der wahre Preis von Fleisch beinhaltet nicht nur die Kosten für Futtermittelanbau, Tierzucht, Tierhaltung und Transporte, sondern auch die Folgekosten. So entstehen beispielsweise durch den hohen Fleischkonsum in Deutschland Krankheiten, die das Gesundheitssystem belasten: Übergewicht, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs sind nur eine Auswahl der Folgen, die hoher Fleischkonsum verursachen kann.

Durch höhere Kosten des Gesundheitsystems steigen die Kosten der Krankenversicherungen. Die Folgekosten der Fleischproduktion lassen sich nicht immer einzeln bestimmen – und doch sind sie deutlich feststellbar. Es sind Kosten der Fleischproduktion, die auf die Allgemeinheit verlagert werden.

Der ökologische Preis für Fleisch – nicht direkt messbar, aber messbar teuer

Zu den gesundheitlichen Folgen und Folgekosten kommen ökologische Aspekte, deren wirtschaftliche Folgen sich ebenfalls nur schwer beziffern lassen. Wie hoch ist der wahre Preis für 100 Hektar gerodeten Regenwald? Was sind die Kosten für dauerhafte Umweltzerstörung, Klimawandel und Vergiftung des Grundwassers?
Es entstehen Kosten, die oftmals auf die Produktionsländer abgewälzt werden, aus denen deutsche Mäster ihre Futtermittel beziehen. Die Kosten werden verlagert – und gehören doch zum Fleischpreis.

Fleisch ist ein Produkt, das nur einem geringen Teil vom Konsumenten im Supermarkt bezahlt wird. Die Folgekosten der Fleischproduktion werden wirtschaftlich auf die Gesellschaft, ihre ökologischen Folgen auf wenige Menschen abgewälzt.

Die Auswirkungen auf Natur und Tiere, das Leid durch Urwaldrodung, Landzerstörung und Vertreibung in den Anbauländern der Futtermittel, die Auswirkungen der Gentechnik und die Tierquälerei hierzulande, sind Aspekte, die sich kaum wirtschaftlich messen lassen (aber durchaus Einfluss auf Gesellschaft und Kultur haben): Auch diese schwer finanziell berechenbaren – aber durchaus immensen – Kosten gehören untrennbar zum Fleisch.

Auch für vegane Produkte werden Lebensmittel verwendet, die nicht immer ökologisch produziert wurden, z. B. Palmöl. Allerdings in weitaus geringerem Ausmaß, da Tierprodukte „Agrar-Intensivierer“ sind und weitaus mehr Energie und Ressourcen benötigen.

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4,3/5 Sterne (37 Bew.)
AUTOR: KILIAN DREIßIG
Vegane Lebensweise vereint Klimaschutz, Tierschutz und Lebensqualität. Gründe genug, mich als Journalist damit zu beschäftigen.

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